Corona verhalf zu einer besonderen Kulisse

Michael Ebs Kooperation mit dem finnischen Produzenten Jukka Backlund geht weiter. Angefangen hat die Karriere des Unterländers 2011 in Backnang. Damals erhielt er beim Nachwuchsfestival für „Sing another Song“ den Eigenkompositionspreis.

Michael Eb am Eisernen Steg in Frankfurt am Main: Dort wurde das Songvideo gedreht, als Ausgangsverbot herrschte. Foto: M. Schleiffelder

Michael Eb am Eisernen Steg in Frankfurt am Main: Dort wurde das Songvideo gedreht, als Ausgangsverbot herrschte. Foto: M. Schleiffelder

Von Thomas Roth

BACKNANG. „Backnang ist tatsächlich der Dreh- und Angelpunkt meiner Karriere.“ Das sagt Michael Eb. Denn ohne seinen Auftritt 2011 beim Nachwuchsfestival wäre wohl alles nicht so gekommen, wie es dann gekommen ist. Bei dem Musikerwettstreit während des Straßenfests vor knapp zehn Jahren siegte er mit dem Titel „Sing another Song“ in der Kategorie Eigenkomposition. Das Lied öffnete ihm auch die Tür zu Jukka Backlund. Eb hatte dem finnischen Musikproduzenten und Multiinstrumentalisten 2012 auf gut Glück eine MP3-Version geschickt. Nachdem Backlund den Song gehört hatte, besuchte er Michael Eb in Neckarwestheim, um an dem Song zu arbeiten. Backlund damals: „We have to hook up.“ Was so viel heißt wie: „Wir müssen uns zusammentun.“ Das war der Beginn einer nicht nur musikalischen Freundschaft.

Aufnahmen in Helsinki und Las Vegas.

Kurz danach folgte die Produktion von „Lost in the Sea“ in Helsinki. 2018 dann die Aufnahmen zu „Campfire“ in Las Vegas, wo Backlund zwischenzeitlich lebte. Und jetzt, der Finne ist wieder zurück in Helsinki, produzierte er mit dem Freund aus dem Schwabenland „The One“.

„The One“ ist ein Lied, das sich auf die wichtigsten Personen im Leben bezieht. Das kann jeder sein: die Eltern, der Partner, ein Kindergartenfreund. „Man ist von vielen Menschen umgeben, aber nur ganz wenige sind wirklich wichtig“, sagt Michael Eb. Diese Worte machen klar: Die Ausgangsgedanken für „The One“ stammen aus einer Zeit, als noch keiner an eine Pandemie dachte. Und tatsächlich war der Song Ende Februar 2020 nach vier Tagen Arbeit und Vergnügen im Kasten. „Wir haben nicht nur gearbeitet, sondern auch Kultur erlebt. In Kopenhagen nach der Zwischenlandung beim Rückflug von Helsinki habe ich das erste Mal Schulklassen mit Masken gesehen. Da wusste ich, das wird was Größeres.“

Das Video zum Song wurde später gedreht. Der Gymnasiallehrer im Hauptberuf erzählt über die Gefühle, die der Song, deutlich rockiger als „Campfire“, bei ihm auslöst. Eines davon ist Dunkelheit. Und so wurde der Clip bei Nacht gedreht. In Frankfurt am Main. Bei minus sechs Grad. Es brauchte eine Sondergenehmigung der Stadt für den Dreh, da Ausgangsverbot herrschte. Eb: „Wir haben es Corona zu verdanken, dass das Video so wirkt, wie es wirkt.“ Das klingt, bei Licht betrachtet, schon ein wenig düster, unheimlich, bizarr, ist aber eben dieser unserer aktuellen Zeit geschuldet.

„The One“ wirkt schon beim ersten Hören in gewissem Sinne vertraut. Eingängige Melodien sind immer schon Ebs Markenzeichen. Und wenn es, wie hier, um wichtige Menschen geht, ist das Gefühl der Vertrautheit geradezu zwingend.

Zwischen „Campfire“ und „The One“ gewann der heute 39-Jährige den Wettbewerb „Newcomer on Stage“ von Hitradio Antenne 1. Dabei setzte er sich gegen mehr als 120 Mitbewerber durch. Vielleicht liegt es an der Ehrlichkeit, die Michael Eb in seine Musik legen will: „Ein Song ist das Speichermedium für Gefühle – ein Archiv von persönlichen Höhen und Tiefen.“ Am besten ist es, wenn man erlebt hat, worüber man singt. Die Musik, so der Singer-Songwriter, soll „die Geschichten zur Geltung bringen“. Im Vergleich zu manchen Sängern in anderen Genres, in denen allzu offensichtlich Emotionen vor allem als Marketingstrategie beschworen werden, glaubt man Michael Eb eher, dass er lebt, was er musikalisch ausdrückt. Da ist auch nichts von aufgesetzter Betroffenheit, die häufig gepaart mit musikalischer Banalität daherkommt, zu spüren. Nein, „The One“ rockt. Ab 26. März ist „The One“ auf den üblichen Download- und Streamingportalen zu erleben.

Die musikalischen Anfänge

Im Alter von sieben Jahren erhielt Michael Klavierunterricht. Mit zwölf hatte er sich selbst das Gitarrespielen beigebracht und mit 13 schrieb er seine ersten Songs. 2002 gründete er zusammen mit drei Klassenkameraden die Band Acid Rain. Mit 17 stieg Michael Eb als Gitarrist bei der Band Methusalem Komplott ein.

Nach seinem Erfolg beim Nachwuchsfestival 2011 in Backnang nahm der Walldorfer Produzent Siggi Zundl (Worlds Apart, Masterboy) Eb mit in seine „Sound Factory“, um eine Maxi-CD der Single zusammen mit Studiomusikern wie David Anlauff zu produzieren. Eb lebt in Lauffen am Neckar.

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Erstellt:
19. März 2021, 16:00 Uhr

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