Ein Auftritt mit lauter Höhepunkten

Von Miklós Vajna

Backnang. Im gut besuchten Walter-Baumgärtner-Saal des Backnanger Bürgerhauses summt und brummt es – es herrscht eine aufgeräumte und erwartungsfrohe Stimmung mit hohem Geräuschpegel vor dem Wiedersehenskonzert des Städtischen Blasorchesters Backnang. Auch die noch geltende Maskenpflicht tut der freudig aufgeladenen Stimmung keinen Abbruch. Angeregte Gespräche, perlendes Frauen- und sonores Männerlachen, Begrüßungswinken über weite Entfernungen: Man sieht sich gerne wieder und die Stimmung passt.

Das Konzert beginnt mit dem Vortrag des Jugendblasorchesters unter der Leitung von Sebastian Rathmann. Die jungen Talente spielen mehrere Märsche von John Williams, feierlich erhaben und dramatisch gewürzt mit Percussion und Drumset.

Der Vorsitzende Patrick Wolff begrüßt nach dieser Eröffnung das Publikum, darunter auch Menschen aus der Ukraine, mit dem Motto „Musik inspiriert und verbindet“ und dankt fürs Kommen.

Es folgt Musik aus den Filmen „How To Train Your Dragon“ und dem James-Bond- Klassiker „Dr. No“, klangfarbenreich und mit vielen atmosphärischen Wechseln. Das Jugendblasorchester besitzt einen angenehm homogenen Klang und sehr bewegliche Posaunen.

Nun gehört die Bühne den jüngsten Musikern: Das Bläsernachwuchsorchester hat seinen Auftritt. Vorab informiert der Jugendleiter Torsten Vollbrecht, dass die Proben während der Coronazeit auch abwechselnd in Präsenz und online abgehalten wurden, um den Kontakt aufrechtzuerhalten. Hoch motiviert und voller Enthusiasmus absolviert der Nachwuchs sein erstes Konzert in der Öffentlichkeit. Trotz leichter Koordinationsprobleme wird dank mutigen Durchhaltevermögens das gute Ende erreicht. Es gibt starken Applaus für die Jugendabteilung.

Bevor das Programm mit dem Städtischen Blasorchester weitergeht, erklingt als bewegendes Zeichen der Solidarität die ukrainische Nationalhymne. Die folgende Beifallsäußerung ist gedämpft und entsteht vorsichtig aus der Stille.

Nach einem ausführlichen Einblick in Inhalt und Hintergründe kommt als ein musikalischer Höhepunkt die Musik aus „Das Phantom der Oper“. Komposition und Arrangement sind sehr gut, und der Vortrag des Städtischen Blasorchesters steht dem in nichts nach. Aus den Lautsprechern kommt klanggewaltig die ausgedehnte brausende Orgeleinleitung, und das Orchester setzt fast nahtlos mit gleichem Impetus ein. Auf sehr hohem Niveau entsteht ein musikalisches Breitwandgemälde in mannigfachen Klangfarben, vielschichtig und perfekt, mit eindringlich mitreißenden Steigerungen und Höhepunkten, in den einzelnen Registern gut ausbalanciert und weit entfernt vom gängigen Blasmusikklang. Der Dirigent Christian Wolf führt das Orchester energiegeladen zupackend und mit schönem Timing. Es gibt die ersten Bravorufe. Zwischen den Musiken aus den Marvelfilmen „Captain America“ und „Avengers“ und aus „Fluch der Karibik“ werden der ehemalige Vorstand Helmut Schaber mit Frau Sigrid für 21 Jahre Vereinsleitung geehrt.

Die prächtige Fanfarenmusik aus den „Rocky“-Filmen und das Medley mit Schlagern aus den Achtzigern in interessantem ungewöhnlichen Arrangement sind dem Orchester wie auf den Leib geschrieben. Die Begeisterung im Publikum äußert sich mit Bravorufen und ersten Standing Ovations.

Nach der Zugabe „76 Trombones“ aus dem Musical „The Music Man“ war für das begeisterte Backnanger Publikum das Konzertende noch nicht gekommen: Mit immer schneller werdendem rhythmischem Applaus wurde ein weiterer Bonus gefordert, sodass der Dirigent, der sich nicht auf eine zweite Zugabe vorbereitet hatte, verkünden musste, diese beim nächsten Konzert auf jeden Fall einzuplanen. Als Ad-hoc-Lösung spielte das Backnanger Stadtorchester einige Takte aus dem 80er-Medley. Großer Applaus, Bravorufe und Standing Ovations.