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SG Sonnenhof Großaspach Turn und Sport bejubelt Gründung des ersten Turnvereins im Ort vor 100 Jahren – Jubiläumsjahr startet mit Fest- und Ehrungsabend

100 Jahre Turnen im Ort bejubelt die SG Sonnenhof Großaspach TuS. 1920 wurde der erste Turnverein gegründet, von dem sich aber bereits 1923 einige Mitglieder abspalteten und den Arbeiter-Turnerbund ins Leben riefen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es als Spvgg Großaspach gemeinsam weiter. Die Fusion mit dem FC Sonnenhof Kleinaspach 1994 sowie 2000 erbrachte die SGSonnenhof Großaspach. Aus der wurden vor zehn Jahren wieder vier eigenständige Vereine. Von denen feiern nun die Turner den runden Geburtstag.

Präsentierten sich zum Turnfest 1925 in Großaspach: Albert Seeger, Viktor Zucker, Wilhelm Fahrbach, Hermann Oppenländer, Karl Strecker, Gotthilf Stecher, Fritz Küstner (hintere Reihe von links), Gottlieb Kölz, Richard Zucker, Hermann Lenz, Gotthilf Häußermann, Walter Zwicker, Karl Bückler, Hermann Brod (zweite Reihe von hinten), Turnwart Karl Gläser, Jakob Brosi, Otto Ebinger, Robert Weiss, Paul Peter, Gotthilf Schwenger, Wilhelm Stecher, Gottlieb Bay, Otto Baumann (mittlere Reihe), Karl Haber, Adolf Übele, Emma Schneck, Emma Erb, Frieda Seeger, Hilde Müller, Karl Streker, Marta Wöhrle, Emma Ebinger, Emma Fahrbach, Sannchen Klenk, Hermann Schwenger, Karl Brod (zweite Reihe von vorn) sowie unbekannt, Christian Fahrbach, Otto Mutschelkanus, Christian Strecker, Otto Wöhrle, unbekannt, Gotthilf Rueß.

Präsentierten sich zum Turnfest 1925 in Großaspach: Albert Seeger, Viktor Zucker, Wilhelm Fahrbach, Hermann Oppenländer, Karl Strecker, Gotthilf Stecher, Fritz Küstner (hintere Reihe von links), Gottlieb Kölz, Richard Zucker, Hermann Lenz, Gotthilf Häußermann, Walter Zwicker, Karl Bückler, Hermann Brod (zweite Reihe von hinten), Turnwart Karl Gläser, Jakob Brosi, Otto Ebinger, Robert Weiss, Paul Peter, Gotthilf Schwenger, Wilhelm Stecher, Gottlieb Bay, Otto Baumann (mittlere Reihe), Karl Haber, Adolf Übele, Emma Schneck, Emma Erb, Frieda Seeger, Hilde Müller, Karl Streker, Marta Wöhrle, Emma Ebinger, Emma Fahrbach, Sannchen Klenk, Hermann Schwenger, Karl Brod (zweite Reihe von vorn) sowie unbekannt, Christian Fahrbach, Otto Mutschelkanus, Christian Strecker, Otto Wöhrle, unbekannt, Gotthilf Rueß.

Von Uwe Flegel

„Für Mannesmut – Für Manneskraft – Gut Heil.“ Diese kernigen Worte auf der Fahne des Turnvereins Großaspach kennzeichneten die Gesinnung der Männer, die sich 1920 zusammenfanden, um den Turnverein zu gründen. Geübt wurde auf dem Platz an der Ecke Backnanger/ Schöntaler Straße, auf dem später auch Hand- und Fußball gespielt wurde.

Die wirtschaftliche Zeit war schwierig und innenpolitisch ging es in Deutschland sehr hoch her. Das wirkte sich auch in der kleinen ländlichen Dorfgemeinschaft mit rund 1200 Einwohnern aus. Die Auseinandersetzungen unter den Mitgliedern über die Zielsetzung des noch jungen Turnvereins wurden immer lebhafter und führten schließlich zur Spaltung. Am 26. November 1923 gründete ein Teil der Mitglieder den Arbeiter-Turnerbund Großaspach. Geturnt wurde zunächst auf einer Baumwiese im Bereich des heutigen Hangweges in Großaspach. Um unabhängig von der Witterung zu sein, wurde im Jahr 1927 in der Spengelgasse eine eigene Turnhalle erstellt. Eine gewisse Rivalität unter den beiden Vereinen spornte die Mitglieder zu großen Eigenleistungen an. Gleich war, dass bei beiden Vereinen nur Männer und Knaben gefragt waren. Frauen und Mädchen traten lediglich bei Festumzügen auf. Erst nach dem Krieg wurde das Frauen- oder Mädchenturnen eingeführt.

Sportfest 1948 auf dem alten Sportplatz mit Lore Mackamul (Kriening), Erika Funk (Eppler), Anita Köpf (Scheib), Selma Gerling (Belz), Elfriede Rupp (Messer), Lieselotte Schüßler, Lieselotte Stadel, Käthe Knecht (Penzenstadler), Helga Kraft (Veihl), Ilse Köpf (Fritz), Edith Pissot, unbekannt, Irma Funk (Reichert), Ilse Franz, Irmgard Erb (von links) sowie am Pferd Turnwart Schüßler.

Sportfest 1948 auf dem alten Sportplatz mit Lore Mackamul (Kriening), Erika Funk (Eppler), Anita Köpf (Scheib), Selma Gerling (Belz), Elfriede Rupp (Messer), Lieselotte Schüßler, Lieselotte Stadel, Käthe Knecht (Penzenstadler), Helga Kraft (Veihl), Ilse Köpf (Fritz), Edith Pissot, unbekannt, Irma Funk (Reichert), Ilse Franz, Irmgard Erb (von links) sowie am Pferd Turnwart Schüßler.

Mit Beginn des Dritten Reiches am 30. Januar 1933 war das Schicksal des Arbeiter-Turnerbundes besiegelt. Er wurde verboten und sein Besitz als „volks- und staatsfeindliches Vermögen“ entschädigungslos eingezogen. Zudem wurden die schriftlichen Unterlagen und die Vereinsfahne beschlagnahmt sowie im Frühjahr 1934 die Turnhalle versteigert.

Der Turnverein dagegen durfte ungehindert in der Turnhalle bei der Kirche weitermachen. Ein Meilenstein für ihn war die Gründung der Fußballabteilung am 1. März 1936. Viele Turner hatten auch an der Kickerei ihren Spaß. Rasch wuchs die Mitgliederzahl. Die Freude war aber nur kurz. Der Zweite Weltkrieg legte das Klubleben weitgehend lahm.

Nach dem Krieg dauerte es bis 6. Juli 1946, ehe es weiterging. Bei der Gründungsversammlung wurde Konrad Boß zum Vorsitzenden gewählt. Mit ihm bildeten Eberhard Wirth (Schriftführer), Wilhelm Unger (Kassierer), Albert Ackermann (Spielführer), Karl Boß (Jugendleiter), Gotthilf Schwenger (Revisor) sowie Josef Kraft und Gustav Schäfer (beide Beisitzer) die Führung. Nun meldete selbstverständlich auch der zwangsweise aufgelöste Arbeiter-Turnerbund seine Ansprüche an. Nach den bitteren Erfahrungen und dem totalen Zusammenbruch kam man überein, gemeinsam einen Neuanfang zu wagen. Dies kam im neuen Vereinsnamen zum Ausdruck: Sportvereinigung Großaspach. Neben Fuß- und Handball gab es Turnen. Zudem wurde der Gemeinderat ersucht, die Turngeräte des Arbeiter-Turnerbunds dem Rechtsnachfolger Sportvereinigung zurückzugeben. Ein Problem war die Halle. In der waren während des Krieges polnische und französische Kriegsgefangene untergebracht, dann wurde sie für Flüchtlingsfamilien und das Anrichten der Hoover-Schulspeisung benötigt. Erst im Herbst 1948 konnten die Sportler wieder an die Geräte. Dennoch zeigten die Turner schon bei der Weihnachtsfeier 1948 der Öffentlichkeit ihr Können.

Die Großaspacher Turnriege bei der Mannschafts- und Einzelmeisterschaft des Turngaus 1970 in der Backnanger Stadthalle (von links): Uli Euerle, Achim Otterbach, Helmut Schneck, Werner Fischer, Egon Schäfer, Manfred Krack, Eberhard Reichert, Oberturnwart Siegfried Schwarz, Dieter Wildermuth, Peter Otterbach, Übungsleiter Erich Wegscheider und Turnwart Fritz Kohler junior.

Die Großaspacher Turnriege bei der Mannschafts- und Einzelmeisterschaft des Turngaus 1970 in der Backnanger Stadthalle (von links): Uli Euerle, Achim Otterbach, Helmut Schneck, Werner Fischer, Egon Schäfer, Manfred Krack, Eberhard Reichert, Oberturnwart Siegfried Schwarz, Dieter Wildermuth, Peter Otterbach, Übungsleiter Erich Wegscheider und Turnwart Fritz Kohler junior.

Der Turnbetrieb ging aber voran. Die Spvgg beteiligte sich an den Gaukindertreffen und den Kreis-Turn- und Sportfesten. Allerdings wurde der bauliche Zustand der Turnhalle immer schlechter. Vor allem der Boden bereitete Probleme. Zudem wurde die Sportplatzfrage akut. Der in den Dreißigerjahren angelegte Turn- und Sportplatz am Klöpferbach entsprach nicht mehr den Anforderungen. Eine Vergrößerung scheiterte am Grunderwerb. Es traf sich gut, dass in den Jahren 1947/48 im Fautenhau wegen Borkenkäferbefalls eine größere Waldfläche abgeholzt werden musste. Nachdem alle bürokratischen Hürden überwunden waren, wurde in Gemeinschaftsarbeit eine der damals schönsten Sportanlagen im Kreis Backnang erstellt und 1953 mit dem Kreis-Turn- und Sportfest eingeweiht. Nächstes Ziel war der Bau eines Vereinsheims mit Umkleide- und Waschräumen. Das war im Mai 1957 geschafft. Zur Feier gab es im Juni erneut das Kreis-Turn- und Sportfest.

Allerdings war Ende der 50er- und Anfang der 60er-Jahre der Elan bei den Turnern etwas verloren gegangen – auch wegen der Hallenproblematik. Dann sorgten junge und ausgebildete Sportlehrer wie Erich Wegscheider und Gisela Müller für neuen Schwung. Schnell sprach sich im Dorf herum, dass nicht mehr nur Jugend-, sondern auch Kinder- und Mädchenturnen angeboten wird. Es bildeten sich Gruppen, die das Geräteturnen voranstellten und entsprechende Leistungen erzielten. Als Übungsstätten dienten noch die Gemeindehalle, der Musiksaal oder der Fahrradkeller der Schule. In dieser Zeit entstand auch die Gymnastikgruppe für Männer und Frauen.

Das Führungsteam der SG Sonnenhof Großaspach TuS im Jahr des 100. Geburtstags des Turnsports in Großaspach (von links): Die Vorsitzende Christina Krech und die sogenannten Ressortvorstände Jennifer Köhler, Birgit Gogel, Nadine Schmiedt und Vanessa Köhler. Fotos: Verein/privat

Das Führungsteam der SG Sonnenhof Großaspach TuS im Jahr des 100. Geburtstags des Turnsports in Großaspach (von links): Die Vorsitzende Christina Krech und die sogenannten Ressortvorstände Jennifer Köhler, Birgit Gogel, Nadine Schmiedt und Vanessa Köhler. Fotos: Verein/privat

Als bei der Hauptversammlung 1967 mit Siegfried Schwarz ein junger Turn-Abteilungsleiter gewählt wurde, gab es den nächsten Schritt in der Entwicklung. Erst recht, nachdem die Gemeinde die Schulturnhalle baute. Ende 1969 gab es nun eine Halle mit Schwingboden und einer Bühne für Vorführungen. Das bewirkte den nächsten Schub. Neue Gruppen bildeten sich und die guten Trainingsmöglichkeiten brachten bei Wettkämpfen Erfolge und gute Ergebnisse.

Was Großaspachs Turner in jener Zeit und bis heute auszeichnete, das waren viele Turn- und Sportveranstaltungen. Im Jubiläumsjahr 1970 wurden zum Beispiel vom 3. bis 6. Juli der zweite Sportplatz eingeweiht, gleichzeitig der 50. Geburtstag der Turner gefeiert und nur eine Woche später das Gaukindertreffen auf der vergrößerten Fautenhau-Sportanlage ausgerichtet. Es war nicht das erste und nicht das letzte Mal, dass die Spvgg diese Großveranstaltung ausrichtete. Bei bis zu 1200 Teilnehmern war es immer eine große Kraftanstrengung. Unvorstellbar ist heutzutage, das Geräteturnen im Freien zu veranstalten. Neben Kreisturnfesten standen Rundenwettkämpfe im Geräteturnen, Landes- und Deutsche Turnfeste auf dem Plan. Dabeisein, Menschen und Städte kennenlernen war wichtig.

Mitte der 70er kam die Tischtennisabteilung hinzu. 1994 fusionierten die Fußballer mit dem FC Sonnenhof Kleinaspach zur SG Sonnenhof Großaspach. Der schlossen sich sechs Jahre später von der Spvgg noch Tischtennis- sowie Turnabteilung und vom FC Sonnenhof die Sportkegler an. Heimat des Großvereins war das alte Spvgg-Gelände im Fautenhau. Das wurde erst umfangreich erneuert und nach dem Regionalliga-Aufstieg der Fußballer komplett umgebaut.

2010 war bereits wieder Schluss mit Mehrspartenverein. Nach dem Aufstieg der Fußballer in die Regionalliga gab es eine Neustrukturierung. Der DFB stellte Anforderungen, die für die Tischtennis-, die Sportkegel- und die Turnabteilung große Herausforderungen mitgebracht hätten. Die Lösung war, sich freundschaftlich verbunden zu bleiben, als Vereine aber getrennte Wege zu gehen. Die Sportkegler heißen seitdem SKV Aspach, die Tischtennisabteilung TTF Großaspach und die Turner SG Sonnenhof Großaspach TuS. Die wiederum feiert nun 100 Jahre Turnen. Eine runde und stolze Geschichte. Zu der gehört, dass der momentan rund 630 Mitglieder starke Jubilar bunt, rüstig und vielfältig ist. Übrigens auch, weil mit der Mühlfeldhalle seit ein paar Jahren nun sogar eine richtige Sporthalle zur Verfügung steht.

Info
Ein vielfältiges Programm im Jubiläumsjahr sowie zahlreiche fleißige Schaffer und hilfreiche Ratgeber

Ihren 100. Geburtstag feiern Großaspachs Turner mit Veranstaltungen und Wettkämpfen, die über das ganze Jahr verteilt sind. Los geht es heute um 19 Uhr mit dem Fest- und Ehrungsabend in der Gemeindehalle. Danach gibt sich der Jubilar am 8. und 9. Februar als Ausrichter der Gaueinzelmeisterschaft im Gerätturnen (Mühlfeldhalle) die Ehre. Am 25. April findet der SG-Sporttag mit Jahresfeier und Party in der alten Schulturnhalle statt sowie am 2. und 3. Mai das Bezirksfinale Gerätturnen Einzel (Mühlfeldhalle). Sportlich geht es auch am 24. Oktober beim STB-Dance-Cup (Mühlfeldhalle) zu. Zudem präsentiert sich das Geburtstagskind in Aspach auf dem Mai- und auf dem Weihnachtsmarkt, veranstaltet im November eine Ehrungsmatinee sowie einen Seniorennachmittag und macht unter dem Motto Miteinander, Voneinander, Füreinander gemeinsame Aktionen mit den SG-Fußballern (Juni), dem Musikverein sowie beim Andrea-Berg-Heimspiel (beides im Juli). Außerdem engagiert sich die SG unter anderem noch beim Aspacher Ferienprogramm sowie als Gastgeber weiterer Veranstaltungen des Turngaus.

100 Jahre alt wird nur, wer über viele fleißige Schaffer verfügt. Solche wie Siegfried Schwarz, der sich seit mehr als einem halben Jahrhundert als Sportler, Abteilungs- und Übungsleiter engagiert, oder die Turnwarte Hermann sowie Fritz Kohler und Vorsitzende wie Ernst Birkhold, Albert Wagner, Gerhard Wagner und Heinz Denner. In jüngerer Zeit übernahmen Menschen wie Michael Andiel, Bernd Küstner, Herbert Scheub oder Silke Beutel (Keller) und andere lange Jahre Verantwortung. Seit zwei Jahren führt ein Fünfergremium um Christina Krech den Verein.

Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg haben allerdings nicht nur Aspacher den Turnsport im Verein geprägt. Wichtige und große Unterstützung gab es in den manchmal sehr schwierigen Jahren auch von außerhalb. An der Spitze dieser Helfer und Ratgeber standen Personen wie der ehemalige Turngauvorsitzende Adolf Weiß, der frühere Sportkreisvorsitzende und SPD-Landtagsabgeordnete Emil Erlenbusch, der einstige Oberturnwart des Turngaus Ernst Klöpfer wie Erich Wegscheider und Gisela Müller von der TSG Backnang sowie dem Turngau.

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Erstellt:
31. Januar 2020, 16:00 Uhr

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