Das Gras auf der anderen Seite
Tatort In „Das Glück der Anderen“ ermittelt wieder Borowski in Kiel.
Vorschau - Simone Höhn

Kiel „Nicht, dass jemand tötet, ist so erstaunlich, sondern dass wir es nicht tun.“ Den Satz sagte Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) einmal in einem anderen Kieler„Tatort“. In „Das Glück der anderen“ ermittelt er auf Grundlage dieses Einfühlungsvermögens in menschliche Abgründe – manchmal wirkt das leicht übersinnlich. Den schwarz-weiß denkenden Konterpart übernimmt KommissarinMila Sahin(Almila Bagriacik).
Kassiererin Peggy Stresemann (Katrin Wichmann) ist enttäuscht vom Leben, das ihr nichts bietet außer einem langweiligen Job und ihrem einfältigen Ehemann Micha (Aljoscha Stadelmann). Ihr Frust entlädt sich in Neid auf die reichen Nachbarn, die anscheinend den Lotto-Jackpot gewonnen haben. Sie möchte sich ein Stück vom Glückskuchen abzwacken und bricht gegenüber ein, um den Lottoschein zu stibitzen. Doch sie wird überrascht.
Die Täterin steht für die Zuschauer von Anfang an fest, weswegen dieser „Tatort“ nicht auf Ermittlungsspannung setzt. Das psychologische Puzzle, das Borowski zusammensetzt (Drehbuch: Sascha Arango), leidet teilweise an klischeehaften Figuren. So gibt sich die perfekt zurechtgemachte Nachbarin anfangs stets unterkühlt und distanziert und wirkt wie die Karikatur einer Frau aus besseren Kreisen. Auch Peggys Ehemann entspricht dem Bild des grobschlächtigen, herzensguten „Gas-Wasser-Scheiße“-Handwerkers (O-Ton). Umso mehr sticht die Rolle der Peggy heraus, die die Nuancen zwischen Verzweiflung, Hoffnung und Wahnsinn auslotet.
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