Vorfreude der Footballer ist riesengroß

Wann und ob die Saison 2020 mit den Backnang Wolverines gestartet und beendet werden soll, darüber scheiden sich derzeit aber noch die Geister. Inzwischen hat allerdings das Training in Kleingruppen und mit Mindestabständen wieder begonnen.

Die gewohnten Anweisungen von Headcoach Michael Müller (links) fürs gesamte Team der Wolverines gibt es momentan noch nicht. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Die gewohnten Anweisungen von Headcoach Michael Müller (links) fürs gesamte Team der Wolverines gibt es momentan noch nicht. Foto: T. Sellmaier

Von Simon Ferber

Wie in allen anderen Sportarten blieb auch bei den American Footballern der Backnang Wolverines lange Zeit das Spielgerät zwangsläufig im Schrank. Trotz der weitreichenden Kontaktbeschränkungen hielt die Mannschaft in der footballfreien Zeit zusammen und ließ sich einige Alternativen einfallen, um ihren Sport nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Vor gut zwei Wochen durften die Footballer den Trainingsbetrieb aber wieder aufnehmen.

Ausgeklügelte Spielzüge, ein ungebrochener Teamspirit und der Wille, um jedes einzelne Yard zu kämpfen. Das hätte man seit einigen Wochen im Karl-Euerle-Stadion bei den Heimspielen der Backnang Wolverines gerne gesehen. Doch wie in den anderen Sportarten des Landes hat die Coronapandemie auch den Backnanger Footballern den Riegel vorgeschoben. Seit Mitte März ist aufgrund von behördlichen Anordnungen der Spielbetrieb untersagt, eine Wiederaufnahme ist derzeit in weiter Ferne.

Dabei hatten sich die Wolverines einiges für die neue Saison vorgenommen. Nach dem Landesliga-Verbleib in der abgelaufenen Spielzeit hatte man bereits im Oktober mit den Vorbereitungen begonnen. Bis zum Super Bowl Anfang Februar wurde regelmäßig trainiert. Durch die anschließenden Open-Practise-Days gab es sogar einige neue Gesichter im Mannschaftstraining. Martin Häuser, Spieler und seit Januar Spielleiter der Seniors, zeigt sich sehr positiv auf die Bereicherung durch die Zugänge und verdeutlicht: „Ein hoher Prozentsatz der neuen Teilnehmer konnte für den Footballsport begeistert werden. Darüber hinaus haben wir den Rookies bereits allgemeine Fertigkeiten übermittelt, welche für das spätere Mannschaftstraining unabdingbar sind.“ Mit zuversichtlichen Blicken auf die Saison wurde ein Trainingslager mit den befreundeten Bondorf Bulls geplant, welches den Teamgedanken mit Sicherheit gestärkt hätte. Diese Pläne konnten jedoch nach Bekanntgabe der Kontaktbeschränkungen direkt über den Haufen geworfen werden.

Die Verantwortlichen der Wolverines haben allerdings nur kurze Zeit Trübsal geblasen und ein Konzept als Alternative zum Mannschaftstraining entwickelt. „Unser Headcoach Michael Müller hat ein Online-Training auf die Beine gestellt, mit dem das allgemeine Footballverständnis, die Formationen, Spielsysteme und die internen Vorhaben geschult werden. Parallel haben wir über unsere Social-Media-Kanäle tägliche Work-outs für unsere Spieler hochgeladen“, erklärt Häuser und hofft indes auf die Annahme dieser Übungen durch die Spieler. Des Weiteren wurde gemeinsam mit der Physiotherapeutin Lisa Schweikhardt ein Trainingsprogramm für die Spieler erstellt. Dabei ging es vor allem um die Kräftigung der Beinmuskulatur und des Rumpfs. „Die Grundlagenausdauer sollte sich jeder Spieler während der freien Zeit ohne Mannschaftstraining selbst mit Laufen oder Radfahren beibehalten“, macht der Spielleiter klar. Die nie zuvor da gewesene Situation fordert also eine gewisse Disziplin und Kreativität.

Dass die Spieler auch in der Pause nie den Spaß am Football verloren, zeigt sich an der absolvierten Internet-Challenge. Dabei wurden in einzelnen Videosequenzen footballähnliche Aktionen mit Klopapier – aufgrund des Trends, Klopapier auf Vorrat zu beschaffen – kombiniert und letztlich als Video geschnitten. Untätig waren die Footballer in der Zwangspause auch neben den individuellen Trainingseinheiten nicht. Die seit Jahren geplante Doppelgarage für das Karl-Euerle-Stadion konnte endlich aufgestellt und mit den ersten Trainingsmaterialien belegt werden. Der Innenausbau sowie die Fertigstellung des Umfeldes sind aktuell in Bearbeitung. Wann und ob die Saison 2020 gestartet und beendet werden soll, darüber scheiden sich derzeit noch die Geister. Für die Wolverines um Martin Häuser ist klar, dass selbst, wenn im Juli wieder gespielt werden könne, dies aus sportlicher und auch finanzieller Sicht keinen Sinn ergeben würde.

„Die Spieler sind alle untrainiert, über Wochen konnte kein Kontakttraining durchgeführt werden, geschweige von komplexen Spielzügen. Zahlreiche Verletzungen wären die Folge“, betont Häuser. Vom American-Football-Verband Deutschland (AFVD) und dem baden-württembergischen Ableger AFCV steht ein offizielles Statement noch aus. Jedoch gelten deren Überlegungen über die Ausführung einer Saison zwischen September und November als wahrscheinlichstes Ergebnis. An eine vollständige Saison glaubt man bei den Wolverines jedoch nicht mehr. Vielmehr sieht man Chancen auf kleinere Turniere und einzelne Freundschaftsspiele. Aber erst einmal muss auf die Lockerungen der Coronamaßnahmen gewartet werden, denn American Football zählt mit Sicherheit zu einer der kontaktreichsten Mannschaftssportarten überhaupt.

Das Backnanger Team von Headcoach Müller konnte inzwischen das auf dem Etzwiesen-Kunstrasenplatz stattfindende Training – unter strengen Regeln und Auflagen – wieder aufnehmen. Seit Ende Mai dürfen die Spieler ihrem Hobby nachgehen, wenn auch zunächst nur in Kleingruppen und mit den obligatorischen Mindestabständen. Nach über zweieinhalb Monaten Zwangspause ist das eine Erleichterung für alle Verantwortlichen und Spieler. Mit regelmäßigen Übungseinheiten wird nun zunächst an Körperstabilität, Agilität und Beweglichkeit gefeilt, bevor es hoffentlich bald ins übliche Mannschaftstraining geht. Bis zum ersten Match nach der Coronakrise werden wohl ein paar Wochen vergehen, doch bereits heute dürfte die Vorfreude der Backnanger Footballer auf das Spiel mit dem Lederei riesengroß sein.

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Erstellt:
16. Juni 2020, 06:00 Uhr

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