Wie weiter beim DFB? Kellers und Curtius' letzter Versuch

dpa Frankfurt/Main. Kein Rücktritt in der Führungsspitze des Deutschen Fußball-Bundes. Vorerst? Präsident Fritz Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius wollen es noch einmal miteinander versuchen. Der brüchige Frieden dürfte bald auf die Probe gestellt werden.

Wie lange hält der Burgfrieden zwischen DFB-Präsident Fritz Keller (r) und Generalsekretär Friedrich Curtius?. Foto: Arne Dedert/dpa/POOL/dpa

Wie lange hält der Burgfrieden zwischen DFB-Präsident Fritz Keller (r) und Generalsekretär Friedrich Curtius?. Foto: Arne Dedert/dpa/POOL/dpa

Es drang zunächst kaum etwas nach außen. Das war mit Blick auf die turbulenten Monate beim Deutschen Fußball-Bund ein Fortschritt.

In der mehrstündigen Präsidiumssitzung am Freitagabend beschlossen die Streithähne Fritz Keller und Friedrich Curtius einen letztmaligen Versuch, sich zusammenzuraufen. Ob der Machtkampf damit ausgestanden ist? Fraglich - die kommenden Wochen werden für den DFB-Präsidenten und den Generalsekretär zur schweren Prüfung.

Zwar kündigte keiner der beiden Top-Funktionäre seinen Rücktritt an, was keine Überraschung mehr gewesen wäre. Geschwächt gehen aber beide aus dem Richtungsstreit. Curtius, weil ihm die Deutsche Fußball Liga, die Keller unterstützt, am Donnerstag das Vertrauen entzogen hatte. Der 44-Jährige solle nicht mehr an Sitzungen der DFL-Gremien teilnehmen, hieß es in einem Schreiben an Keller - ob das Misstrauensvotum nun zurückgezogen wird, ist offen.

Und Keller, weil über Wochen dessen angebliche Pläne durchgesteckt worden waren, Curtius aus dem Amt zu bitten. Der Rückhalt für den Generalsekretär scheint im Präsidium weiterhin vorhanden. Keller und Curtius teilten gemeinsam mit, „unverzüglich“ und „letztmalig“ zu versuchen, „Regeln und Rollen für eine künftige gemeinsame professionelle Zusammenarbeit zu diskutieren und festzulegen“.

Dafür hat der DFB als Verband eigentlich Satzungen, in denen Aufgabenbereiche klar abgesteckt sind. Der Präsident beispielsweise hat nicht mehr die uneingeschränkte Richtlinienkompetenz. Eine Lehre aus den Jahren vor Keller mit DFB-Präsidenten, die überall mitgemischt hatten. Curtius ist als Generalsekretär für das operative Geschäft verantwortlich und sitzt mit vier Direktoren in der DFB-Geschäftsführung, darunter der für die Nationalmannschaften zuständige Oliver Bierhoff.

Ende des Monats soll laut der „Bild am Sonntag“ der Untersuchungsbericht der externen Ermittler des Beratungsunternehmens Esecon zum Sommermärchen-Skandal vorgestellt werden. Keller hatte im dpa-Interview im vergangenen Jahr geäußert, dass es „etwas Neues“ geben werde, die Aufklärung sei „ganz nah“.

Die durch den DFB-Präsidenten initiierte Generalinventur soll auch eines der Streitthemen im Machtkampf gewesen sein. Ebenso die Tatsache, dass mehrfach Interna nach Außen gedrungen waren. Keller stand in der Kritik nach einem vermeintlichen internen Schlingerkurs in der Diskussion um Bundestrainer Joachim Löw.

Dass die Nationalmannschaft mit Fußball für Ablenkung von den Krisenherden des Verbandes sorgt, wird noch dauern. Löw und die DFB-Auswahl bestreiten das erste Pflichtspiel in der WM-Qualifikation erst am 25. März gegen Island. Stand jetzt könnten in etwas mehr als zwei Monaten sowohl Keller als auch Curtius in offizieller Funktion auf der Tribüne sitzen.

© dpa-infocom, dpa:210115-99-44959/3

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Erstellt:
16. Januar 2021, 04:05 Uhr

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