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Anke Engelke als Hochzeitsplanerin

Im neuen Silvester-Kurzfilm „Eine halbe Stunde ist viel Zeit“ des WDR spielt Anke Engelke eine Hochzeitsplanerin, deren Konzept aus dem Ruder läuft.

Mareike Berger (Anke Engelke) und Miller (Michael Ostrowski) hinter der Champagner-Pyramide.

© WDR/Michael Kötschau/btf product

Mareike Berger (Anke Engelke) und Miller (Michael Ostrowski) hinter der Champagner-Pyramide.

Von Tilmann P. Gangloff

Es hätte einer gewagten Volte bedurft, um diese Geschichte weiterzuerzählen: Am Ende von „Kurzschluss hoch drei“ versucht das ausgesperrte Paar, mit einem tollkühnen Sprung über den Abgrund das gegenüberliegende Dach zu erreichen; ein Filmschluss wie beim Western-Klassiker „Zwei Banditen“ (1969) oder dem Roadmovie „Thelma & Louise“ (1991). So endete eine Kurzfilmtrilogie, die das Zeug zu einer neuen Silvestertradition hatte: In den drei Filmen begegnen sich zwei Menschen (Anke Engelke, Matthias Brandt) am letzten Tag des Jahres unter auf herausfordernden Umständen.

Kleine Pannen, großer Wahnsinn

Zum Glück hatten der WDR, die Hauptdarstellerin, das Produktionsduo Philipp Käßbohrer und Matthias Murmann (btf) offenbar große Lust, das Unternehmen fortzusetzen; das Kurzfilmmotto „Eine halbe Stunde ist viel Zeit“ klingt ohnehin wie ein Reihentitel. Beim möglichen Auftakt gibt es zwar keinen Silvesterbezug mehr, dafür ist die Erzählung deutlich turbulenter. Während es sich bei den drei „Kurzschlüssen“ (2022 bis 2024) über weite Strecken um Zwei-Personen-Stücke handelte, schildert „Die Hochzeit“ nun in Echtzeit, wie der vermeintlich schönste Tag im Leben eines jungen Paars komplett aus dem Ruder läuft. Zentrale Figur ist Hochzeitsplanerin Mareike Berger (Engelke), die alles im Griff zu haben glaubt; bis der Vater des Bräutigams ihren Zeitplan mit einer hemmungslos ausufernden Rede über den Haufen wirft.

Kleine Pannen hatte es schon vorher gegeben, aber die konnte Mareike mit Resolutheit und Entscheidungsfreude meistern: Für den kurzfristig indisponierten Fotografen ließ sich Ersatz finden, und mit dem Fahrradkurier, der ihr die falsche Torte unterjubeln wollte, hat sie kurzen Prozess gemacht.

Familienfoto, Torte, Sektempfang, Brauttanz: All’ das muss in dreißig Minuten erledigt sein, dann hat die nächste Gruppe die „Event-Location“ im Schloss gebucht. „Wahnsinn“, findet der Bräutigam. Aber „der Wahnsinn folgt einem Plan“, korrigiert Mareike: „meinem“. Was sie nicht ahnt: Fotograf Miller hat er eine gewisse Neigung zur Anarchie, weshalb die Hochzeitsplanerin immer öfter zum Flachmann („seelischer Notgroschen“) oder später zur Champagnerflasche greift. Unter Verwendung des mutmaßlich von Wilhelm Busch verballhornten Schiller-Zitats „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Bess’res findet“ weist er das Brautpaar auf die Folgen des Ja-Worts hin, weshalb sich die Braut ihrer Sache prompt nicht mehr sicher ist.

Genug Stoff für einen Langfilm

Die besten Kurzfilme sind jene, die genug Stoff für einen Neunzigminüter enthalten. Tatsächlich ist der Ideenreichtum fast zu verschwenderisch für eine einmalige Sichtung. Handwerklich beweist der Österreicher Michael Ostrowski (Buch und Regie) großes Geschick. Zwei Tage Proben, fünf Tage Drehzeit in und um Schloss Hülchrath (Grevenbroich): sportlich, zumal die diversen heiteren Slapstick-Momente einer minutiösen Vorbereitung bedurften; ein Sturz in eine Champagner-Pyramide lässt sich nicht oft wiederholen. Anders als im Film durfte daher nichts dem Zufall überlassen bleiben. Der WDR will sich noch nicht festlegen, ob sich aus dem Film eine Reihe entwickeln wird.

Eine halbe Stunde ist viel Zeit: 30. Dez., 23.30 Uhr, ARD; 31. Dez., 16.15 Uhr, WDR

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Erstellt:
29. Dezember 2025, 14:24 Uhr

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