Neue Regel und Zuversicht: Handballer kämpfen um Zukunft

dpa Köln. Nach monatelangen Videokonferenzen sitzen die Manager der Handball-Bundesliga erstmals wieder an einem Tisch. Bei der Tagung in Köln kommt die Branche bei der Bewältigung der Corona-Krise voran. Das Ziel ist aber noch nicht in Sicht.

Die Vertreter der 39 Vereine der Handball-Bundesligen haben bei der Mitgliederversammlung den Neustart beraten. Foto: Robert Michael/dpa

Die Vertreter der 39 Vereine der Handball-Bundesligen haben bei der Mitgliederversammlung den Neustart beraten. Foto: Robert Michael/dpa

Liga-Präsident Uwe Schwenker und HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann verabschiedeten sich nach der Mitgliederversammlung der Handball-Bundesliga mit neuer Zuversicht in den Sommer.

„Wir haben die Clubs eingeschworen, was alles noch zu tun ist. Derzeit spricht nichts dagegen, dass wir am 1. Oktober loslegen können“, sagte Bohmann am Ende der zweitägigen Tagung in einem Kölner Hotel. Und Schwenker betonte: „Es gilt, das Überleben der Vereine zu sichern. Wir sind verhalten optimistisch, dass wir als Solidargemeinschaft eng zusammenstehen und alle in die gleiche Richtung rudern.“

Bei dem Treffen mit den Managern der 39 Erst- und Zweiligisten wurden nicht nur die Leitlinien für das dringend benötigte Hygienekonzept und der weitere Fahrplan zur Bewältigung der Corona-Krise präsentiert, sondern auch eine neue Regel für die Saison 2020/21 verabschiedet.

Um bei der anstehenden Terminhatz vor allem die enorm geforderten Topclubs zu entlasten, entscheidet künftig bei Punktgleichheit von zwei oder mehr Teams nicht wie bisher das Torverhältnis über die Platzierung, sondern der direkte Vergleich. Dies soll den Spitzenvereinen den Druck nehmen, in jedem Spiel mit dem stärksten Aufgebot bis zum Schluss auf Torejagd gehen zu müssen. „Das wurde auf ausdrücklichen Wunsch von Bundestrainer Alfred Gislason beschlossen“, berichtete Bohmann. „Er verspricht sich davon mehr Ruhepausen für die Nationalspieler.“

Denn auf die Branche wartet ein Mammutprogramm. Nach dem Saisonabbruch wegen der Corona-Krise spielt die Bundesliga in der kommenden Saison mit 20 statt 18 Mannschaften. Zudem werden diverse ausgefallene Wettbewerbe wie die Endrunden in der Champions League und im DHB-Pokal sowie die Olympischen Spiele mit vorheriger Qualifikation nachgeholt. „Wir werden eine enorm hohe Belastung haben. Dafür müssen neue Konzepte her“, sagte Bohmann.

Fest steht, dass im nächsten Jahr erstmals in der Geschichte zwei Pokalsieger gekürt werden. Am 27./28. Februar steigt zunächst das Final-4-Turnier von 2020 mit dem THW Kiel, TBV Lemgo Lippe, der TSV Hannover-Burgdorf und der MT Melsungen. Am 5./6. Juni wird der Pokalgewinner 2021 ermittelt.

Weil es die üblichen Qualifikationsrunden nach Absprache mit dem Deutschen Handballbund nicht geben wird, muss ein neuer Modus her, wie die vier Endrundenteilnehmer ermittelt werden sollen. Eine Einigung konnten die Vereine bei einer kontroversen Diskussion noch nicht erzielen. „Damit werden wir uns bis zum Saisonbeginn Zeit lassen“, sagte Bohmann und kündigte weitere Gespräche an.

Bis dahin muss auch ein tragfähiges Hygienekonzept für Spiele mit Zuschauern vorliegen, denn anders als im Fußball sind die Handballer in hohem Maße auf die Einnahmen aus dem Ticketverkauf angewiesen. „Da sind noch einige Nüsse zu knacken“, sagte Bohmann. „Da fahren wir noch sehr auf Sicht und sind von der Politik und den Behörden abhängig. Es kann sein, dass ein Verein mit Zuschauern spielen kann und ein anderer nicht.“

Derzeit liegt ein Leitfaden zur Prüfung beim Bundesgesundheitsministerium. Das gemeinsam mit dem Basketball und Eishockey erarbeitete Generalkonzept soll Ende dieser Woche fertiggestellt sein. „Danach muss jeder Club seine Hausaufgaben machen“, sagte Schwenker.

Standardisierte Lüftungssysteme, sichere Zu- und Abwege-Regelungen für die Besucher und der Infektionsschutz für Spieler und Zuschauer sind nur einige Punkte, die dabei zu beachten sind. „Wir müssen für alle Hallen einen Höchststandard an Sicherheit gewährleisten“, sagte Bohmann.

An Sommerurlaub ist für die Macher der Branche daher kaum zu denken. „Das Krisenmanagement steht absolut im Vordergrund, denn die Lage ist weiter angespannt“, betonte Bohmann. „Die Krise ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Wir haben erst ein paar Kilometer geschafft und müssen weiterlaufen.“

© dpa-infocom, dpa:200708-99-723431/5

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Erstellt:
9. Juli 2020, 05:05 Uhr

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