ARD-Krimi „Die Bestatterin“
Anna Fischer, die Schwaben und der Tod
Die großartige Anna Fischer geht in „Die Bestatterin“ wieder als Lisa Taubenbaum auf Mördersuche. Gedreht wurde in Kirchheim unter Teck. Die Stadt wird im ARD-Donnerstagskrimi aber in Hepperlingen umgetauft.
Von Gunther Reinhardt
Eine Berlinerin allein unter Schwaben: Bereits zum dritten Mal schlüpft an diesem Donnerstag die Schauspielerin Anna Fischer in der ARD-Krimireihe „Die Bestatterin“ in die Rolle von Lisa Taubenbaum, die in einem beschaulichen Kaff namens Hepperlingen eigentlich dafür zuständig ist, Leichen unter die Erde zu befördern, viel lieber aber der Polizei die Ermittlungsarbeit abnimmt. Im Fall „Zweieinhalb Tote“ trifft Lisa ihre Jugendliebe wieder. Es wird viel getratscht und gelästert und alle reden Schwäbisch – alle außer Anna Fischer. „Ich habe viel mit den Leuten vor Ort gesprochen und gefragt, ob ich das tun soll“, sagt sie, „und alle meinten: auf keinen Fall!“
„An manchen Tagen halt ick mene Fresse“
Da sie eine Frau spielt, die zwar Schwäbin ist, aber lange in Berlin gelebt hat, stört das auch kein bisschen. Über einen Monat wurde in Kirchheim unter Teck gedreht und anders als viele andere Hauptstädter hat die 36-Jährige ein Herz für Schwaben und das Schwäbische: „Die Menschen da sind ja sehr offen und sehr freundlich. Das war schon ein sehr liebevoller Umgang miteinander“, sagt sie. Sie wurde immer wieder mal auf einen Schnaps einladen und natürlich hat sie einige Schwäbisch-Brocken aufgeschnappt: „Aber wenn du willst, dass ich jetzt mal was auf Schwäbisch sage: niemals! Das habe ich mir eingebläut!“
Wenn schon Dialekt, dann kommt für Anna Fischer, die im Bezirk Höhenschönhausen aufgewachsen ist, nur Berlinerisch infrage. „An manchen Tagen halt ick mene Fresse / Weil ick ma sonst selber stresse“, sang sie 2007 – damals noch mit wunderbarer Mireille-Mathieu-Frisur – in dem knuffigen Indierocksong „Schnauze“ ihrer Band Panda, von der man viel zu lange nichts mehr gehört hat.
Als Schauspielerin war sie, als das Panda-Debüt erschien, schon im Kino ganz groß herausgekommen: In Hans Christian Schmidts Film „Lichter“ hatte sie 2003 als 16-Jährige ihre erste Nebenrolle gespielt, und 2005 begeisterte sie in der Hauptrolle in Jeanette Wagners Drama „liebeskind“. „Zum damaligen Zeitpunkt wurde es nicht so gern gesehen, dass eine Schauspielerin auch noch singt oder eine Sängerin auch schauspielert“, beklagt sie. Doch obwohl sie sich seither mehr aufs Drehen konzentriert, schreibt und singt sie weiter: „Musik ist für mich ein Heilmittel in jeder Lebenslage, das mir Entspannung bringt und bei der ich ich selbst sein kann. Bei der Schauspielerei spiele ich eine Rolle. Ich bin angewiesen auf den Regisseur und das Drehbuch. Beim Musikmachen gibt es kein Skript. In jedem Song steckst du selbst.“
„Bei mir zu Hause stapeln sich jetzt nicht 100 000 Drehbücher“
Doch auch in ihre Filmrollen bringt sie viel von sich ein. Wie bei vielen Figuren, die Anna Fischer bisher dargestellt hat, schimmern durch Lisa Taubenbaum Trotzigkeit, Aufmüpfigkeit und eine versteckte Verletzlichkeit. Nicht das Skript, nicht die Regie und auch nicht der Drehort, sondern diese tolle Darstellerin ist der Grund dafür, dass es sich lohnt, beim Krimi „Zweieinhalb Tote“ einzuschalten. Und das, obwohl sie nicht unbedingt die erste Wahl für die Rolle war: „Ich musste ein Casting durchlaufen, und ich bin nicht gleich beim ersten Mal genommen worden. Es ist ein hartes Geschäft“, sagt sie.
„Wenn man einen Namen hat, den alle kennen, ist man in einer guten Situation – aber man hat kein Privatleben mehr. Toll ist auch, wenn man ein Nachwuchsdarsteller ist, den noch keiner kennt, der noch entdeckt werden kann. Wenn man aber ein Gesicht ist, das vielleicht ein paar Leute kennen, dann wird es schon schwieriger. Und so geht es mir. Bei mir zu Hause stapeln sich jetzt nicht 100 000 Drehbücher auf dem Tisch. Und ich werde auch älter, ich bin nicht mehr 20.“
„Jede Branche hat ihre Tücken“
Trotzdem erlaubt sie sich den Luxus, wählerisch zu sein, sagt nur Ja, wenn sie ein Projekt auch wirklich spannend findet: „Ich habe deshalb auch Rollen abgesagt, und Leute waren sauer auf mich und haben mich nie wieder gefragt. Jede Branche hat ihre Tücken, und es ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen.“
Dass sie die Rolle in „Die Bestatterin“ angenommen hat, liegt auch daran, dass sich hinter dem Mix aus Krimi und Komödie ein ernstes Thema verbirgt – die Auseinandersetzung mit dem Tod: „Der ist immer noch ein Tabu“, sagt sie, „über alles andere wird geredet. Auch in Sachen Sex sind wir viel freizügiger und offener geworden. Aber über den Tod spricht man nicht.“ Bei „Die Bestatterin“ habe sie viel darüber gelernt, was mit den Hinterbliebenen passiert. „Wie geht man mit Trauer, mit Verlust um? Was machen die Menschen, die weiterleben? Die sind eigentlich die Leidtragenden: Wenn du tot bist, bist du ja tot.“
Von der Burg Teck zum Uracher Wasserfall
Vor allem hat Anna Fischer beim Drehen aber nicht nur ein Herz für die Schwaben, sondern auch für die Region entdeckt. „Ich habe viel Zeit auf der Burg Teck verbracht. Der Ausblick ist sehr schön – zu jeder Tageszeit und bei jeder Wetterlage. Ich fand auch den Uracher Wasserfall sensationell und all die Wanderwege dort. Und natürlich habe ich mir die ganzen Burgen im Umkreis angeschaut. Dieses Flair aus einer längst vergangenen Zeit ist sehr reizvoll.“
Hier zu leben könnte sie sich zwar im Moment trotzdem noch nicht vorstellen. Dazu ist Anna Fischer viel zu sehr Stadtmensch. Wer jetzt aber glaubt, dass nur auf dem Dorf jeder jeden kennt, der hat noch nicht in Berlin gelebt: „Das ist auf dem Kiez auch nicht anders. Auch wenn du in einer großen Stadt wohnst, kennst du deine Nachbarn oder den Typen, der unten im Späti arbeitet. Und es kann auch sein, dass getratscht wird.“
Anna Fischer und „Die Bestatterin“
Person Anna Fischer wurde 1986 in Ost-Berlin ist Schauspielerin und Musikerin. Im Jahr 2003 gab sie ihr Kinodebüt in Hans-Christian Schmids Drama „Lichter“. Seit 2015 spielt sie eine der Hauptrollen in der ARD-Krimireihe „Harter Broken“
Ausstrahlung Seit 2019 spielt Anna Fischer die Titelrolle in den „Die Bestatterin“-Krimis. An diesem Donnerstag um 20.15 Uhr strahlt das Erste dritte Fall von Lisa Taubenbaum mit dem Titel Zweieinhalb Tote“ aus. Die Krimikomödie ist bereits hier in der ARD-Mediathek verfügbar.