Uli Hoeneß über Ex-VfB-Spieler
Woltemade „wurde nicht von Fachleuten geholt, sondern von Öl-Konzern“
Der FC Bayern München hat es in diesem Transfersommer nicht geschafft, seine Wunschspieler Nick Woltemade und Florian Wirtz zu verpflichten. Für Uli Hoeneß sind die Gründe klar.

© Tom Weller, Federico Gambarini, Uwe Lein
Der FC Bayern um Ehrenpräsident Uli Hoeneß hat im Transfersommer um den Ex-VfB-Stürmer Nick Woltemade – vergeblich.
Von Florian Dürr
Wenn Uli Hoeneß im Fernsehen über Fußball diskutiert, dann sind pointierte Aussagen garantiert – das war auch am Sonntag in der 30-Jahr-Jubiläumssendung „Doppelpass“ bei Sport1 nicht anders. Als der Ehrenpräsident des FC Bayern München auf den diesjährigen Transfersommer angesprochen wird, kommt er schnell in Fahrt und vergleicht die Entwicklung des Wechselgeschäfts gar mit dem Brettspiel-Klassiker „Monopoly“.
FC Bayern kann mit den gehandelten Summen nicht mehr mithalten
„Rücke vor bis zur Schlossallee, dann kommt irgendein Scheich und dann kannst du kaufen“, sagte Hoeneß – auch mit Blick auf den Transfer von Ex-VfB-Stürmer Nick Woltemade zu Newcastle United (rund 90 Millionen Euro) sowie Florian Wirtz’ Wechsel von Bayer Leverkusen zum FC Liverpool für eine Ablöse in Höhe von bis zu 150 Millionen Euro.
Beide Spieler hatte eigentlich der deutsche Rekordmeister verpflichten wollen, doch Wirtz und Woltemade zog es nach England in die Premier League, die für Geldgeber aus den Golfstaaten von hohem Interesse ist. Bei den dann gehandelten Summen können die Münchner einfach nicht mehr mithalten, sagte Hoeneß: „Schlossallee ist nur deshalb nicht mehr beim FC Bayern, weil Abu Dhabi, Saudi-Arabien und Katar jetzt mitspielen – und gegen die hast du keine Chance.“
Uli Hoeneß: Nick Woltemade sei „keine 90 Millionen“ wert
Die kolportierten 150 Millionen Euro Ablöse für Florian Wirtz hätte man „nie“ bezahlt, sagte Hoeneß. Für Woltemade habe man dem VfB Stuttgart 55 Millionen Euro geboten, doch die VfB-Verantwortlichen um Alexander Wehrle, Fabian Wohlgemuth und Co. wollten 75 Millionen. Für rund 90 Millionen wechselte der Stürmer am Ende auf die Insel.
Hoeneß betonte, Woltemade sei zwar ein „super netter Kerl, ein guter Spieler“, aber ,„keine 90 Millionen“ wert. Dann schob er in seiner gewohnten Art hinterher: Der 1,98-Meter-Torjäger sei ja „nicht von Fußball-Fachleuten geholt worden“, so Hoeneß, „sondern von irgendeinem Öl-Konzern in Saudi-Arabien.“ Der saudi-arabische Staatsfonds ist Großinvestor bei dem Premier-League-Club.
Irgendwann, hofft Hoeneß, „haben diese Scheichs auch die Nase voll“
Während des Wechselpokers um Woltemade hatte sich der Bayern-Ehrenpräsident auch mit Rekordnationalspieler Lothar Matthäus angelegt. Matthäus habe „nicht alle Tassen im Schrank“, sagte der 73-Jährige, als jener von einer möglichen Ablöse für Woltemade in Höhe von 80 bis 100 Millionen Euro gesprochen hatte. Er habe Matthäus nun wieder getroffen und man gebe sich die Hand, sagte Hoeneß. Doch die beiden Männer hätten sich wenig zu sagen, „weil ich festgestellt habe, dass er noch keine neue Tasse gefunden hat“.
Der Appell des Bayern-Ehrenpräsident lautet: „Nein zu sagen zu diesen verrückten Auswüchsen.“ Irgendwann, hofft Hoeneß, „haben diese Scheichs auch die Nase voll.“ Trotz des vergeblichen Bemühens um die Dienste der beiden deutschen Nationalspieler Wirtz und Woltemade zeigte sich das Bayern-Urgestein zufrieden mit dem Ergebnis am Ende der Wechselperiode.
„Das ist ein gutes Transferjahr“, sagte Hoeneß. Der FC Bayern sei „der eigentliche Gewinner dieses Transfersommers“, behauptete der 73-Jährige, „weil wir eine Mannschaft haben, die sehr stark ist“. Auch ohne Wirtz und Woltemade.
Mit Material von dpa und sid.