Trompeter Rüdiger Baldauf und Max Mutzke begeistern im Backnanger Bürgerhaus

Der Ausnahmetrompeter Rüdiger Baldauf bringt mit seiner Show Trumpet Night ein regelrechtes Starensemble auf die Bühne des Backnanger Bürgerhauses. Mit von der Partie ist Sänger Max Mutzke, der unter anderem seinen ESC-Hit „Can’t Wait Until Tonight“ zum Besten gibt.

 Max Mutzke überzeugt mit seiner weichen und zugleich angerauten Stimme. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Max Mutzke überzeugt mit seiner weichen und zugleich angerauten Stimme. Fotos: Alexander Becher

Von Marina Heidrich

Backnang. „Das könnte ein schöner Abend werden.“ Rüdiger Baldauf lächelt augenzwinkernd auf der Bühne des restlos ausverkauften Backnanger Bürgerhauses. Was dann folgt, lässt die Aussage des Star-Trompeters zur Untertreibung des Jahres werden. Nicht zum ersten Mal gastiert der kreative Kopf der Trumpet Night in Backnang, und auch diesmal hat er seine Band aus hochkarätigen Musikern zusammengestellt.

Mit dem Titel „Working Day and Night“, 1979 von Michael Jackson geschrieben und von Quincy Jones produziert, sorgen die Musiker gleich für den optimalen Einstieg. Nach wenigen Tönen wippt das Publikum mit. Baldauf stellt die Band vor. Jeder Musiker hat sich schon lange als Einzelkünstler einen Namen gemacht. Gitarrist Bruno Müller war Mitglied der Heavytones, jener fantastischen Liveband, die unzählige TV-Sendungen veredelte (so auch „TV total“ mit Stefan Raab) und die diverse Künstler auch beim Eurovision Songcontest begleitete. Der Kölner, der Jazzgitarre studiert hat, ist extrem vielseitig und kann locker in anderen Musikstilen mithalten. Dass Müllers Ehefrau aus dem Backnanger Ortsteil Strümpfelbach stammt, wird von Baldauf zum Amüsement des Publikums als Running Gag genutzt. So wird an diesem Abend extra eine kleine „Strümpfelbachversion“ von Michael Jacksons Billie Jean angespielt.

Einzigartiges Trompeter-Trio

Bassist Marius Goldhammer ist einer der gefragtesten Tieftöner Deutschlands, hat bei vielen verschiedenen Aufnahmen mitgewirkt und was er an diesem Abend aus seinem Fünfsaiter in einer kongenialen Mischtechnik aus Slapping und Zupfen herausholt, ist mehr als beeindruckend. Keyboarder Jan Klinkenberg ist einer der jüngsten Professoren an der Hochschule für Musik in Köln. Bei dem gebürtigen Münchner wirken selbst schwierigste und komplexe Läufe mühelos. Drummer Thomas Heinz ist ein echtes Energiebündel, auch der quirlige Rhythmusmensch hat bereits jede Menge internationale Erfahrung und vor einigen Jahren seine eigene Schlagzeugschule gegründet. Und zwischendrin: der Maestro selbst – Rüdiger Baldauf im hellen Anzug und farblich passendem Beanie strahlt seine gewohnte Bühnenpräsenz aus, ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Charmant, charismatisch und witzig interagiert er mit seinen Gästen und bereits der erste Gasttrompeter ist ein Volltreffer: Lorenzo Ludemann. Der junge Musiker ist Baldaufs Nachfolger bei den Heavytones, die beiden kennen sich bereits seit vielen Jahren. Als Kind hat Ludemann schon Unterricht bei Baldauf genommen. Und mit der Zeit seinen ganz eigenen Stil entwickelt. Bereits mit 21 Jahren war er Mitglied im Bundesjazzorchester.

Ausnahmetrompeter Rüdiger Baldauf ist nicht zum ersten Mal im Backnanger Bürgerhaus.

© Alexander Becher

Ausnahmetrompeter Rüdiger Baldauf ist nicht zum ersten Mal im Backnanger Bürgerhaus.

Auch der nächste Gast am goldenen Blech ist eine Koryphäe auf seinem Instrument. Joo Kraus hat immer über den musikalischen Tellerrand hinausgeblickt. Zu Beginn seiner Karriere war er Mitglied der Krautrock-Band Kraan, unzählige Kollaborationen mit anerkannten Musikern unterschiedlichster Stile folgten und 2003 sein erstes Solo-Album. Kraus demonstriert dem Publikum eindrucksvoll, wie es klingen kann, wenn man die Effektgeräte, die man einsetzt, auch tatsächlich beherrscht. Er verfremdet die Töne seiner Trompete durch einen Harmonizer und ein Echogerät und schafft eine ganz besondere Klangwelt. Alle drei Trompeter haben ihren ureigenen Stil und Sound – doch im Zusammenspiel ergänzen sie sich perfekt.

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Das Publikum ist hingerissen. Fast scheint es vergessen zu haben, dass ja noch ein spezieller Gast aussteht. Dann setzt Joo Kraus die Trompete an, spielt einige wehmütige, lang gezogene Töne und von irgendwoher kommt sie, diese Stimme. Samtig und doch leicht angeraut, weich und brüchig zugleich. „Bitte lass mich noch’n bisschen fahr’n, bis wir das Meer sehn...“ Die ersten Zeilen aus dem Lied „Welt hinter Glas“.

Ein wahrer Ausnahmesänger

Max Mutzke betritt, ganz in Schwarz gekleidet, singend die Bühne. Der 1981 im Schwarzwald geborene Sänger war in seiner Jugend Schlagzeuger. 2004 hatte er seinen Durchbruch bei Stefan Raab und vertrat Deutschland beim ESC. Seitdem geht seine Karriere kontinuierlich nach oben. Der Begriff Ausnahmesänger wird leider mittlerweile inflationär eingesetzt – aber bei Max Mutzke trifft er zu. Im Bürgerhaus stellt er seine Vielseitigkeit unter Beweis, englische und deutsche Titel, Eigenkompositionen und Cover. Eine härtere, soulig angehauchte Rockversion des Beatles-Klassikers „Come Together“, ein geniales Cross-over, bei dem Gitarrist Bruno Müller ein AC/DC-inspiriertes Solo spielt und die Trompeten parallel dazu das ursprüngliche Gitarrenriff aus Led Zeppelins „Kashmir“ zitieren. Und über allem Mutzkes Wechsel zwischen Brust- und Kopfstimme.

Natürlich bekommen die Backnangerinnen und Backnanger auch das Lied zu hören, mit dem Max Mutzke seinen ersten großen Erfolg feierte. Den ESC-Beitrag „Can’t Wait Until Tonight“. Die Zuhörer stehen, tanzen in den Reihen und machen mit. Der zweite Teil des Programms erfährt sogar noch eine Steigerung. Rüdiger Baldauf wechselt zur Posaune und spielt eine Reggaeversion von „They Don’t Care About Us“ (Michael Jackson), Joo Kraus und Lorenzo Ludemann gesellen sich bei „Back in the USSR“ von den Beatles dazu und grooven zu „Getaway“. Bei diesem Lied, im Original von Earth, Wind & Fire, zeigt Joo Kraus erneut, dass er singen und rappen kann. Mit einer atemberaubend schönen Version von John Lennons „Imagine“ sorgt Max Mutzke für Gänsehaut und stehende Ovationen. Als Zugabe folgt „Schwerelos“ vom gleichnamigen Album des Sängers.

Ein fulminanter Abend sollte es laut Begrüßung des Kulturamtsleiters Johannes Ellrott werden. Will man die Veranstaltung anhand der begeisterten Publikumsstimmen beschreiben, gehen einem die positiven Adjektive aus. Daher kann man das Ereignis am besten mit der folgenden Aussage zusammenfassen: Was für eine Band – was für ein Sänger – was für ein Abend! Mit einem dicken Ausrufezeichen.

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Erstellt:
26. Februar 2024, 06:00 Uhr

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