Backnanger Bäderbühne: „Wir feiern die lokale Musikszene“

Interview Die Backnanger Bäderbühne geht in die zweite Runde. Vom 2. bis 25. September finden acht Konzertabende auf der Liegewiese des Mineralfreibads statt. Die Organisatoren Claudia Fischer und Jochen Stapf von „MeinBacknang“ haben das Konzept grundlegend angepasst.

Easyman von More Colours trat bereits letztes Jahr bei der Bäderbühne auf. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Easyman von More Colours trat bereits letztes Jahr bei der Bäderbühne auf. Foto: Alexander Becher

Backnang. 2021 feierte die Backnanger Bäderbühne ihre Premiere. Dass es eine zweite Auflage geben würde, das stand für die Initiatoren Claudia Fischer und Jochen Stapf von der Website „MeinBacknang“ gleich nach dem Ende der ersten Runde fest – obwohl diese aus finanzieller Sicht nicht erfolgreich war. Im Gespräch verraten die beiden, was dieses Jahr besser laufen soll.

Frau Fischer, Herr Stapf, bald beginnt Ihre Festivalreihe. Auf welches Konzert freuen Sie persönlich sich am meisten?

Fischer: Eigentlich freue ich mich tatsächlich auf alle acht Tage, weil ich relativ offen in meinem Musikgeschmack bin. Gespannt bin ich auf Plainride am 16. September, weil ich herausfinden möchte, ob so ein Rockkonzert hier gut ankommt oder eher nicht. Spaß machen Plainride auf jeden Fall!

Stapf: Ich freue mich besonders auf die Razorblades. Die haben vor vielen Jahren öfter mal in Backnang gespielt und auf den Konzerten war immer gute Stimmung. Ein besonderes Highlight wird auf jeden Fall auch die Kooperation mit dem Kreisjugendring sein. Am 17. und 18. September findet das „Peace 4 Ukraine Festival“ statt. Die Konzerte kosten keinen Eintritt, sondern werden durch Spenden finanziert. Diese kommen wiederum regionalen Vereinen zugute, die in der Ukrainehilfe tätig sind.

Wie wichtig war es Ihnen, dass die Künstler aus der Region kommen?

Fischer: Das war schon ein wichtiges Kriterium für uns als lokales Unternehmen. Wenn wir eine tolle Band, die nicht aus der Region kommt, dafür begeistern können, nach Backnang zu kommen, ist das natürlich super. Aber es sollte auch künftig so sein, dass es keinen Abend gibt, an dem nicht wenigstens eine lokale Band oder eine Band mit lokalem Bezug auftritt. Wir feiern die lokale Musikszene und wollen die gerne auch nach Kräften unterstützen.

War es einfach für Sie, Künstlerinnen und Künstler für das diesjährige Line-up zu gewinnen? Ein paar sind ja schon zum zweiten Mal dabei wie etwa MC Bruddaal oder Them Muddy Brothers.

Stapf: Man muss sagen: Denen, die zum zweiten Mal dabei sind, hat es letztes Jahr so gut gefallen, dass sie eigentlich eher von sich aus auf uns zukamen und uns gefragt haben, ob sie wieder auftreten können.

Fischer: Viele mussten wir sogar vertrösten. Denn wenn wir jetzt das Tupfengleiche wie letztes Jahr gemacht hätten, wäre es ja auch nicht sonderlich zuträglich gewesen.

Was war Ihnen bei der Zusammenstellung des Programms wichtig?

Stapf: Wir haben darauf geachtet, dass wir so ziemlich alle Genres bedienen, damit auch wirklich für jeden Geschmack und jede Altersklasse etwas dabei ist.

„MeinBacknang“-Gründerin Claudia Fischer wollte Backnang schon lang mit einem Festival bereichern. Ihr Mitarbeiter Jochen Stapf half ihr, es auf die Beine zu stellen. Foto: Sascha Ungerer

© Sascha Ungerer

„MeinBacknang“-Gründerin Claudia Fischer wollte Backnang schon lang mit einem Festival bereichern. Ihr Mitarbeiter Jochen Stapf half ihr, es auf die Beine zu stellen. Foto: Sascha Ungerer

Werfen wir einen Blick zurück: Wie kam es zur Backnanger Bäderbühne?

Fischer: Also, das „Super-Summer-Slide-Out“, die Rutschparty zum Saisonabschluss im Wonnemar, haben wir ja 2018 und 2019 schon veranstaltet. So kam der Kontakt zum neuen Wonnemar-Geschäftsführer Markus Dechand zustande. Er war von Anfang an interessiert daran zu schauen, wie man die Wonnemar-Fläche auch außerhalb des Bäderbetriebs nutzen kann, denn da fallen ja auch immer eine Menge Betriebskosten an. Als er auf mich und Alexander Lisson vom Wohnzimmer zugekommen ist, habe ich die Gelegenheit genutzt und die Konzertreihe vorgeschlagen. Bei mir war immer schon die Überlegung da: Wo könnte man in Backnang so ein kleines Festival starten? Die Fläche im Wonnemar bietet sich dafür an, denn die Infrastruktur ist da und durch die Hanglage ist die Bühne von überall aus gut zu sehen, man kann sich schön verteilen.

Wann stand fest, dass es eine zweite Runde der Bäderbühne geben würde?

Fischer: Eigentlich direkt, nachdem die erste vorbei war. (lacht)

Stapf: Einen Monat nach der ersten Bäderbühne haben wir Organisatoren uns alle zusammengesetzt, das Ganze Revue passieren lassen, die ersten Konzeptvorschläge fürs nächste Jahr vorgelegt und die Daten festgelegt. Dann waren wir das ganze Jahr über immer wieder mit der Planung beschäftigt.

War 2021 ein Verlustgeschäft oder sind Sie auf null herausgekommen?

Fischer: Definitiv ein Verlustgeschäft. Vermutlich lag das an mehreren Faktoren: Wir hatten die Besonderheit des Coronajahrs – und damit auch wenig Vorlauf. Wir hatten nur zwei, drei Wochen Zeit, um Werbung zu machen. Und dann haben wir von Anfang an gesagt: Wir machen das mammutmäßig lang – es ging ja letztes Jahr vom August bis in den September. Das war, glaube ich, auch gut so, denn dadurch hatten wir genug Zeit, um zu sehen: Was funktioniert gut, was nicht? Aber für jeden Abend mussten wir natürlich auch die Crew und die Securitys bezahlen. Wir haben zwar einen Zuschuss aus dem Bundesprogramm „Neustart Kultur“ bekommen, aber wir sind auf einem Batzen sitzen geblieben. Dieses Mal hatten wir mehr Zeit, Sponsoren zu finden. Und wir haben das Programm komprimiert.

Was wird dieses Jahr noch anders sein?

Stapf: Die Eintrittspreise sind auf jeden Fall günstiger. Außerdem spielt nicht nur eine Band pro Abend: Es ist immer noch ein kleinerer Support-Act als Opener da, damit es sich noch einmal mehr lohnt hinzugehen.

Fischer: Es war in der Planung auch gleich klar, dass das Wohnzimmer die Getränkeversorgung übernimmt und Nena’s den kulinarischen Part, weil es letztes Jahr ein bisschen viel war für die Wonnemar-Crew.

Stapf: Und wir haben ein neues Lichtkonzept, weil es letztes Jahr vielen auf dem Weg zu den Toiletten zu dunkel war.

Was passiert, wenn es regnet?

Fischer: Dann müssen wir die Konzerte tatsächlich leider ersatzlos ausfallen lassen. Die Karten kann man dann zurückgeben.

Wie viele Zuschauer erwarten Sie?

Stapf: Pro Abend zwischen 200 und 300 – insgesamt 3000 –, das wäre natürlich ideal.

Fischer: Dann müssten wir uns auch um die Finanzierung keine Sorgen machen. Und für die Bands wäre es auch leichter, Stimmung zu machen. Aber letztes Jahr kamen jetzt auch nicht die Massen und es hat trotzdem allen Spaß gemacht.

Stapf: Ich habe bei der ganzen Sache ein sehr gutes Gefühl, weil ich glaube, außer Woodstock gab es kein einziges Festival, das im ersten Jahr gut funktioniert hat.

Das heißt, Sie planen schon für 2023?

Fischer: Ja, im Prinzip haben wir schon festgelegt, dass wir gerne den Zeitraum Mitte September beibehalten wollen.

Das Gespräch führte Melanie Maier.

Die Organisatoren, Tickets und Infos zur Backnanger Bäderbühne

Claudia Fischer wurde am 31. Januar 1981 in Backnang geboren, wo sie bis heute lebt. Fischer ist gelernte Modedesignerin. Seit 2006 hat sie ein eigenes Modelabel. Von 2012 bis 2016 konzipierte sie ein kooperatives Vertriebskonzept. 2016 startete die Website „MeinBacknang“ (https://meinbacknang.de). Fischer ist zudem als Barkeeperin tätig und macht Öffentlichkeitsarbeit.

Jochen Stapf kam am 25. Juli 1983 in Backnang zur Welt. Der gelernte Einzelhandelskaufmann lebt noch heute in der ehemaligen Gerberstadt. Nach der Ausbildung durchlief er verschiedene, teils leitende Positionen im Handel und Verkauf, sammelte Erfahrungen im Eventmanagement. Mittlerweile ist er Leiter der Abteilung Marketing und Vertrieb bei „MeinBacknang“.

Tickets Die ersten beiden Konzerte der Backnanger Bäderbühne (Fabi Benz& Kingseyes, More Colours) finden am Freitag, 2. September, im Backnanger Wonnemar statt. Insgesamt acht Konzertabende sind bis zum 25. September geplant. Einlass ist jeweils um 19.15 Uhr. Alle Infos zu den Bands sowie Tickets bekommt man im Internet unter: https://bbb.meinbacknang.de

Zum Artikel

Erstellt:
26. August 2022, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Kultur im Kreis

Backnang: Comedyreihe Spassix feiert Premiere

Die Comedyreihe Spassix feiert in Backnang erfolgreich Premiere. Die vier Comedians Roberto Capitoni, Michael Eller, Berhane Berhane und Cüneyt Akan sorgen im Merlin, im Joe Peña’s, im Fancy und in Cristina’s Tapas&More für ausgelassene Stimmung.

Kultur im Kreis

Neue Ausstellung: Backnanger Alltagswelten stehen im Fokus

Der Fotodesigner Peter Wolf wartet ab Samstag mit einer neuen Ausstellung mit Motiven aus dem alten Backnang auf. Im Kabinett des Helferhauses präsentiert er Backnanger Alltagswelten – Aufnahmen, die Einblicke in frühere Lebens- und Arbeitsverhältnisse geben.

Kultur im Kreis

Wieland Backes liest aus „Unmöglich!“

Sozialkritische Themen als kurzweilige Geschichten: Der bekannte TV-Moderator Wieland Backes (SWR-Nachtcafé) liest in der Stadtbücherei Backnang aus seinem neuen Erzählband vor.