Wartestand statt großer Meisterfeier
Basketballer brauchen Geduld, weil Bezirk ein Solotänzchen wagt
Zwei Siege waren Backnangs Basketballer noch vom Durchmarsch in die Bezirksliga weg. Eigentlich kein riesiges Problem für ein Team, das 14 der bisher 15 Partien gewonnen hat. Dann kam die Zwangspause wegen des Coronavirus und ein Solo seines Bezirks Nordwürttemberg. Nun muss der souveräne Kreisliga-A-Spitzenreiter warten, ob sich sein Bezirk doch noch einem Entschluss des Landesverbands anschließt, damit der Aufstieg perfekt ist.
Von Uwe Flegel
Anfang April gab der Basketballverband Baden-Württemberg bekannt, dass die Saison in seinen Ligen wegen der Coronapandemie abgebrochen wird. Beschlossen hatten die Basketballoberen des Ländles unter anderem, die Tabellen mit dem Stand vom 15. März als Abschlusstabellen zu werten. Absteigen müssen nur die Teams, die schon zuvor zurückgezogen hatten. In Sachen Aufstieg wurde bestimmt, die Tabellenersten aufsteigen zu lassen. Das hätte für die Korbwerfer aus dem Murrtal den Durchmarsch bedeutet. Doch ehe die Mannschaft um Trainer Jörg Blaetter zum großen Freudensprung ansetzen konnte, ging es zurück in den Wartestand. Fast ganz am Schluss der Veröffentlichung stand nämlich geschrieben, dass die Entscheidung nur für drei der insgesamt vier Bezirke zählt. Denn der Bereich Nordwürttemberg, zu dem Backnang gehört, gedenke, eine eigene Regelung zu treffen.
Auf eine solche wartet die TSG ebenso wie die anderen Klubs des sogenannten Bezirks III allerdings auch fünf Wochen später noch, wenn auch vermutlich nicht mehr lange. Der Bezirksvorsitzende Karl-Friedrich Engelbrecht berichtet, dass sein Vorstand heute Abend per Telefonkonferenz zu einer Entscheidung kommen will. Dabei berücksichtigt werden sollen die Vorschläge und Antworten, um die der Bezirksvorstand seine Vereine am 23. April gebeten hatte. Da bekamen die TSG und die anderen etwas mehr als 60 Klubs unter anderem mitgeteilt, dass bei Männern und Frauen von der Landesliga abwärts in allen Spielklassen nur die Tabellenersten aufgestiegen sind, die in den noch ausstehenden Saisonspielen nicht mehr von Rang eins zu verdrängen sind. Wie im Backnanger Fall dreht es sich in fast allen Fällen um drei oder gar nur zwei Partien, die wegen der Zwangspause noch auf ihre Austragung warten.
Was zumindest im Murrtal für etwas Verwunderung sorgte, das war die Aufforderung in dem Schriftstück, dass in den Ligen, in denen es in Sachen Auf- oder Abstieg noch Veränderungen geben kann, diese betroffenen Klubs gebeten wurden, „eine Lösung zu vereinbaren und sich auf einen Tabellenstand bis 5. Mai zu einigen“. Bedeutete: Spitzenreiter Backnang soll direkt mit dem Zweiten SV Fellbach ausdiskutieren, ob der Verfolger glaubt, die TSG noch einholen zu können, oder ob er das Handtuch wirft. Hatten in Backnang die Verantwortlichen wie Trainer Jörg Blaetter zu Beginn des Nordwürttemberg-Solos noch diplomatisch gesagt: „Wir schauen schon ein wenig neidisch auf die drei anderen Bezirke, aber wir nehmen es sportlich“, so war nun vom „eigenen Süpplein, das da gekocht wird“, die Rede. TSG-Abteilungsleiter Miodrag Starcevic jedenfalls fand’s nicht lustig, dass „die Verantwortung den Vereinen zugeschoben wird“.
Offenbar hielt sich die Begeisterung über das Agieren des Bezirks nicht nur in Backnang in Grenzen. Karl-Friedrich Engelbrecht jedenfalls erweckt den Eindruck, dass die Rückmeldungen der Vereine ihm und seinen Mitstreiter nicht unbedingt eine große Hilfe waren: „Es gab unterschiedlichste Antworten, teilweise auch unangemessene und manchmal auch keine.“ Groß wundern dürfte das kaum jemand, schließlich weiß nicht nur Jörg Blaetter, dass doch meist jeder Klub sich selbst der nächste ist.
Der Bezirksvorstand um Karl-Friedrich Engelbrecht muss nun also heute Abend selbst entscheiden. Eine Möglichkeit wäre, dass sich Nordwürttemberg den drei anderen Bezirken Rhein/Neckar, Schwarzwald/Oberrhein sowie Alb/Bodensee anschließt. Dann würde es für die Basketballer im Ländle doch noch eine einheitliche Regelung geben, wenn auch mit reichlich Verspätung. Engelbrecht kann sich aber auch weitere Lösungen vorstellen. Der Ludwigsburger nennt als Beispiel, „dass alle Mannschaften, die noch eine Aufstiegschance haben, auch aufsteigen können“. Denkbar ist für ihn zudem, dass bei einer unterschiedlichen Anzahl an Spielen wie im Hand- oder Volleyball die sogenannte Quotientenregel angewandt wird. In Sachen Abstieg wird es vermutlich so sein, dass es die Teams trifft, die rechnerisch keine Chance mehr haben. Eventuell steigen aber wie in den anderen Bezirken nur die Mannschaften ab, die vor dem Saisonabbruch zurückgezogen haben.
Die TSG-Männer betrifft das bekanntlich nicht. Sie wollen hoch in die Bezirksliga. Es sieht gut aus, dass sie nicht mehr lange warten müssen, um vom Wartestand aus direkt zum großen Freudensprung ansetzen zu können.
Die Männer der TSG Backnang haben 15 ihrer 18 Saisonspiele absolviert. Dabei haben sie nur einmal verloren. Am 15. Dezember gab es in eigener Halle gegen den Tabellenzweiten SV Fellbach eine 55:65-Niederlage. Nur wenige Wochen zuvor hatten Jörg Blaetter und sein Team in Fellbach noch mit 68:67 nach Verlängerung gewonnen. Der direkte Vergleich geht dadurch an die Mannschaft aus der Kappelbergstadt.
Der direkte Vergleich kommt im Basketball zur Anwendung, wenn zwei Teams punktgleich sind. In der Kreisliga A 1 der Männer weist die TSG eine 14:1-Bilanz auf. Fellbach, das bereits 16 Partien hat, steht bei 13:3. Das heißt, dass Backnang noch zwei seiner drei ausstehenden Partien gewinnen muss, um sicher durch zu sein. Dann kann auch nichts mehr passieren, wenn der Verfolger in seinen beiden Spielen siegt.
Für die TSG Backnang wären in dieser Saison noch drei Partien angestanden. Der Spitzenreiter hätte zum Tabellensiebten und damit Viertletzten TSV Schwaikheim gemusst und danach noch Heimvorteil gegen den Vierten SV Möhringen sowie gegen den Fünften TSG Schwäbisch Hall gehabt. Verfolger SV Fellbach hätte noch gegen das Schlusslicht BG Tamm/Bietigheim sowie gegen den Vorletzten TSV Neuenstadt spielen müssen.