Brasilianisches Feuer im Hofgut

Außergewöhnliches Musikerlebnis bei der Sommerkulturnacht auf dem Backnanger Hagenbach

Brasilianisches Temperament vermittelt die Band Anavantou mit Nino Karvan. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Brasilianisches Temperament vermittelt die Band Anavantou mit Nino Karvan. Foto: T. Sellmaier

Von Wolfgang Gleich

BACKNANG. Heiße Rhythmen und kühle Getränke erwarteten die Besucher des Hofguts Hagenbach bei der Brasilianischen Sommer-Kulturnacht. Dazu eingeladen hatte der Verein Kulturgut – Kultur auf dem Hofgut Hagenbach.

Eine fröhlich-sorglose Stimmung beherrschte am Freitagabend den Innenhof des Hofguts Hagenbach: der Grill brutzelte, Paella, Käse- und Hackfleischbällchen sowie „brasilianische Feuerteufel“ waren vorbereitet, und Eis, Zitronen und Cachaça für die Caipirinhas standen bereit. Gut dreihundert Besucher hatten sich dort zur brasilianischen Sommer-Kulturnacht mit der belgisch-brasilianischen Band Anavantou eingefunden.

Je weiter sich die Kühle der Nacht vom Gartenteich her ausbreitete und sich die Feuchtigkeit auf Haut und Kleidung legte, desto heißer wurden die Rhythmen, die von den Musikern von der Bühne herunter gejagt wurden. Mal klang es vertraut-heimelig, mal exotisch fremd, was Schlagzeuger Gwenaël Francotte vor Konzertbeginn als ein Verschmelzen von traditioneller belgischer Musik und dem „Forró“ aus dem Nordosten Brasiliens erklärt hatte. Das die Stile verbindende Element sei das Akkordeon. Es habe bereits im 19. Jahrhundert seinen Weg über den Atlantik gefunden. Unüberhörbar habe sich bei Anavantou auch eine gehörige Portion Ska, Rock, Baião, Coco und Maracatu dazwischen geschmuggelt – „surrealistische Fusion“ eben, so Francotte. Bereits mit den ersten Titeln „Batucada Deportada“, „Maravancatu“ und „Tronco de Marrão“ wurde klar, dass dieser Abend ein außergewöhnliches Musikerlebnis versprach. Und als Dudu Prudente seinen Berimbau strich und mit der Zabumba ins Zwiegespräch trat, wurde es mucksmäuschenstill auf Stühlen und Bänken. Da lohnte es sich, sich fallen zu lassen und hinzuhören, ebenso bei dem fetzigen Rock ’n’ Roll, der die ersten Tänzer von ihren Plätzen lockte. Unbedingt erwähnenswert auch Sängerin „Jeca“ Jessica Seixas Rocha, die über eine Stimme verfügt, die den Hof locker bis in den hintersten Winkel erfüllte.

Mitreißende Rhythmen vermitteln unbeschwertes Lebensgefühl

Nicht erst groß angelockt werden musste Konrad Ehring. Er sei mit seiner Frau und mehreren Bekannten hier und gehöre zu den Stammgästen. Er wohne in der Kaess-Siedlung, und da biete es sich an, einen Spaziergang zu unternehmen oder mit dem Rad herzufahren. Elke und Andreas Oehler wiederum hatten beschlossen, miteinander einen gemütlichen Abend zu verbringen, zu essen und es sich gut gehen zu lassen. Und nun ließen sie sich eben auf die Musik ein. Die wiederum war für Carmen Nickel und Peter Schultheiß eine erfreuliche Überraschung. Auch sie seien eigentlich hergekommen, um gepflegt zu essen und ein Glas Wein zu genießen. Umso mehr freue sie sich nun über das Musikerlebnis, erklärte Carmen Nickel, ihr gefalle brasilianische Musik außerordentlich. Die mitreißenden Rhythmen vermittelten ein leichtes und unbeschwertes Lebensgefühl. Für südländische Musik begeistert sich auch Ali Michels; das Besondere an dieser Veranstaltung aber, strahlte er, bestehe darin, dass er die brasilianische Nacht zum Geburtstag geschenkt bekam.

Das Sommer Open Air sei jedes Mal etwas ganz Besonderes im Veranstaltungsjahr des Kulturgut-Vereins, erklärte Mitglied Wolfgang Burr. Es sei dem südamerikanischen Lebensgefühl gewidmet, und wenn dazu auch noch das Wetter passe, so wie an diesem Abend, dann stehe einem uneingeschränkten Musikgenuss nichts im Wege. Man bemühe sich um ein breit gefächertes Programm, das auch Jüngere anspreche und aufs Hofgut locke. Kaum Gelegenheit zum Durchatmen hatten dieses Wochenende allerdings die Mitglieder des Vereins. Bereits am Sonntag stand der traditionelle Jazzfrühschoppen der Jugend-Musik- und Kunstschule auf dem Programm, den der Verein Kulturgut im Rahmen seines Nachwuchsförderprogramms veranstaltet.

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Erstellt:
22. Juli 2019, 06:00 Uhr

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