Nach Erreichen der European League

Worin für Frisch Auf Göppingen die große Herausforderung besteht

Den Bundesliga-Handballern von Frisch Auf Göppingen eröffnen sich durch die Qualifikation zur European League neue Perspektiven. Die Frage ist, ob er Kader der Zusatzbelastung standhält.

Mit Jacob Bagersted  (li.) bricht ein wichtiger Baustein des Frisch-Auf-Gebildes weg. Geschäftsführer Gerd Hofele, Urh, Kastelic und Nemanja Zelenovic (v. re.) applaudieren bei seiner Verabschiedung.

© Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Mit Jacob Bagersted (li.) bricht ein wichtiger Baustein des Frisch-Auf-Gebildes weg. Geschäftsführer Gerd Hofele, Urh, Kastelic und Nemanja Zelenovic (v. re.) applaudieren bei seiner Verabschiedung.

Von Jürgen Frey

Der Sportliche Leiter Christian Schöne und Trainer Hartmut Mayerhoffer lagen sich nach dem 33:33-Krimi gegen den TBV Lemgo Lippe überglücklich in den Armen. Dieses Unentschieden vor 3700 Zuschauern im Tollhaus EWS-Arena sicherte schon vor dem letzten Saisonspiel an diesem Sonntag (15.30 Uhr) beim THW Kiel in der Endabrechnung den fünften Platz und damit die Teilnahme an der European League.

Lob für den Coach

„Das ist das Ergebnis von vier Jahren harter Arbeit, seit Hartmut da ist. Er ist die zen­trale Figur des Erfolgs“, sagte Schöne. Mayerhoffer war 2018 als „Zweitliga-Trainer des Jahres“ aus Bietigheim gekommen und hatte wegen der fehlenden Konstanz der Mannschaft nicht immer einen leichten Stand. Doch mit diesem Erfolg hat er den Kritikern den Wind aus den Segeln genommen. Personell prominenter besetzte und finanziell besser ausgestattete Clubs wie die Rhein-Neckar Löwen und die MT Melsungen hat Frisch Auf hinter sich gelassen, weshalb Mayerhoffer zu Recht sagt: „Wir haben eine phänomenale Saison mit der Europacup-Teilnahme gekrönt.“

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Kommentar zu Frisch Auf: Großer Respekt vor dem Abschneiden

Diese weckt Erinnerungen an die grün-weißen Feiertage bei den EHF-Pokal-Triumphen 2011, 2012, 2016 und 2017. Sie poliert das Image auf, hilft bei der Sponsorengewinnung, es lassen sich ein paar Euro verdienen (zumal die Reisekosten neuerdings von der EHF bezuschusst werden) und macht den Traditionsclub auch interessanter für Spieler. „Einen guten Ruf muss man sich erarbeiten, das geht nicht von jetzt auf nachher. Mein Ex-Club SC Magdeburg hat auch Jahre gebraucht, um sich da hin zu entwickeln, wo er jetzt steht“, sagt Schöne.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Ein Footballass in der Handball-Kreisliga

Enorme Zusatzbelastung

Der ehemalige Nationalspieler ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass der Sprung auf die internationale Bühne aber auch große Herausforderungen mit sich bringt. Denn die Belastung für die Spieler steigt enorm. Im Optimalfall hat ein European-League-Teilnehmer 20 Spiele mehr auszutragen als ein Bundesligist, der europäisch nicht vertreten ist. Los gehen könnte es bereits am 30. August mit ein oder zwei Qualifikationsrunden. Danach würde die Gruppenphase folgen (mit zehn Spielen), ehe es mit dem Achtelfinale weitergeht.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Interview mit Christian Schöne zur Lage bei Frisch Auf

„Natürlich machen wir uns Gedanken über den Kader“, räumt Schöne ein. Nach einem Ersatz für Nationalspieler Sebastian Heymann, mit dem nach seinem Kreuzbandriss frühestens im Februar wieder zu rechnen ist, wird gefahndet. „Ansonsten planen wir nach wie vor mit 16 Mann“, so Schöne.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Andy Schmid – Abschied eines Hochbegabten

Was ein Risiko darstellt. Denn ohne von dem für seine Seriosität bekannten Verein ein finanzielles Vabanquespiel zu verlangen, könnte bei einem zu dünnen Kader der Schuss in der kommenden Bundesligarunde nach hinten losgehen. Zumal mit dem Dänen Jacob Bagersted, dem Abwehrchef, Kapitän und emotionalen Leader, mit der wichtigste Baustein wegbricht.

Zum Artikel

Erstellt:
9. Juni 2022, 15:06 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen