Caroline von Grone stellt Werke in der Galerie in Backnang aus

„Konkrete Figuren“ heißt die neue Ausstellung in der Galerie der Stadt Backnang. Sie umfasst großformatige Porträts, aber auch Studien und Landschaftsbilder der in Hamburg lebenden Künstlerin Caroline von Grone. Das Ehrenbürger-Porträt Frank Noppers stammt ebenfalls von ihr.

Zwischen zwei und drei Tagen standen die Porträtierten Künstlerin Caroline von Grone für diese Bilder jeweils Modell. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Zwischen zwei und drei Tagen standen die Porträtierten Künstlerin Caroline von Grone für diese Bilder jeweils Modell. Fotos: Alexander Becher

Von Melanie Maier

Backnang. Caroline von Grone bringt in ihren Porträts und Landschaftsbildern nicht alles zu Ende. Der Stamm eines blühenden Kirschbaums bleibt skizzenhaft angedeutet, der Stuhl eines sitzenden Mannes schwebt scheinbar beinlos auf der Leinwand. Die 1963 geborene Malerin spielt mit Farben, mit Fläche und Raum. Das Unkonkrete wird in ihren Bildern zum Konkreten. „Konkrete Figuren“ heißt denn auch ihre neue Ausstellung in der Galerie der Stadt Backnang. Galerieleiter Martin Schick findet es „sehr spannend, wieder mal eine fast klassische Malerei auszustellen, die in der Frage, wie und wen sie zeigt, aber nicht konventionell ist“. Ihre Werke würden zum Wesen der Dinge vordringen, ohne dabei kitschig zu wirken, sagt er über von Grones Schaffen.

In Backnang ist die in Hamburg lebende Künstlerin bereits bekannt: 2021 malte sie das Ehrenbürger-Porträt des ehemaligen Oberbürgermeisters Frank Nopper. Das Bild aus dem Rathaus hängt nun vorübergehend ebenfalls in der Stadtgalerie.

Auftragsarbeiten wie diese nimmt von Grone bereits seit ihrem Studium an. Die erste entstand 1991. Zugleich war es ihr schon immer wichtig, auch andere Teile der Gesellschaft zu zeigen: den Fischhändler oder die Besitzerin eines Biomarkts zum Beispiel. 2017 entstand ihre Porträtreihe „Zhelden“, bei der wohnungslose Menschen lebensgroß auf je zwei Leinwänden à 1,37 auf 2,47 Meter abgebildet sind. Fünf Tage standen oder saßen die Porträtierten der Malerin Modell. „Unter 20 Stunden läuft da gar nichts“, kommentiert sie.

Bis zur Fertigstellung eines Bildes können mitunter Jahre vergehen

Von Grone arbeitet generell nicht mit Fotografien. Selbst großflächige Landschaftsbilder malt sie vor Ort, in der Natur. „Meinen Malwagen mit der Leinwand und meinen Malsachen ziehe ich wie einen überdimensionalen Bollerwagen hinter mir her“, verrät sie. Bis zur Fertigstellung eines Bildes können mitunter Jahre vergehen. So etwa bei „Park außen II“, das Bäume und eine Baustelle am Hamburger Stadtpark zeigt. Dem Werk ging eine Reihe kleinerer Formate, Studien, voran, die für von Grone nun eine zusammengehörige Arbeit bilden. Bei den skizzenhaften Vorzeichnungen ging es für die Künstlerin darum herauszufinden, wie sie farblich vorgehen möchte – und ob sie überhaupt Lust darauf hat, so viel Zeit mit dem Motiv zu verbringen.

Während sie ihre Skizzen mit schnell trocknenden Pigmentfarben anfertigt, malt Caroline von Grone ihre Großformate mit Ölfarben, nass in nass. Die Farbe versetzt sie dafür mit einem Trocknungsverzögerer. So fließen die Farben ineinander, können verwischt, getupft, zerrieben werden. Sie sollen spürbar werden, eine fast physische Rauheit bekommen, sagt die Malerin, „ein bisschen wie Butter auf Brot.“ Gut sichtbar wird das beispielsweise beim Porträt einer befreundeten Künstlerin, bei dem die schwarze Farbe ihres rechten Schuhs über den ockerfarbenen Hintergrund aus dem Bild hinauszufließen scheint. Und wer ganz genau hinschaut, kann hinter der Figur fein linierte Zehen und Finger erkennen – eine Referenz auf das Schaffen ihrer Kollegin.

Diese Mehrdeutigkeit ist all ihren Bildern gemein. Das 2022 entstandene Porträt der Bioladen-Besitzerin Bärbel etwa zeigt diese als spiegelverkehrte Mona Lisa. Und die Reihe „Zhelden“ nimmt Bezug auf die in Tinte und Aquarell gemalten Papierarbeiten des deutschen Malers und Fotokünstlers Günther Förg.

Vieles in ihrer Arbeit sei aber auch dem Zufall geschuldet, sagt Caroline von Grone. Zufälligen Begegnungen, zum einen, aber auch Zufällen beim Malen selbst, Launen, denen sie nachgeht. Deshalb sind mehrere der Studien zu „Park außen II“ etwa von schleifenartigen Schlieren überzogen. „Das, was mich interessiert, ist die Suche nach dem Motiv, die Untersuchung“, erklärt sie. Ihr gegenständliches Arbeiten sei auch ein permanent abstraktes Schaffen.

Fast jede ihrer Ausstellungen ist zudem mit einer Aktion verbunden. So möchte von Grone auch in Backnang drei Bürgerinnen oder Bürger porträtieren – und zwar im gleichen Format wie Frank Nopper. Das soll der Werkschau einen zusätzlichen sozial-utopischen Charakter verleihen.

Den blühenden Kirschbaum hat Caroline von Grone 2020 gleich zweimal auf die Leinwand gebracht: Direkt neben dem Bild hängt in der Galerie seine spiegelverkehrte Version.

© Alexander Becher

Den blühenden Kirschbaum hat Caroline von Grone 2020 gleich zweimal auf die Leinwand gebracht: Direkt neben dem Bild hängt in der Galerie seine spiegelverkehrte Version.

Dieses Porträt aus der Reihe „Zhelden“ (2017) zeigt den Wohnungslosen Patrick.

© Alexander Becher

Dieses Porträt aus der Reihe „Zhelden“ (2017) zeigt den Wohnungslosen Patrick.

Künstlerin und Werkschau

Caroline von Grone wurde 1963 in Hannover geboren. Von 1984 bis 1992 studierte sie an der Gesamthochschule Kassel, der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und der Kunstakademie Düsseldorf. Von Grone hatte bereits mehrere Lehraufträge inne, etwa an der Muthesius-Kunsthochschule Kiel. Seit 2010 lebt sie in Hamburg.

Vernissage Zur Ausstellungseröffnung heute Abend um 20 Uhr in der Galerie der Stadt Backnang, Petrus-Jacobi-Weg 1, sind alle Interessierten eingeladen. Galerieleiter Martin Schick wird in die Ausstellung einführen. Das Haus ist von 19 Uhr an geöffnet. Die
regulären Öffnungszeiten der Galerie sind Dienstag bis Freitag von 16 bis 19 Uhr, Samstag von 11 bis 18 Uhr und Sonntag von 14 bis 18 Uhr. Die Ausstellung läuft bis Sonntag, 13. August. Der Eintritt ist frei. Aktuelle Informationen findet man online unter www.galerie-der-stadt-backnang.de.

Erweiterung Zur Ausstellung gibt es eine externe Erweiterung mit weiteren Gemälden im TOM, dem ehemaligen Kiosk am Bahnübergang beim ehemaligen Spinnereibahnhof, Spinnerei 2, in Backnang. Im Anschluss an die große Ausstellungseröffnung wird es im TOM heute um 21.30 Uhr
eine weitere kleine Eröffnung geben. Die Öffnungszeiten des TOM sind sonntags von 14 bis 16 Uhr, mit Kaffee- und Kuchenangebot. Weitere Infos zum TOM erhält man unter der Telefonnummer 0152/04934675 sowie unter @spinnerei2 auf Instagram.

Ausstellungsreihe Die Werkschau ist Teil des ersten „Summer of Painting“, bei dem sich Museen und Galerien in der Region Stuttgart im Rahmen einer koordinierten Ausstellungsreihe dem Thema Malerei widmen. Die Reihe läuft bis Ende September und wird am 22. Mai, 18.30 Uhr, im Rahmen einer zentralen Veranstaltung im Stuttgarter Hospitalhof eröffnet werden.

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Erstellt:
12. Mai 2023, 11:30 Uhr

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