Familienfilm im TV
ARD zeigt „Das Märchen vom Schwanensee“
Als ARD-Weihnachtsmärchen kommt diesmal am ersten Weihnachtsfeiertag ein Stück mit viel Musik ins Familienprogramm: „Das Märchen vom Schwanensee“.
© Südwestrundfunk
Friedrich (Riccardo Campione) und Odette (Samirah Breuer) in „Das Märchen vom Schwanensee“
Von Tilmann P. Gangloff
Eine bezaubernde Prinzessin, die allein durch wahre Liebe von ihrem Fluch befreit werden kann, ein Prinz, der unerschrocken dem Bösen trotzt: Die ARD-Märchenreihe „Sechs auf einen Streich“ ist der letzte Ort, an dem sich ein derartiges Handlungsmuster ironiefrei erzählen lässt, zumal die junge Frau auch noch über weite Strecken nicht Subjekt, sondern Objekt der Handlung ist. Samirah Breuer kann sich immerhin damit trösten, in der „Schwanensee“-Adaption den mit Abstand nachhaltigsten Eindruck zu hinterlassen, zumal sie eine besondere Herausforderung zu meistern hatte: Wie im Tschaikowski-Ballett spielt die Hauptdarstellerin eine Doppelrolle als gute Fee und böse Stiefschwester.
Aus dem Schwan wird die schöne Odette
Die Geschichte beginnt jedoch ganz anders: Prinz Friedrich (Riccardo Campione) soll heiraten. Deshalb will die Königin (Silke Bodenbender) einen Ball veranstalten, bei dem sich wie im Kuppelformat „Der Bachelor“ die ausgewählten Kandidatinnen einfinden dürfen. Der junge Mann hat aber überhaupt keine Lust auf Brautschau und will viel lieber mit seinen beiden Freunden Abenteuer erleben. Also reitet das Trio in den Zauberwald, in dem angeblich immer wieder Menschen verschwinden. Dort gelangen sie an einen malerischen See, auf dem ein Schwan einsam seine Kreise zieht. Friedrich kann die Kumpane gerade noch davon abhalten, mit Steinen nach dem Tier zu werfen. Nach Sonnenuntergang, als die beiden anderen schlafen, verwandelt sich der Schwan in Odette, die ihm ihre Geschichte erzählt. Der Prinz ist entzückt von der jungen Frau und lässt ihr eine Einladung zum Ball da.
Wie in fast allen Märchen ist die faszinierendste Figur natürlich der Schurke, zumal Fritz Karl den sinistren Herrscher des Zauberwalds angemessen finster verkörpert. Witwer Rotbart ist Odettes Stiefvater, er hat sie einst verflucht, aber nun soll ihm das Mädchen mit Hilfe eines perfiden Plans indirekt zur Macht über das Königreich verhelfen: Er klaut die Einladung, verwandelt seine Tochter Odile (Jule Hermann) in eine dank Kostüm und Make-up düstere Kopie Odettes und sieht sich am Ziel seiner Wünsche, als Friedrich der vermeintlichen Geliebten wie erhofft einen Antrag macht.
Klassisch und familienfreundlich
Die echte Odette ist enttäuscht: Ihrer Ansicht nach hätte er spüren müssen, dass er reingelegt wird, und damit endet die Geschichte, jedenfalls in ihrer traurigen Variante, in der sich das Liebespaar in die Fluten stürzt. Es gibt zum Glück noch andere Variationen, und selbstredend haben Die Autorinnen Silja Clemens und Barbara Miersch für ihr Weihnachtsmärchen das Happy End gewählt. Regie führte Christian Theede, ein echter Experte für das Genre. Neu erfunden hat er es allerdings nicht; auch „Schwanensee“, im Rahmen von „Sechs auf einen Streich“ die einzige Neuproduktion des Jahrgangs 2025, ist klassisch und sehr familienfreundlich umgesetzt. Wer die reine Lehre bevorzugt, wird sich am modernen Sprachgebrauch der jugendlichen Mitwirkenden stören („wow“). Dass Friedrichs Freund Benno (Chieloka Jairus) nicht nur schwarz, sondern auch schwul ist, passt wiederum ins Gesamtbild moderner Märchenadaptionen. Sehr hörenswert ist die Musik, die an den richtigen Stellen Tschaikowskis bekanntes „Schwanensee“-Motiv integriert.
Das Märchen vom Schwanensee: 25. Dezember, 14.20 Uhr, ARD. In der Mediathek abrufbar.
