Neustart in Baden-Baden

100-Grad-Wende in der Kunsthalle

Schluss mit radikalen künstlerischen Positionen. Die Kunsthalle Baden-Baden richtet den Blick künftig wieder in die Vergangenheit – und stärker aufs Publikum.

Die Kunsthalle Baden-Baden wird unter der neuen Leitung förmlich auf den Kopf gestellt.

© ARTIS - Uli Deck

Die Kunsthalle Baden-Baden wird unter der neuen Leitung förmlich auf den Kopf gestellt.

Von Adrienne Braun

Deutlicher könnte der Bruch kaum sein. In den vergangenen Jahren war die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden ein Haus für politische, experimentelle und mitunter auch eher sperrige Kunst. Die Direktorin Çağla Ilk, selbst in der Türkei aufgewachsen, stellte auch immer wieder zeitgenössische türkische Künstler aus – derzeit etwa Egemen Demirci und Mehtap Baydu. Seit Mai hat in dem Baden-Badener Ausstellungshaus aber Eckart Köhne das Sagen. Er ist der Direktor des Badischen Landesmuseums, das während der Sanierung des Karlsruher Schlosses die Kunsthalle Baden-Baden bespielen darf.

Zum Auftakt gibt es Blumen

Und hier weht fortan ein völlig anderer Wind. „Bloom up! Die Sprache der Blumen“ nennt sich die erste Ausstellung, die 2026 unter der neuen Leitung gezeigt werden wird. Der „florale Willkommensgruß“, wie es heißt, soll „sinnlich-intellektuell“ durch die Kulturgeschichte der Blumen führen. Gleichzeitig versucht Köhne mit der Ausstellung, die völlig unterschiedlichen Profile des kulturgeschichtlichen Landesmuseums und der Kunsthalle für zeitgenössische Kunst zusammenzubringen. Deshalb sollen neben etwa 2500 Jahre alten attischen Vasen oder Blumenmotiven aus dem Jugendstil auch „aktuelle künstlerische Positionen“ einbezogen werden.

Für die Künstlerinnen und Künstler aus Baden-Württemberg ist das ein schwacher Trost. Sie hatten scharfe Kritik an der Abwicklung der Kunsthalle Baden-Baden geübt – so wie auch die Direktorin Çağla Ilk es als „einen beispiellosen Akt“ bezeichnete, dass das Haus auf Anweisung des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg „umgewandelt wird für eine andere Institution“. Der Kunststaatssekretär Arne Braun ist dagegen überzeugt davon, dass von den zusammengelegten Institutionen „neue Impulse“ aussehen können. „Gemeinsam entsteht ein sicher interessanter Dialog“, sagte er bei der Vorstellung des künftigen Kurses.

In Karlsruhe wird eigentlich fast alles gerade saniert

Bis zum Frühling kommenden Jahres ist in der Kunsthalle Baden-Baden noch das ursprünglich konzipierte Programm zu sehen. Ab dem 10. Oktober stellt der Künstlerbund Baden-Württemberg aus, der in diesem Jahr seinen siebzigsten Geburtstag feiert. Im Februar steht auf dem Programm dann noch eine Werkschau der Malerin Katharina Wulff, die Professorin an der Düsseldorfer Kunstakademie ist.

Fünf Jahre soll das Badische Landesmuseum die Kunsthalle Baden-Baden als Interimsfläche nutzen. An diesem Wochenende wurde das noch einmal im Karlsruher Schloss gefeiert, das nun fünf Jahre lang generalsaniert werden soll. In Karlsruhe selbst wird das Badische Landesmuseum zumindest noch im Museum beim Markt präsent sein. Auch die Kunsthalle Karlsruhe wird derzeit umgebaut. Hier kann im Oktober zumindest die Orangerie eröffnet werden für Sonderausstellungen, während die Highlights der Sammlung im ZKM zu sehen sind.

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Erstellt:
31. August 2025, 17:18 Uhr

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