Corona-Fälle erhöhen Termindruck für Handballer

dpa Stuttgart. Gleich zwei Spieler der deutschen Nationalmannschaft werden nach der Länderspielwoche positiv auf Corona getestet. Die Folgen spürt die Bundesliga schon jetzt. Drei Spiele fallen aus - und keiner weiß, was noch kommt.

Ein weiterer deutscher Handball-Nationalspieler wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Foto: Bernd Thissen/dpa

Ein weiterer deutscher Handball-Nationalspieler wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Foto: Bernd Thissen/dpa

Der extrem unglücklich verlaufene Länderspieltrip der deutschen Nationalmannschaft lässt die Sorgen der Handball-Bundesliga (HBL) immer größer werden.

Die positiven Corona-Tests der Nationalspieler Johannes Bitter (TVB Stuttgart) und Marian Michalczik (Füchse Berlin) bringen den engen Terminkalender früh in der Saison durcheinander.

Als Reaktion auf die Testergebnisse sagte die HBL vorsichtshalber erst das Mittwochspiel zwischen der SG Flensburg-Handewitt und der MT Melsungen ab, weil beide Clubs insgesamt sieben deutsche Nationalspieler - also Kontaktpersonen von Bitter und Michalczik - abgestellt hatten. Wenig später wurden auch die für Donnerstag angesetzten Partien THW Kiel gegen Füchse Berlin und TSV Hannover-Burgdorf gegen Frisch Auf Göppingen verlegt.

Alle Spiele sollen zwar nachgeholt werden. Doch die vorsorglichen Absagen stellen die Bundesliga vor zusätzliche Probleme. „Wir haben schon eine angespannte Lage, weil jeder Club um seine Existenz bangt. Diese Absagen jetzt sind ein zusätzlicher Schlag ins Kontor“, sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. „Drei Spiele kriegen wir schon noch nachgeholt. Aber wir müssen jetzt von Woche zu Woche schauen und hoffen, dass wir nicht noch mehr positive Fälle nach dieser Länderspielpause bekommen.“

Am Mittag hatten der Deutsche Handballbund und die Füchse Berlin mitgeteilt, dass nach Bitter auch Michalczik positiv getestet worden war. Beide Spieler befinden sich in häuslicher Isolation und zeigen keine Symptome. Während der vergangenen Länderspielwoche mit den EM-Qualifikationsspielen gegen Bosnien-Herzegowina und am vergangenen Sonntag in Estland waren ihre regelmäßigen Tests noch negativ ausgefallen. Bitter bekam dann erstmals am Montag die Information über ein positives Ergebnis, am späten Dienstagabend folgte Michalczik. Auch zwei nachträgliche Tests bei beiden Spielern fielen positiv aus.

„Dass es uns jetzt als Liga getroffen hat, ist bitter“, sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning. Schon vorher hatten zahlreiche Clubs und Nationalspieler ihre Bedenken bezüglich der Länderspielreise geäußert. Trotzdem betonte Bitter auch nach seinem positiven Test, dass der DHB alles für den bestmöglichen Schutz der Nationalspieler getan habe. Wo und wie er sich angesteckt haben könnte, konnte sich der 38-Jährige selbst nicht erklären.

Auch von Seiten der anderen Bundesligisten gab es in einer Telefonkonferenz am Mittwoch keine Vorwürfe in Richtung DHB. „Für mich besteht auch gar kein Anlass, dass jetzt irgendjemand vorprescht. Wir kriegen das alles nur gemeinsam gelöst“, sagte Hanning, der zugleich DHB-Vizepräsident ist. „Mit Schuldzuweisungen von links nach rechts läuft es nicht.“

Die MT Melsungen äußerte Verständnis für die Absage ihres Spiels in Flensburg, obwohl die Nordhessen bereits vor Ort waren. „Auch wenn unsere Mannschaft bereits angereist war und nun unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren muss, begrüßen wir die Entscheidung der HBL als geeignete Vorsichtsmaßnahme“, sagte MT-Vorstand Axel Geerken.

Flensburgs Geschäftsführer Dierk Schmäschke zeigte sich nicht überrascht von der Entwicklung. „Man hat gesehen, welche Risiken solche Reisen quer durch Europa mit sich bringen“, sagte er. „Wir werden uns leider mit solchen Situationen auch in Zukunft arrangieren müssen.“

Die nächsten Spieltage am Samstag und Sonntag sollen zum jetzigen Stand wie geplant stattfinden - auch wenn sich Bitter und Michalczik sowie die unmittelbaren Kontaktpersonen der beiden bis dahin vermutlich weiter in Quarantäne befinden. „Ich würde mir wünschen, dass wir keine weitere Eskalation der Corona-Situation bekommen“, sagte Bohmann.“

© dpa-infocom, dpa:201111-99-292689/6

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Erstellt:
11. November 2020, 11:13 Uhr

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