Auch Udo Lindenberg ist mit von der Partie

Die Ausstellung „ICH. Zwischen Abbild und Neuerfindung“ in der Galerie Stihl in Waiblingen zeigt rund 100 Arbeiten.

Udo Lindenberg nicht als Rockmusiker oder Schriftsteller, sondern als Maler: Selbstbildnis „Ahoi Leonie“, 2000. Offset-Lithografie. © Udo Lindenberg / Foto: Kunsthalle St. Annen, Lübeck

Udo Lindenberg nicht als Rockmusiker oder Schriftsteller, sondern als Maler: Selbstbildnis „Ahoi Leonie“, 2000. Offset-Lithografie. © Udo Lindenberg / Foto: Kunsthalle St. Annen, Lübeck

Waiblingen. Zum Jahresende präsentiert die Galerie Stihl Waiblingen rund 100 Selbstbildnisse aus den Jahren von 1900 bis heute. Die Ausstellung „ICH. Zwischen Abbild und Neuerfindung“ zeigt Werke unter anderem von Marc Chagall, Jörg Immendorff, Cindy Sherman sowie Marina Abramović und Udo Lindenberg und veranschaulicht, auf welch unterschiedliche Weise sich Künstlerinnen und Künstler mit der eigenen Person auseinandersetzen. Die Themen der Schau sind dabei breit gefächert: von der Erforschung der Mimik über die Rolle der Frau in der Gesellschaft bis hin zu einem humorvollen Umgang mit sich selbst. Die Ausstellung läuft von 16. Oktober bis 16. Januar.

In heutiger Zeit scheinen Selbstdarstellungen in Form von Selfies allgegenwärtig. Als fester Bestandteil der Kunstgeschichte zieht sich das Selbstbildnis jedoch bereits durch die Jahrhunderte. Den Grundstock der Schau bildet eine Auswahl an Werken aus der umfangreichen Sammlung Leonie Freifrau von Rüxlebens, heute im Bestand der Kunsthalle St. Annen in Lübeck, und schließt namhafte Künstler wie Marc Chagall, Max Liebermann und Jörg Immendorff ein. Weitere Exponate – von Cindy Sherman, der Meisterin des Rollenspiels, über die Performance bei Marina Abramović bis hin zum politischen Statement Ai Weiweis – unterstreichen die Entwicklung des Sujets und dessen thematische Vielfalt.

Auch die Bandbreite an gezeigten Techniken ist abwechslungsreich: Ausdrucksstarke Holzschnitte, filigrane Zeichnungen sowie faszinierende Fotografien verdeutlichen die Herangehens- und Ausdrucksweisen der Kunstschaffenden. Eine interaktive Videoarbeit von Daniel Rozin lädt die Besucherinnen und Besucher zudem ein, selbst Teil des Kunstwerks zu werden. Verschiedene Themenbereiche gliedern die Schau und widmen sich unter anderem der Erforschung von Mimik und Emotion, der Rolle der Frau in der Gesellschaft oder auch der Unkenntlichmachung und Abwendung vom Gesicht. Sozialkritische Werke sind ebenso vertreten wie der humorvolle Umgang mit der eigenen Person.

Selbstdarstellungen unterliegen seit Jahrhunderten einem stetigen Wandel. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzten Künstlerinnen und Künstler häufig sich selbst repräsentativ in Szene oder nutzten das eigene Äußere für Studien der Gesichtszüge. Bald darauf wandelte sich die Darstellungsweise, begünstigt unter anderem durch psychologische Erkenntnisse und das Aufkommen der Fotografie. Der Blick der Künstler und auch zunehmend der Künstlerinnen richtete sich nach innen und spiegelte dabei persönliche Interessen wie auch gesellschaftliche Zustände wider. „ICH. Zwischen Abbild und Neuerfindung“ greift mit der Auswahl der Exponate den stilistisch-technischen Wandel auf und stellt die Entwicklung des Selbstporträts heraus. Die Ausstellung macht deutlich, dass ein Selbstbildnis mehr sein kann als das reine Abbild des eigenen Gesichts: Von imagebildender, idealisierter Selbstinszenierung bis hin zur schonungslosen Selbstbefragung – die verarbeiteten Themen sind vielfältig. So wird der künstlerische Arbeitsprozess zum Ausdruck gebracht, Rollenspiele dienen der Hinterfragung der eigenen Identität, Geschlechterklischees werden an den Pranger gestellt und Krisensituationen verarbeitet. Mit zunehmender Abstraktion verschwinden die Kunstschaffenden sozusagen nach und nach aus ihren Werken oder erfinden sich gänzlich neu. pm/ik

Vor Ort oder digital dabei

Eröffnung Die Vernissage ist heute um 19 Uhr in der Kunstschule Unteres Remstal. Die Galerie überträgt die Rede- und Musikbeiträge auf den Galerieplatz. Die Ausstellung ist ab 19 Uhr geöffnet. Eine Anmeldung zur Teilnahme an der Vernissage ist erforderlich. Anmeldungen sind (vorausgesetzt, es gibt noch freie Plätze) unter der Telefonnummer 07151/5001-1686 möglich.

Streaming Die Veranstaltung wird live gestreamt, sodass die Vernissage auch von zu Hause aus verfolgt werden kann. Abrufbar unter www.waiblingen.de sowie unter www.galerie-stihl-waiblingen.de.

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Erstellt:
15. Oktober 2021, 11:00 Uhr

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