„Wahnsinnig hungrig“: Hamilton fürchtet erstarkten Ferrari

dpa Sotschi. Die Niederlage in Singapur hat Mercedes getroffen. Auch in Sotschi rechnet Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton mit Ferrari und Sebastian Vettel. Doch für die Silberpfeile gibt es auch Grund zur Hoffnung.

Sieht sich einer wiedererstarkten Ferrari-Konkurrenz gegenüber: Mercedes-Pilot Lewis Hamilton. Foto: Photo4/Lapresse via ZUMA Press

Sieht sich einer wiedererstarkten Ferrari-Konkurrenz gegenüber: Mercedes-Pilot Lewis Hamilton. Foto: Photo4/Lapresse via ZUMA Press

Auf dem Weg zu seinem sechsten Formel-1-Titel wird für Lewis Hamilton zwar kaum noch etwas schiefgehen, doch die Zeit der spielerischen Siege ist vorbei.

Spätestens mit seinem Triumph in Singapur hat Ferrari-Star Sebastian Vettel die lange Zeit so heile Mercedes-Welt gehörig erschüttert und beim Branchenprimus für viel Kopfzerbrechen gesorgt. „Sie sind wahnsinnig hungrig und geben absolut alles“, sagte Hamilton vor dem nächsten Showdown am Sonntag (13.10 Uhr/RTL und Sky) in Sotschi: „Ihr Auto funktioniert jetzt sehr gut und es wird in den nächsten Rennen sehr schwer, sie zu schlagen.“

Da kommt der Grand Prix von Russland aber gerade recht. Seit der Premiere in der Olympiastadt vor gut fünf Jahren gab es am Schwarzen Meer ausschließlich Erfolge der Silberpfeile. Dreimal Hamilton, einmal Valtteri Bottas, einmal Nico Rosberg - für sie Scuderia blieb bislang maximal der zweite Rang übrig. Den erkämpfte sich Vettel 2015 und 2017. Können Vettel oder Teamkollege Charles Leclerc nun auch in Sotschi jubeln? „Sie liefern gerade sehr gut ab“, sagte Hamilton, ergänzte aber: „Wir haben mit unserem Auto auch schon gewonnen.“

Zuletzt aber nicht mehr. Dreimal musste sich Mercedes den Italienern nach der Sommerpause geschlagen geben. Kamen die Siege von Youngster Leclerc auf den Vollgas-Strecken in Spa und Monza aufgrund des starken Motors weniger überraschend, schockte Vettels erster Triumph seit über einem Jahr am Sonntag die Seriensieger. „Wir haben zu viele Fehler gemacht. Wir haben viele Möglichkeiten nicht genutzt, das ist uns bewusst“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Und Hamilton kritisierte deutlich: „Wir können alle besser sein.“

Schlaflose Nächte habe Wolff trotz der Pleite nicht, sagte der Österreicher noch in Singapur. „Wir haben es sehr falsch gemacht“, betonte Wolff. Aber: „Schwierige Tage wie diese machen uns noch stärker.“ Ein schwaches Qualifying gepaart mit der falschen Strategie im Rennen sorgten dafür, dass Hamilton und Bottas chancenlos waren.

Trotzdem: Selbst wenn Hamilton in den verbleibenden sechs Rennen jeweils nur Dritter wird, wird er schon wieder Weltmeister. Im Optimalfall kann das sogar bereits im übernächsten Rennen in Japan gelingen. Spitzenreiter Hamilton (296 Punkte) muss von Teamkollege Bottas (231) keine Gegenwehr fürchten, der erste Rivale Leclerc hat genau wie Max Verstappen im Red Bull (beide 200) einen enormen Rückstand, Vettel (194) liegt sogar mehr als 100 Zähler zurück.

Während bei Mercedes die Rollen der Nummer eins (Hamilton) und zwei (Bottas) klar verteilt sind, ist bei Ferrari der Kampf um die Führungsrolle in vollem Gang. „Sie nehmen sich gegenseitig Punkte weg, das ist gut für uns“, sagte Wolff. Das teaminterne Duell beim Dauerrivalen beobachte er mit großem Interesse. „Wenn zwei Alphatiere um die Positionen kämpfen, hat das immer das Potenzial für eine Rivalität - und eine Eskalation im Team“, sagte er.

Wolff weiß wovon er spricht, denn bis 2016 hatte er mit Hamilton und Rosberg auch eine explosive Fahrer-Mischung zu managen. Nun ist der Frieden bei Ferrari in höchster Gefahr, denn Leclerc fühlt sich um den Sieg in Singapur betrogen. Die Strategen hatten den elf Jahre älteren Vettel zuerst zum Reifenwechsel an die Box geholt und so zum Sieg gelotst. Von der Pole Position gestartet, fühlte sich der zweite Platz des Wunderknaben aus Monaco so wie eine Niederlage an.

Hamilton will sich vom Zwist bei Ferrari nicht ablenken lassen und stellte nach den Enttäuschungen im zweiten Saisonteil eine Forderung: „Jetzt liegt es an jedem von uns, bessere Arbeit abzuliefern.“

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Erstellt:
25. September 2019, 11:21 Uhr

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