Yannick Madens Rückkehr zu den Wurzeln

Nach dem Abschied von der Profi-Tour schwingt die frühere Nummer 96 der Weltrangliste derzeit bei den Backnang Open den Tennisschläger. Der 32-jährige Stuttgarter steht damit wieder dort auf dem Platz, wo er schon in jungen Jahren mit dem TEC Waldau um Punkte kämpfte.

Besonders im Blickpunkt: Yannick Maden. Der 32-jährige Stuttgarter ist nicht mehr im weltweiten Tenniszirkus unterwegs. Statt Paris und das Stade Roland Garros steht für ihn nun wieder wie einst Backnang und die TSG-Anlage am Ungeheuerhof auf dem Plan. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Besonders im Blickpunkt: Yannick Maden. Der 32-jährige Stuttgarter ist nicht mehr im weltweiten Tenniszirkus unterwegs. Statt Paris und das Stade Roland Garros steht für ihn nun wieder wie einst Backnang und die TSG-Anlage am Ungeheuerhof auf dem Plan. Foto: Alexander Becher

Von Uwe Flegel

Gerade mal drei Jahre ist es her, da stand Yannick Maden in der zweiten Runde der French Open dem Spanier Rafael Nadal gegenüber. Der Schwabe verlor das Tennisduell in drei Sätzen. Gegen einen Olympiasieger und mittlerweile 14-maligen Paris-Sieger ist das keine Schande. Nun, mit 32 Jahren, hat sich die ehemalige Nummer 96 der Weltrangliste aus Stuttgart von der Profi-Tour verabschiedet. Den Schläger schwingt er zwar weiterhin mit Herzenslust, nun aber nicht mehr auf der ganz großen Bühne, sondern wie derzeit auf Platz eins der TSG-Anlage am Ungeheuerhof. Dort, bei den ersten Backnang Open, ist die deutsche Nummer elf an Nummer eins gesetzt.

„Es ist schon lange her, dass ich hier war“, sagt Maden und begrüßt TSG-Sportwart Maximilian Hepp. Mit seinem Heimatverein TEC Waldau lieferte er sich in der Württembergliga einige heiße Duelle mit Backnang. „Einmal lagen wir nach den Einzeln 2:4 zurück, haben dann alle drei Doppel und den gesamten Vergleich noch 5:4 gewonnen“, erinnert er sich. Vor gut zehn Jahren dürfte das gewesen sein. Denn nachdem er 2013 an der Clemson University in South Carolina den Bachelor im Finanzmanagement in der Tasche hatte, konzentrierte er sich auf seine Tenniskarriere.

Erst im zweiten Anlauf schafft es der Stuttgarter, Profi zu werden

Es war sein zweiter Anlauf. Schon direkt nach dem Abitur hatte er es versucht und festgestellt: „So einfach ist das nicht. Körperlich, mental und vom Spielniveau war ich noch nicht so weit.“ Er sei eben nicht das Toptalent gewesen, erzählt der Rechtshänder und erklärt: „Die Zeit am College hat mir viel gebracht.“ Wie in den Vereinigten Staaten üblich konnte er beim dortigen Uni-Team namens Tigers unter Profibedingungen trainieren, spielen und studieren. Rückblickend urteilt er: „Es war richtig, in die USA zu gehen.“ Er sagt aber auch: „Der Weg war lang und schwierig.“ Profi zu sein ist das eine. Das andere ist, damit so viel Geld zu verdienen, um davon leben zu können. Dem Stuttgarter ist das im Lauf der Zeit gelungen. In acht Jahren auf der Tour hat er es auf 750 000 US-Dollar an Preisgeld gebracht. Hinzu kam noch der eine oder andere Euro an Sponsorengeld sowie das, was er vom TEC Waldau für die Auftritte in dessen erster Männermannschaft bekam.

Vielleicht hätte er bei einem anderen Klub etwas mehr bekommen können, doch auf der Waldau da waren die Kumpels, da war die Nähe zum Leistungszentrum Stammheim und da war Coach Hans-Dieter Beutel. „Er ist für mich Freund und Trainer“, sagt Maden und stellt zufrieden fest: „Ich musste nicht wie andere ständig umziehen. Mir wurde hier viel geholfen.“ Stuttgart war eine geschickte Basis. Von der aus gelang es ihm, „im Jahr 2019 meine Kindheitsträume zu erreichen. Ich stand in Paris in der zweiten Runde und war in den Top 100.“ Das und ein Körper, der ihm in Sachen Belastung und Verletzung immer mal wieder und zuletzt in zunehmendem Maße solche Signale sendete, dass „ich nicht mehr frei spielen konnte“, waren zwei wichtige von „vielen kleinen Gründen“, dem großen Zirkus den Rücken zu kehren.

Das bedeutet allerdings nicht, dass Yannick Maden nur noch zum Zeitvertreib den Schläger schwingt. Sowohl in Italien wie in Deutschland zählt er noch zum Kader eines Erstligisten. „Ich spiele dieses Jahr für den TC Bredeney Essen und zum ersten Mal seit meiner Jugendzeit nicht für den TEC Waldau. Mal sehen, wie sich das anfühlt ohne die vielen alten Kumpels um mich herum“, erzählt der 32-Jährige und sinniert ein wenig. Wobei er auch bei seinem neuen Klub Freunde wie den aktuellen Weißenhof-Halbfinalisten Oscar Otte mit im Team hat. Wobei Bundesliga-Tennis bekanntlich kein Freundschaftsdienst, sondern Leistungssport ist. Und um dafür fit zu sein, spielt der Stuttgarter nun auf regionalen Leistungsklasse-1-Turnieren wie dem in Backnang. „Das ist für mich wie eine Art Training unter Wettkampfbedingungen“, sagt er dazu.

Zudem erscheint es wie eine Beschäftigungstherapie für einen Wettkämpfer, den der Abschied von der Profi-Tour noch ein wenig schmerzt. „Es ist noch frisch“, klingt etwas Wehmut in Madens Stimme. Deshalb ist es wohl ganz gut, dass der Stuttgarter am großen Tennis weiterhin dicht dran ist. Nun nicht mehr auf dem Platz, sondern wie vor zwei Wochen im Stade Roland Garros an der Seite seiner belgischen Freundin Kimberley Zimmermann. Die hat es in Paris im Doppel mit Landsfrau Maryna Zanevska bis ins Viertelfinale und damit sogar noch weiter als bis in Runde zwei gebracht.

Im Achtelfinale gegen König

Starker Auftakt In Runde eins hatte es Yannick Maden eilig. Gegen den jungen Lorenz Grün vom TC Ludwigsburg gab es für den Stuttgarter im Schnelldurchlauf ein 6:0, 6:0. Im Achtelfinale trifft er heute ab 11.30 Uhr auf Elmar König. Der TSG-Routinier kam mit einem 6:4, 6:1 gegen Robin Reichrath (TuS Neunkirchen) unter die besten 16.

Die Lokalmatadoren Außer König schaffte es kein Backnanger in die zweite Runde. Bei den Frauen verloren Lisa Bär mit 2:6, 1:6 gegen Hannah Schäfer (TC Durlach) und Louisa Wenzel mit 1:6, 0:6 gegen Josie Holderbach (TC Weiß-Blau Würzburg). Bei den Männern unterlag Noah Heeb dem Schorndorfer David Novotny mit 4:6, 1:6.

Noch zwei Tage Das Turnier, das bei den Männern und Frauen mit jeweils 2000 Euro Preisgeld dotiert ist, wird heute und morgen jeweils ab 10 Uhr fortgesetzt.

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Erstellt:
11. Juni 2022, 06:00 Uhr

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