Beatrice Rana im Beethovensaal

Erlesenes Klavierspiel

Beatrice Rana gastiert zusammen mit den Wiener Symphonikern im Beethovensaal. Dabei zeigt die 30-jährige Pianistin ihre künstlerische Reife.

Fingerfertig: Beatrice Rana

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Fingerfertig: Beatrice Rana

Von Frank Armbruster

Vor knapp zwei Jahren verblüffte Beatrice Rana mit einem spektakulären Soloabend im Rahmen der Meisterpianistenreihe. Nun gastierte die mittlerweile 30-jährige Italienerin als Solistin zusammen mit den Wiener Symphonikern im Beethovensaal und bewies in eindrucksvoller Manier, dass sie die vielleicht künstlerisch reifste unter den jüngeren Pianisten ist.

Die Ernsthaftigkeit ihres Spiels wirkt

Was sie auf dem Klavier alles kann, hat sie mehrfach gezeigt – am spektakulärsten vielleicht in ihrer Einspielung der Chopin-Etuden op. 25 – und auch Beethovens viertes Klavierkonzert G-Dur war von ihr pianistisch derart überlegen gestaltet, dass man nie das Gefühl hatte, sie könnte technisch an Grenzen stoßen. Noch stärker aber wirkte die Ernsthaftigkeit ihres Musizierens. Alles Äußerliche oder gar Selbstverliebte scheint ihr fremd, was nicht bedeutet, dass sie keinen Sinn besäße für das Leichte und Spielerische – wie im Rondo-Finale, das sie mit Verve und einer Differenziertheit des Klavierklangs spielt, die ihresgleichen sucht.

Am berückendsten aber gelingt ihr wohl der zweite Satz. Lässt sich das G-Dur Konzert auch als eine Auseinandersetzung des Einzelnen mit dem Kollektiv betrachten, so ist das Andante con moto ein klingendes Bild für die Kraft des Leisen: ein 72 Takte umfassender Dialog zwischen dem zunächst ungeduldig schroffen Orchester und einem mit Ruhe und Klarheit dagegen argumentierenden Solisten, dem es nach einer Weile tatsächlich gelingt, das Orchester zu besänftigen. Der Jubel am Ende war jedenfalls groß, die Zugabe – Skrjabins Prélude H-Dur op.11 – eine weitere Demonstration erlesenen Klavierspiels.

Hatte das von Gastdirigent Jaap van Zweden geleitete Orchester, befeuert von Ranas inspirativer Kraft, die ihm zugedachte Rolle als dialogisierender Partner hier adäquat ausgefüllt, so knüpfte es mit Brahms’ zweiter Sinfonie nach der Pause an die sinfonische Routine an, mit der es den Abend mit Beethovens „Egmont“-Ouvertüre eröffnet hatte.

Etwas hüftsteif bei Brahms

Zwar sind die Wiener Symphoniker ein erstklassig besetztes Toporchester, welches das Wiener Ideal des golden timbrierten Klangs eindrucksvoll verkörpert. Dennoch: gerade bei Brahms verstärkte die große Streicherbesetzung noch die Tendenz zu einem insgesamt etwas hüftsteifen Musizieren, das mehr auf üppige Klangpracht denn auf farbliche und rhythmische Differenzierung setzte. In selbiger Manier die Zugabe: Brahms’ Ungarischer Tanz Nr. 5.