Nach schmerzhaften Wochen: Tennis-Ass Zverev entspannt

dpa München. Noch vor Wochen war Tennisspielen nur unter Schmerzmitteln möglich. Die Leidenszeit aber soll für Alexander Zverev vorbei sein. Die deutsche Nummer eins hofft in München auf einen gesunden Ellbogen und viel Spaß. Im Hinblick auf Olympia hat Zverev eine klare Meinung.

Alexander Zverev ist gegen eine Aufhebung der Impf-Reihenfolge. Foto: Sven Hoppe/dpa

Alexander Zverev ist gegen eine Aufhebung der Impf-Reihenfolge. Foto: Sven Hoppe/dpa

Alexander Zverev ließ sich die Sonne auf den Kopf scheinen und beobachtete seinen Bruder belustigt am Nagelbalken.

Während sich Mischa an dem Geschicklichkeitsspiel versuchte, blickte der beste deutsche Tennisspieler optimistisch auf die bevorstehende Woche beim Münchner ATP-Sandplatzturnier - und darüber hinaus. Dabei hatten heftige Probleme im Ellbogen den Weltranglistensechsten in den vergangenen Monaten immer wieder stark beeinträchtigt. Aber „es wird mit jedem Tag besser“, verkündete Zverev sichtlich entspannt und auffallend redselig auf der Anlage der BMW Open.

Weil er als topgesetzter Akteur in der bayerischen Landeshauptstadt in der ersten Runde ein Freilos hat, muss der 24-Jährige erst am Mittwoch oder Donnerstag im Achtelfinale erstmals ran. Er hat also Zeit, seinen zuletzt maladen und geschonten Ellbogen wieder einzustimmen auf das Turnier. „Im Moment habe ich keine Schmerzen mehr“, berichtete Zverev. Nach einem letzten Medizincheck „kann ich hoffentlich wieder ohne Gedanken aufschlagen und alles machen“.

Daran war seit Wochen eigentlich nicht zu denken. Seit den French Open im Herbst 2020 plage ihn die Blessur im rechten Arm - Pause aber gönnte er sich keine. Am schlimmsten sei es beim Masters-Turnier in Miami Ende März gewesen. „In Miami war ich an einem Punkt, wo ich den Schläger nicht mehr halten konnte“, erinnerte Zverev. „Ich habe mit extremen Schmerzmitteln gespielt.“ Diese hätten auch dazu geführt, dass er einen Hitzeschlag erlitt und in der zweiten Runde ausschied.

Wegen Schäden am Knochen und viel Flüssigkeit im Gelenk probierte es der beste deutsche Tennisprofi mit einer Cortison-Therapie, die „relativ sinnlos“ gewesen sei. Zuletzt ließ er sich aufbereitetes Eigenblut in den Knochen spritzen - dies sei erfolgversprechender. „Ich hoffe, dass es jetzt irgendwann dann besser wird“, sagte er.

Das kann sich diese Woche zeigen. Bei dem mit 481 270 Euro dotierten Event in München ist Zverev Favorit auf seinen dritten Titel - vor allem weil einige Rivalen kurzfristig absagten. Jannik Sinner aus Südtirol verzichtete nach seinem Halbfinaleinzug in Monte Carlo. Am Montag zog Australian-Open-Halbfinalist Aslan Karazew zurück; der Russe hatte noch am Samstag Novak Djokovic in Serbien geschlagen.

Zverev will sich keinen Druck machen, das habe er inzwischen gelernt. Er wolle Turniere gewinnen; ob er dabei Favorit oder Titelverteidiger ist, das soll ihn nicht belasten. Nach einer bisherigen Saison inklusive dem Viertelfinale in Melbourne, dem Turniersieg in Acapulco und dem Dämpfer in Miami stehen die meisten Höhepunkte ja noch an.

Einer davon ist Olympia in Tokio, wo sich Zverev schon auf die Partien im Einzel und im Mixed an der Seite von Angelique Kerber freut. Er will mit einem klaren Medaillenziel nach Japan fliegen.

Allerdings ist der Wahl-Monegasse gegen eine Vorzugsbehandlung bei den Impfungen für die Sommerspiele. „Wir sollten nach der Reihenfolge gehen, wer es am meisten braucht. Momentan, als 24-Jähriger, würde ich nicht sagen, dass ich es am meisten brauche.“ Der DOSB ging zuletzt davon aus, dass alle deutschen Teilnehmer geimpft werden können. Zverev meinte: „Es gibt im Moment wichtigere Menschen, die geimpft werden sollten, als Olympia-Sportler. Wir sind bei Olympia dabei. Das heißt aber ja nicht, dass wir etwas Besseres sind.“

© dpa-infocom, dpa:210426-99-356259/3

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Erstellt:
26. April 2021, 11:46 Uhr

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