Galerie öffnete als Erste wieder nach dem Lockdown

Am Wochenende sind zusätzlich die Kabinett-Ausstellung im Helferhaus mit historischen Fotos und das Technikforum zugänglich

Komplexe, aus scharfkantig-monochromen Splittern zusammengefügte Kompositionen sind die Spezialität von Tanja Rochelmeyer. Ihre Werke sind nun wieder in der Galerie zu sehen. Foto: P. Wolf

Komplexe, aus scharfkantig-monochromen Splittern zusammengefügte Kompositionen sind die Spezialität von Tanja Rochelmeyer. Ihre Werke sind nun wieder in der Galerie zu sehen. Foto: P. Wolf

Von Ingrid Knack

BACKNANG. Die Ausstellungsmacher haben sich in den vergangenen Tagen intensiv mit Konzepten für eine coronaschutztaugliche Öffnung von Ausstellungen auseinandergesetzt. Die Galerie der Stadt Backnang war die erste Kulturstätte in Backnang, die ihre Tore wieder öffnete. Seit Mittwoch können Besucher dort die Objekte und Bilder der Berliner Künstlerin Tanja Rochelmeyer betrachten. Die Werkschau war nur zwei Wochen lang geöffnet, dann kam der Lockdown.

Dass die Menschen sich nun aber frank und frei bewegen können, ist freilich nicht gegeben. Auch in der Galerie gelten neue Verhaltensregeln, zum Beispiel muss ein Mundschutz getragen werden. So verwundert es nicht, dass das Angebot eines nun wieder möglichen Galeriebesuchs nach den Worten von Martin Schick „sehr zögerlich“ angenommen wurde. „Wir lassen die Ausstellung noch bis mindestens 24. Mai laufen“, lässt der Galerieleiter wissen. Dadurch verschiebt sich der Beginn der nächsten Ausstellung (Anna Ingerfurth) auf 19. Juni.

Die Stuttgarterin Anna Ingerfurth, die eine Vertretungsprofessur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart innehat (Schick: „Die Klasse Chevalier war verwaist“), war bereits 2013 bei der Präsentation „Wagenhallen außer Haus“ in der Galerie vertreten. Damals waren 24 Künstler dabei, so Schick. „Jetzt gehen wir etwas in die Tiefe.“ Die Malerei, Collagen und Zeichnungen Ingerfurths bewegen sich nach den Worten Martin Schicks zwischen Geometrie und Figürlichkeit. Dabei spiele ein „gewisser Humor“ mit. Die Ausstellung ist auch über die Sommermonate zugänglich. In den Jahren zuvor gab es ab Mitte August eine Zeit lang eine ausstellungsfreie Zeit. Durch die Verschiebung der Werkschauen sind Ingerfurths Arbeiten nun bis Mitte September zu sehen. Danach kann – so Corona nicht wieder heftiger zuschlägt – der Terminplan weitgehend eingehalten werden. Nach Ingerfurth kommt der 1961 in Montbéliard/ Frankreich geborene und in Berlin lebende Vincent Tavenne, der in Düsseldorf bei Ulrich Rückriem studiert hat, an die Reihe. Die Öffnungszeiten, weitere Infos und einen Film über Tanja Rochelmeyer gibt es auf der Internetseite www.galerie-der-stadt-backnang.de.

Das städtische Graphik-Kabinett im Helferhaus, das Exponate aus der Riecker-Sammlung zeigt, bleibt geschlossen. Der Grund dafür liegt in den besonderen Anforderungen an den Austausch der Raumluft zur Abwehr von Infektionen. Diese können in den kleinen, klimatisierten Räumen so nicht erfüllt werden. Geöffnet wird indes ab dem heutigen Samstag, 9. Mai, bis 1. Juni die Kabinett-Ausstellung im Helferhaus unter dem Motto „Vom Güterbahnhof zum Galgenberg“ mit von Peter Wolf zusammengetragenen historischen Fotos (freitags von 17 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags sowie an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr).

Der Heimat- und Kunstverein bietet zudem noch vor den Sommerferien zwei Ausstellungen im Helferhaus, allerdings gibt es keine Vernissagen. Zwischen 7. und 27. Juni werden nach Auskunft des Vorsitzenden Ulrich Olpp „Neuerwerbungen der Grafiksammlung“ des Heimat- und Kunstvereins gezeigt. Von 5. Juli bis 2. August sind in der Reihe „Doppelpass“ Grafiken, Plastiken und Installationen von Nicole Ostheimer und Fabian Baur, beide aus Backnang, zu sehen. Die Ausstellungen „Das Alphabet der Dinge“ von Matthias Gnatzy und „Zeit der Quadrate“ von Hermann Heintschel müssen wegen der Coronakrise ins Jahr 2021 verschoben werden.

Nach den Sommerferien startet der Heimat- und Kunstverein am 13. September mit einer gesellschaftspolitisch hochinteressanten Gruppenausstellung unter dem Thema „Kunst gegen Populismus“. Olpp: „Vielleicht bis dahin wieder mit einer richtigen Vernissage.“

Übrigens: Der Heimat und Kunstverein organisierte zu Beginn der Coronakrise eine Spendenaktion unter seinen Mitgliedern und Freunden der Galerie im Helferhaus für in Not geratene bildende Künstler. „Es kam eine stattliche Summe zustande, sodass einigen Künstlerinnen und Künstlern mit einem Unterstützungsbeitrag geholfen werden konnte. Die Spendenaktion läuft momentan in einer zweiten Runde weiter“, so Olpp.

Das Technikforum (Wilhelmstraße 32) beginnt ab Sonntag, 10. Mai, wieder mit den regelmäßigen Sonntags-Öffnungszeiten von 14 bis 17 Uhr. Weitere Infos: www.technikforum-backnang.de.

Auch das Ungarndeutsche Heimatmuseum öffnet bald nach Angaben von Museumsleiter Klaus J. Loderer wieder: bis Oktober jeden ersten und dritten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr. Der nächste Öffnungstag ist indes Sonntag, 17. Mai. Auch hier gilt: Einlass nur mit Mundschutz. Es sollen sich höchstens sieben Personen im Gebäude aufhalten (einschließlich Aufsicht). Die Gäste werden gebeten, genügend Abstand zu halten (Abstandsregelung zwei Meter zwischen den Personen). Da kein Eintrittsgeld erhoben wird, ist ein naher Kontakt zwischen Gästen und Aufsicht nicht notwendig. Die Höhe der Museumsräume ist coronaschutztechnisch günstig. Derzeit gibt es auch dort keine Führungen und wie überall keine Gruppenbesuche.

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Erstellt:
9. Mai 2020, 11:30 Uhr

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