Wagnis DEL-Saison startet mit Derby

dpa Köln. Am Donnerstag startet die DEL doch noch in ihre neue Spielzeit. Zum Auftakt müssen mal wieder die rheinischen Rivalen Köln und Düsseldorf um die Öffentlichkeit werben. In der Liga gibt es auch Ängste.

Mit dem 228. Derby Kölner Haie gegen die Düsseldorfer EG startet die DEL in die zweimal verschobene neue Saison. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Mit dem 228. Derby Kölner Haie gegen die Düsseldorfer EG startet die DEL in die zweimal verschobene neue Saison. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Mehr geht nicht. Zum Start der bislang ungewöhnlichsten und riskantesten Saison in 26 Jahren DEL bietet die Deutsche Eishockey Liga das Attraktivste, was sie hat.

Mit dem 228. Derby Kölner Haie gegen die Düsseldorfer EG startet die Liga am Donnerstag (19.30 Uhr/MagentaSport) nach neunmonatiger Pause in die zweimal verschobene neue Saison. Mehr Tradition, mehr Prestige, mehr Rivalität zwischen zwei Teams gibt es in der DEL nicht. „Wir freuen uns riesig, dass es jetzt los geht. Wir haben monatelang darauf gewartet“, sagte Haie-Coach Uwe Krupp.

„Ich denke, dass die Sehnsucht und die Leidenschaft der Eishockey-Fans absolut ungebrochen sind“, sagte DEG-Sportchef Niki Mondt der Deutschen Presse-Agentur. Dies ist zumindest die große Hoffnung der Liga. Erst der Verzicht der Spieler auf teils 60 Prozent der Gehälter, Staatshilfen und das Einspringen von Gönnern und Sponsoren ermöglichte das Wagnis, in die neue Spielzeit zu starten. „Neun Monate hat die Liga pausiert, es wird Zeit, dass wir endlich starten“, sagte Schwenningens Sportchef Christof Kreutzer.

Allerdings wird es eine Spielzeit ohne Zuschauer, mit verkürzter Hauptrunde und Playoffs und der ungewohnten Unterteilung in Nord- und Südgruppen, was die Infektionsgefahr durch weniger Reisen etwas einschränken soll. Zudem wurde die Wieder-Einführung von Auf- und Abstieg verschoben, um wegen der erschwerten Kaderplanung keine finanziellen Wagnisse bei den Clubs zu fördern.

Zumindest in das Bewusstsein der Öffentlichkeit kehrt die Liga nun zurück. MagentaSport zeigt das Eröffnungs-Derby frei empfangbar auch für Nicht-Abonnenten und -Telekom-Kunden. „Die Menschen haben wieder Lust auf Eishockey. Die Solidarität, die wir in den letzten Monaten erleben durften, hat uns gezeigt: Das Feuer der Kölner Eishockey-Fans brennt so hell wie eh und je“, sagte Haie-Geschäftsführer Philipp Walter. Dabei hatten vor allem die Kölner um die Saison und ihren Standort gezittert. An keinem der anderen 13 DEL-Standorte ist die ohnehin immense Abhängigkeit von Ticketeinnahmen angesichts der geringen TV-Einnahmen so groß wie in Köln. Mit gut 13 000 Fans pro Spiel haben die Haie den höchsten Zuschauerschnitt der Liga, die außerhalb des Fußballs regelmäßig die meisten Fans anlockt.

Doch am Donnerstag wird die 18 600 Zuschauer fassende Arena in Köln wegen der Corona-Pandemie leer sein. Clubs und Liga sind darauf eingestellt, dass sich dies bis zum Saisonende nicht ändern wird. „Eishockey lebt von der Atmosphäre in den Hallen. Da die Fans fehlen, kann unser Produkt nicht mehr das gleiche sein“, merkte Augsburgs Manager Duanne Moeser an. Die Budgets der Clubs sanken zu dieser Saison im Schnitt notgedrungen um rund die Hälfte.

Neun Monate nach der notgedrungen abgebrochenen Spielzeit 2019/2020 und angesichts einer komplett ohne Zuschauer geplanten neuen Saison gibt es natürlich Ängste. „Die Gefahr einer Entfremdung ist auf jeden Fall gegeben und sollte nicht außer Acht gelassen werden“, sagte Bremerhavens Manager Alfred Prey. Nur: Ohne Spielzeit 2020/2021 - ein lange realistisches Szenario - wäre diese Befürchtung wohl noch größer geworden. „Klar ist aber, dass wir vor allem spielen, um eben dieser Entfremdung entgegen zu wirken“, sagte Moeser.

Die Frage bleibt aber, inwiefern während der Corona-Krise eine geregelte Saison möglich ist. „Es ist sehr gut möglich, dass Spiele verschoben oder abgesagt werden müssen. Man wird auch nie genau wissen, welche Spieler einem für die nächste Partie zur Verfügung stehen“, sagte Mannheims Manager Jan-Axel Alavaara.

Einen Vorgeschmack lieferten einige positive Corona-Fälle beim Vorbereitungsturnier, an dem acht der 14 Clubs teilnahmen. Berlin und Schwenningen mussten gar aus dem Turnier aussteigen. „Ich hoffe natürlich, dass wir die Saison wie geplant spielen können, aber auch hier müssen wir flexibel sein und gegebenenfalls auf die Entwicklungen reagieren. Zur Not mit der Anpassung des Spielplans oder des Modus“, sagte Berlins Sportchef Stephane Richer.

Bedenken, ob die Saison wie geplant beendet werden kann, gibt es. „Ich hoffe es wirklich“, sagte Mondt, und Kreutzer ergänzte: „Seit Corona ist nichts mehr sicher.“ Ein Wagnis bleibt die Spielzeit für die meisten Clubs. „Eine Saison ohne Risiko? Gibt es momentan nicht“, sagte Walter. Kreutzer befand: „Natürlich ist es in solch einer für uns noch nie da gewesenen Krise eine große finanzielle Belastung, aber wir glauben und hoffen, dass es keinen Club zerreißt.“

© dpa-infocom, dpa:201216-99-715242/4

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Erstellt:
16. Dezember 2020, 13:18 Uhr

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