Wenig Zeit und viel zu tun: Die Baustellen im DHB-Team

dpa Stockholm. Die EM ist Geschichte, doch für die deutschen Handballer geht es fast ohne Atempause in der Bundesliga weiter. Im laufenden Spielbetrieb müssen die Grundlagen für eine erfolgreiche Olympia-Qualifikation gelegt werden.

Soll Deutschlands Handballer zu Olympia führen: Bundestrainer Christian Prokop. Foto: Sascha Klahn/dpa

Soll Deutschlands Handballer zu Olympia führen: Bundestrainer Christian Prokop. Foto: Sascha Klahn/dpa

Kapitän Uwe Gensheimer sehnte nach der EM-Rückkehr eine längere Pause herbei - doch die gnadenlose Terminhatz der deutschen Handballer geht schon am Wochenende in der Bundesliga weiter.

Dem von einem Virus geschwächten Linksaußen von den Rhein-Neckar Löwen bleibt wie seinen Teamkollegen kaum Zeit zum Durchschnaufen. „Das ist keine leichte Situation“, sagte Gensheimer zum vollen Terminkalender.

Von Bundestrainer Christian Prokop gab es mit Blick auf die Olympia-Qualifikation noch individuelle Arbeitsaufträge oben drauf. Rücksicht kann er nicht nehmen, bleibt nach der EM in kurzer Zeit doch viel zu tun. Schon vom 17. bis 19. April geht es gegen Rekord-Europameister Schweden, den EM-Vierten Slowenien und Afrika-Vertreter Algerien um das Ticket für die Sommerspiele in Tokio, wo die DHB-Auswahl erstmals seit Bronze in Rio 2016 wieder Edelmetall bei einem großen Turnier holen will. „Da müssen alle bereits sein für absolute K.o.-Spiele“, betonte Prokop.

Die größte Baustelle muss im Rückraum geschlossen werden. „Da haben wir das meiste Potenzial, das wir noch nicht ausgeschöpft haben“, befand Prokop. Sportvorstand Axel Kromer beschrieb das Anforderungsprofil so: „Wir brauchen Spieler, die Verantwortung übernehmen.“ Doch wer kann helfen?

Routinier Martin Strobel wäre eine Option als Spielmacher. Für die EM fühlte sich der 33-Jährige, der nach seinem bei der Heim-WM erlittenen Kreuzbandriss erst Ende Oktober auf das Parkett zurückgekehrt war, noch nicht bereit. Prokop schätzt den Europameister von 2016, dem er lange einen Platz im EM-Kader frei gehalten hatte, ehe Strobel absagte.

Strobels Auswahl-Comeback wäre umso wichtiger, da eine rechtzeitige Rückkehr von Fabian Wiede ausgeschlossen ist. Der 25-Jährige Berliner ist nach einer Schulteroperation für April noch kein Thema. „Die Qualifikation können wir definitiv ausschließen“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. „Wozu wir uns noch nicht äußern, ist das Thema, ob er bei den Olympischen Spielen dabei sein kann.“

Im linken Rückraum helfen könnten am ehesten der abwehrstarke Routinier Steffen Weinhold vom THW Kiel und der wurfgewaltige Youngster Franz Semper vom SC DHfK Leipzig. Beide hatten ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen bei der EM gefehlt.

Und es gibt weitere Lichtblicke. Timo Kastening brachte auf Rechtsaußen frischen Schwung, Philipp Weber nutzte im Rückraum seine zweite EM-Chance nach der verkorksten Endrunde 2018 und Torwart-Oldie Johannes Bitter war nicht nur ein starker Rückhalt, sondern auch Motivator. Trotz seiner bereits 37 Jahre hat er Olympia auf dem Zettel: „Die Ziele der Nationalmannschaft sind auch meine Ziele“, betonte der Weltmeister von 2007.

Der einzige Test für den Ernstfall steht gegen die Niederlande am 13. März in Magdeburg an. Allerdings hatte Prokop während der EM-Tage öfter betont, dass der Vorrundengegner bei der EURO nicht das Format der Rivalen um das Olympia-Ticket hat. Vielleicht räumt Prokop dann sogar einigen Stützen wie den derzeit angeschlagenen Kieler Abwehrchefs Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler eine Verschnaufpause ein.

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Erstellt:
27. Januar 2020, 10:59 Uhr

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