MMA-Kämpferin aus Region Stuttgart
Wie Alina Dalaslans erfolgreicher Karriereweg weitergehen soll
Coach und Manager Peter Sobotta äußert sich zur Zukunft von MMA-Talent Alina Dalaslan. Ob sie in Stuttgart um den Titel kämpft – und wann er sie auf Weltklasseniveau in der UFC sieht.
© OKTAGON MMA/Honza Zirovnicky
Siegreiches Team: Alina Dalaslan mit Jonah Marquardt, Anzor Magomedov und Peter Sobotta (von li.). Weitere Impressionen finden Sie in unserer Bildergalerie.
Von Rouven Spindler
Wie soll es nun weitergehen? Eine Frage, die in dieser oder ähnlicher Form nach Mixed-Martial-Arts-Kämpfen häufig schon im Käfig-Interview zur Sprache kommt. Also unmittelbar nach einem Fight. So auch nach dem von Alina Dalaslan vergangene Woche, als RTL den Vollkontakt-Sport bei der Organisation Oktagon nicht nur wie sonst bei RTL+, sondern auch erstmals zum Teil im Free-TV zeigte.
Das aufstrebende MMA-Talent aus der Region Stuttgart hat soeben im Bantamgewicht (61,2 Kilogramm) gegen Katharina Lehner ihren vierten Profifight in gerade mal rund siebeneinhalb Monaten bestritten – und im Co-Main Event vor rund 20 000 Zuschauern in der Lanxess-Arena zum vierten Mal gewonnen. MMA vereint verschiedene Kampfsportarten wie Ringen, Kickboxen und Co. „Der nächste Kampf ist auf jeden Fall fürs Flyweight geplant, vielleicht auch um den Gürtel“, sagte die 25-Jährige zum geplanten Wechsel der Gewichtsklasse und zeigte sich dann bereit für ein Duell mit Veronika Smolkova in Stuttgart Ende Januar. Die Slowakin ist bei Oktagon die Nummer eins im Fliegengewicht (56,7 Kilogramm), der Titel ist vakant.
Im Gespräch mit unserer Zeitung lobt Alina Dalaslans Coach Peter Sobotta ihre Leistung und ihren Umgang mit diesem ereignisreichen ersten Profijahr in den höchsten Tönen. Er selbst kämpfte von 2009 bis 2020 in der Ultimate Fighting Championship (UFC), der weltweit größten MMA-Organisation. In seiner Balinger Kampfsportschule Planet Eater trainiert Alina Dalaslan mit weiteren Profis. Derzeit soll sie im Urlaub aber Abstand von den Einheiten und von Medienterminen gewinnen.
Wie blickt er auf den 31. Januar, wenn in der Schleyerhalle Oktagon 83 steigt? „Wir müssen erstmal – meiner Meinung nach – einen Kampf im Flyweigth machen, um uns mal an diese Gewichtsklasse zu gewöhnen, diesen Weight Cut, diesen ganzen Prozess einmal durchzugehen“, sagt Peter Sobotta und bezieht sich etwa auf den nötigen Gewichtsverlust.
Peter Sobotta versteht Alina Dalaslans Blick auf den Titel
Gleichzeitig zeigt er Verständnis für den großen Ehrgeiz des Talents. „Die Kämpfer wollen immer um den Titel kämpfen. Es ist ja auch gut, dass Alina hungrig ist und dass sie so schnell wie möglich hoch will. Aber deshalb hat sie jemanden wie mich, der das Ganze mit ein bisschen Abstand sieht und es nüchterner und besser beurteilen kann“, sagt der erfahrene Ex-Athlet. „Wir werden im Januar keinen Titelkampf machen, das ist mehr oder weniger ausgeschlossen“, ergänzt der 38-Jährige, der für die Kämpfe auch ihr Manager ist. Inzwischen hat die MMA-Organisation zudem verkündet, dass Smolkova am 28. Dezember wieder kämpfen wird.
Alina Dalaslans Vertrag bei Oktagon „geht noch knapp zwei Jahre. Den werden wir auch zu Ende kämpfen. Deshalb haben wir auch noch genug Zeit, um Titel anzugreifen“, blickt ihr Trainer voraus. „Ihr stehen alle Tore offen. Sie sollte jetzt in meinen Augen ein klein bisschen runterschalten, nicht zu schnell versuchen, zu weit oben mitzukämpfen. Sondern ein bisschen Ruhe reinkommen lassen, sich weiterentwickeln“, meinte MMA-Kommentator und Ex-UFC-Kämpfer Pascal Krauss nach dem Kampf.
Der Fachmann ergänzte: „Ich glaube, wenn sie weiter bei Peter Sobotta bleibt, dann wäre das das beste für ihre Karriere. Einfach, weil er das Ganze mit einer gewissen Bodenständigkeit betrachtet und eben auch versucht, diese Ruhe reinzubringen und nicht darauf aus ist, im nächsten halben Jahr möglichst viel Geld damit zu verdienen – sondern eher den Kämpfer langfristig entwickelt.“
Aus Sicht von Peter Sobotta gehe es statt eines schnellen Titelkampfs eher darum, „dass sie gegen die Gegnerinnen kämpft, die jetzt für ihren Entwicklungsstand die richtigen sind“, sagt der Coach, der auch UFC-Experte beim Streamingdienst DAZN ist. Er spricht von einer weltweiten Suche nach Kontrahentinnen.
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Katharina Lehner hatte nach dem knappen Dalaslan-Punktsieg die Wertung scharf kritisiert. Sie zeigte sich via Instagram des Sieges beraubt und forderte einen Rückkampf – was Peter Sobotta ausschließt. Nicht nur wegen des Wechsels ins Fliegengewicht. „Wir haben Kathi besiegt, fair nach Punkten. Die Meinung aller drei Punktrichter hat sich gedeckt. Ich sehe das genau so wie die Punktrichter und wie fast alle Experten, die neutral sind“, sagt der Trainer, der vor ein paar Jahren auch eine Punktrichter-Ausbildung abgelegt habe, um sich fortzubilden, um noch besser zu verstehen, wie Kämpfe beurteilt werden.
Das Ziel ist die UFC
Der Planet-Eater-Inhaber lobt auch Oktagon. Er sieht die Organisation als „tolle Bühne für Alina, um sich zu präsentieren, sich zu entwickeln“. Mit dem Talent und den Ambitionen der 25-Jährigen sei das Ziel aber die „Champions League“, wie er sagt. Doch aus seiner Sicht „sind wir stand jetzt noch nicht bereit, um in der UFC zumindest oben anzugreifen. Sie macht seit nicht einmal einem Jahr diesen Sport professionell, da müssen wir die Kirche im Dorf lassen.“
Und dennoch ist er sich schon jetzt sicher: „Sie hat alles, was es braucht, um auch in der UFC ein Superstar zu werden.“ Er wünsche sich für Alina Dalaslan, „dass sie zur UFC geht und dort nicht nur eine Teilnehmerurkunde mitnimmt, sondern dass sie dort genauso dominant nach vorne geht und siegreich ist wie bei Oktagon.“
MMA-Event Oktagon 83 in Stuttgart
Peter Sobotta hat 25 Profikämpfe bestritten (17 Siege, 7 Niederlagen, 1 Unentschieden), zehn davon in der UFC (4-6-0). Er wisse aus eigener Erfahrung um das vergleichsweise höhere Niveau dort. „Meine realistische Einschätzung: Ich glaube, wir brauchen ungefähr noch zwei Jahre – wenn alles gut läuft, sie gesund, unverletzt bleibt und so weiter –, dann ist sie soweit, dass sie auf Weltklasseniveau kämpfen und gewinnen kann.“
Den nächsten Erfolg will Alina Dalaslan zunächst am 31. Januar bejubeln. Dann macht die tschechische Organisation mit ihrem Event Oktagon 83 zum dritten Mal in der Schleyerhalle Halt.
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Voller Fokus – und rein in das Duell. Alina Dalaslan betrat vergangene Woche erneut eine große Bühne.
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Sie trat im Co-Main Event – live bei RTL – gegen Katharina Lehner an.
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Zuvor hatte Shirin David (li.) einen Gastauftritt übernommen.
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Die Rapperin lief mit einer Live-Performance neben der 25-Jährigen in die Lanxess-Arena ein.
© Rouven Spindler
Vor Ort waren rund 20 000 Zuschauer dabei, zahlreiche Kämpfe standen auf dem Programm. Das Talent aus der Region Stuttgart hatte den vorletzten Fight des Abends.
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Alina Dalaslan (li.) gewann das enge Duell nach vollen drei Runden durch einen Punktsieg.
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Ringrichter Gerd Richter ...
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... reckte ihren Arm in die Höhe, für Dalaslan war es der vierte Sieg im vierten Kampf.
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Katharina Lehner war mit der Wertung nicht einverstanden: „Ich war mir 100-prozentig sicher, dass ich gewonnen hatte und ich bin auch davon überzeugt, dass nur drei Leute in der Arena dachten, dass sie gewonnen hat. Das waren die drei Punktrichter.“
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Alina Dalaslan, hier neben Ex-Bundesliga-Ringer Kasim Aras, entgegnete auf der Pressekonferenz unter anderem: „Ich sehe den Sieg auf jeden Fall auf meiner Seite.“ Ihr Coach Peter Sobotta pflichtete ihr bei.
