Eisenbichlers Sieg soll Startschuss für DSV-Adler sein

dpa Wisla. Besser hätte es für die deutschen Skispringer kaum anfangen können. Mit Platz eins von Markus Eisenbichler vor Karl Geiger setzen die DSV-Adler zu Saisonbeginn ein großes Achtungszeichen. Statt mental abzuheben, erinnert der Sieger mit einer Aussage an Jürgen Klopp.

Sprangen in Wisla auf die Plätze eins und zwei: Marcus Eisenbichler (r) und Karl Geiger. Foto: Czarek Sokolowski/AP/dpa

Sprangen in Wisla auf die Plätze eins und zwei: Marcus Eisenbichler (r) und Karl Geiger. Foto: Czarek Sokolowski/AP/dpa

Auf eine große Sause nach seinem Traumstart in den WM-Winter musste Markus Eisenbichler verzichten.

Ein über Instagram verbreitetes Jubelfoto mit der Mannschaft inklusive Sieger-Faust und Mundschutz war noch drin, dann lautete der Plan für den Skisprung-Triumphator von Wisla: Kurz ins Hotel, etwas essen und ab nach Hause. Sieger Eisenbichler und der zweitplatzierte Karl Geiger, der den Turbo-Auftakt für die DSV-Adler perfekt gemacht hatte, haben in den kommenden Monaten noch viel vor. Der beste Saisonstart für die deutschen Flugkünstler seit Platz eins und zwei von Martin Schmitt und Sven Hannawald vor 20 Jahren soll der Startschuss in eine tolle Highlight-Saison werden.

Und so passte es, dass sich bei Eisenbichler in die Freude über seinen zweiten Sieg in einem Einzelweltcup überhaupt schon kurz nach dem Wettkampf in Polen die nach vorne gewandte Analyse seiner Sprünge mischte. „Ich muss jetzt echt an der Landung arbeiten. Da vergebe ich einen Haufen Punkte und das möchte ich nicht“, sagte der ehrgeizige Siegsdorfer, dem der technisch anspruchsvolle Telemark nicht wie gewünscht gelungen war. „Ich freue mich, dass ich meinen Weltcupsieg gemacht habe, aber das arbeiten geht mir nicht aus“, sagte er und gab die an „The Normal One“ Jürgen Klopp erinnernde Devise aus: „Ganz normal bleiben!“

Minuten zuvor hatte der 29-Jährige die Führung in der Gesamtwertung noch euphorisch bejubelt. „Über das Gelbe Trikot freue ich mich wie über Weihnachten“, sagte Eisenbichler. Der Sieg im Gesamtweltcup - der anspruchsvollste Titel im Skisprung-Zirkus - ist sein „Kindheitstraum“.

Bis er diesen verwirklichen kann, ist es für Eisenbichler freilich noch ein weiter Weg, auf dem viele Reisen und attraktive sportliche Ziele warten. Schon am Mittwoch geht es per Charterflieger von München zur nächsten Weltcup-Station nach Finnland. Es folgen rund drei Wochen nonstop auf Achse mit dem ersten großen Saisonhöhepunkt: der Skiflug-WM in Planica. An die Schanze in Slowenien hat der leidenschaftliche Flieger gute Erinnerungen. 2019 siegte Eisenbichler dort erstmals solo im Weltcup.

Nach dem Top-Start von „Eisei“ und Zimmerkollege Geiger werden die Erwartungen der Fans sicher nicht kleiner werden. Das Gute für die beiden Kumpels ist: Durch den Erfolg gleich zu Beginn des Winters wissen sie, „dass wir richtig gearbeitet haben im Sommer und dass der Winter los gehen kann“, wie es Geiger formulierte.

Nach der langen Vorbereitung, die coronabedingt mit viel Zeit im Home-Office sowie ohne internationale Wettkämpfe und damit ohne eine echte Standortbestimmung ablief, ist das besonders viel Wert - zumal in diesem mental anspruchsvollen Sport, in dem das Wissen um die eigene Stärke und ein positiver Lauf extrem viel bedeuten.

Nach einer kurzen Erholung in der idyllischen bayerischen Heimat gilt es, dieses Gefühl mitzunehmen. Freiraum für die große Party ist im Laufe der Saison, in der auch noch die Vierschanzentournee und die nordische Heim-Weltmeisterschaft im Allgäu als große Highlights anstehen, vielleicht ja dann zu einem späteren Zeitpunkt.

© dpa-infocom, dpa:201122-99-426819/4

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Erstellt:
23. November 2020, 05:00 Uhr

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