Zeltlager Salbengehren: Lagerfeuerromantik und Abenteuer pur

Spiel und Spaß in freier Natur – wer träumt nicht davon, wenn er das Wort „Zeltlager“ hört? Mit einem Festakt hat der Sportkreis Rems-Murr das 70+1-jährige Bestehen der in der baden-württembergischen Sportwelt einzigartigen Freizeitstätte Salbengehren gefeiert.

Benedikt Engele (links) und Jonas Blaschke sind zuversichtlich, als Doppelspitze die Herausforderungen zu meistern. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Benedikt Engele (links) und Jonas Blaschke sind zuversichtlich, als Doppelspitze die Herausforderungen zu meistern. Foto: Tobias Sellmaier

Von Simone Schneider-Seebeck

Seit über 70 Jahren nutzen Vereine und Besuchergruppen die Freizeitstätte des Sportkreises. Mehr als vier Jahrzehnte war Joachim Kristen die Seele dieser Einrichtung, seit drei Jahren wird das Zeltlager Salbengehren von einer Doppelspitze geführt.

Über 30 Jahre Lagerleiter

Manchmal führt Hartnäckigkeit eben doch zum Ziel. „Joachim Kristen hat uns schon vor Jahren angesprochen, ob wir als Beisitzer mitarbeiten möchten“, erinnert sich Jonas Blaschke. Nach damals bereits über 30 Jahren als Lagerleiter lag es Kristen am Herzen, sein Zeltlager, für das er sich so lange engagiert hatte, in gute Hände zu übergeben. Blaschke ist schon seit Kindheit bei der TSG Backnang aktiv und hatte häufig mit seinem Verein die idyllisch gelegene Freizeitstätte am Ebnisee besucht. „Ich habe mir das dann mal angeschaut“, führt er weiter aus. Er habe damals allerdings noch keine Möglichkeit gesehen, sich in dem Maße zu engagieren, wie es seiner Ansicht nach notwendig wäre.

Schon immer sehr nah dran

Doch Kristen ließ nicht locker. 2019 entschied er, sich aus gesundheitlichen Gründen zurückzuziehen. Die TSG Backnang sei schon immer zu Gast gewesen und auch eine der größten Gruppen dort, „wir haben auch schon immer viel Input gegeben“, denkt Jonas Blaschke zurück, der in seinem Verein als Jugendleiter im Turnen und stellvertretender Fachwart für Jugend aktiv ist. „Wir waren als Verein einfach schon immer sehr nah dran.“ So habe man beispielsweise mitgeholfen, das Volleyballfeld zu erneuern. Nun erschien ihm der Zeitpunkt perfekt. „Ich persönlich bin auch schon jahrelang Betreuer im Sommerzeltlager der katholischen Kirche in Winnenden. Somit hatte ich schon die Erfahrung und Motivation, mich da einzubringen.“

Die neue Doppelspitze

Auch Benedikt Engele kennt das Zeltlager von Kind auf. Im Alter von sieben Jahren war der Turner der TSG Backnang das erste Mal dort gewesen, hatte seither regelmäßig an Freizeiten teilgenommen und gehörte als Jugendlicher zum Betreuerteam. „In insgesamt 23 Jahren war ich nur in drei Jahren nicht dabei“, erinnert er sich. Die Lagerleitung zu übernehmen hat ihn schon gereizt – allerdings nur im Team. „Jonas hat mich motiviert“, sagt er, denn: „Das Zeltlager Salbengehren ist wunderschön und muss laufen.“ Seit August 2019 nun hat der Zeltlagervorstand eine Doppelspitze. Jonas Blaschke ist für die strukturelle und organisatorische Planung zuständig, Schreinermeister Benedikt Engele für den praktischen und handwerklichen Teil.

Große Aufgaben

Eine große Herausforderung stellte sich gleich zu Beginn ihrer Amtszeit mit der Renovierung der Küche dar. Auch die Sanitärgebäude mussten wieder auf Vordermann gebracht werden. Die Zwangspause durch die Coronapandemie ließen die beiden Vorstandsvorsitzenden daher nicht ungenutzt verstreichen, auch wenn es in dieser Zeit kaum Einnahmen gab. Beispielsweise mit der Erneuerung der Zeltböden mithilfe verschiedener Unterstützer, die nun Namensgeber der entsprechenden Zelte sind.

Verschiedene Anregungen

Wichtig ist beiden der Dialog mit den Vereinen, die in der Freizeitstätte zu Gast sind. Ihr Heimatverein TSG Backnang hatte über die Jahre immer wieder verschiedene Anregungen eingebracht, wie man das Zeltlager attraktiver gestalten könne. Daher ist es ihnen wichtig, aktiv auf die Vereine zuzugehen, die das Zeltlager als Freizeitstätte nutzen. Nachzufragen, was sie sich wünschen, was man besser machen könne und sie mehr in die Abläufe einzubeziehen, beispielsweise beim Auf- und Abbau der Zelte. „Wir machen jetzt alles zusammen, um auch die Gemeinschaft zusammenzubringen. Die Idee ist, dass sich die Vereine wieder mehr einbringen, wieder mehr mitmachen wollen“, so Jonas Blaschke, der über zehn Jahre Erfahrung als Zeltlagerbetreuer hat. So wurde beispielsweise auch der Zeltlagerverein mittlerweile für andere Klubs als Mitglieder geöffnet, eine richtige Entscheidung, wie sich gezeigt hat: „Wir haben da eine recht gute Resonanz.“

Dieses Jahr ausgebucht

Der Input durch die Vereine ist den beiden besonders wichtig. Was wird gewünscht, was ist den Vereinen wichtig? „Da sind wir auf dem richtigen Weg“, ist Blaschke überzeugt. Für das laufende Jahr ist das Zeltlager bereits ausgebucht und auch für das kommende Jahr sieht es schon ganz gut aus. Doch nicht nur für Vereine bietet das Zeltlager ein attraktives Freizeitangebot. Außerhalb der Ferien können es unter der Woche auch Schulen nutzen, etwa für Schullandheimaufenthalte oder Exkursionen. Das möchten Benedikt Engele und Jonas Blaschke noch weiter ausbauen.

Neue Projekte stehen an

Als nächstes großes Projekt steht nun die Modernisierung der Trinkwasseranlage mit der dazugehörigen Solaranlage für Warmwasser an. Außerdem soll die Erneuerung des Volleyballfeldes durchgeführt werden. Ganz ohne Hilfe ist das nicht zu schaffen, öffentliche Förderungsmöglichkeiten sind weggefallen und die allgemeine Teuerung macht auch hier nicht Halt. Doch Jonas Blaschke und Benedikt Engele sind zuversichtlich, dass sie das Zeltlager mit etwas Unterstützung und viel Motivation gut in die Zukunft führen werden.

Geschichte des Zeltlagers

Geschichte Das Zeltlager Salbengehren am Ebnisee kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Vor 71 Jahren öffnete es seine Pforten, gedacht als Stätte zur Erholung von Kindern. Zahlreiche Besuchsgruppen erfüllten die Freizeitstätte seither mit Leben, selbst aus Ungarn oder Großbritannien kamen die Gäste. Besonders Giselher Gruber, Vorsitzender des Sportkreises Rems-Murr von 1978 bis 1993 und Zeltlagerleiter von 1971 bis 1972, lag das Zeltlager am Herzen. Als in den 1990er-Jahren die Schließung drohte – trotz guter Belegungszahlen fehlte es an Geld für eine umfassende Sanierung – setzte er sich gemeinsam mit seinen Kollegen von der Ebnisee-Kommission dafür ein, die Freizeitstätte zu erhalten. Mit Erfolg. Einen Teil des notwendigen Kapitals konnte der Sportkreis als Träger selbst aufbringen, der Rest durch Sponsoreneinsatz finanziert werden.

Renovierungen Durch den coronabedingten Einnahmeverlust konnten die Renovierungsarbeiten größtenteils durch Spenden und Sponsorengelder finanziert werden. Vor allem Sportkreispräsident Erich Hägele setzte sich hier sehr ein.

Leiter Der langjährige Leiter des Zeltlagers Salbengehren war Joachim Kristen. Er prägte es ab 1978 über 40 Jahre lang. Aus gesundheitlichen Gründen gab er dann 2019 die Leitung ab. Im vergangenen Jahr ist Joachim Kristen nach schwerer Krankheit verstorben.

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Erstellt:
23. Juni 2022, 06:00 Uhr

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