TV-Tipp: „Ein starkes Team“
Gefährliches Geschäft mit dem Alter
Die 100. Folge des ZDF-Dauerbrenners „Ein starkes Team“ mit Florian Martens konfrontiert Kommissar Garber mit zwei alten Widersachern.
© ZDF/Katrin Knoke
Otto (Florian Martens) lässt sich von seiner Kollegin Linett (Stefanie Stappenbeck) zum Dienstjubiläum gratulieren
Von Tilmann P. Gangloff
ARD und ZDF hüten in ihren Archiven ungeheure Schätze, von denen sie viel zu wenig Gebrauch machen; und das gilt nicht nur für die allzu raren Wiederholungen klassischer Programmperlen. In langlaufenden Reihen und Serien könnte zum Beispiel deutlich öfter auf frühere Episoden zurückgegriffen werden. Wie ergiebig das sein kann, zeigt der hundertste Fall für das „Starke Team“: Jürgen Pomorin, unter seinem Drehbuch-Alias Leo P. Ard häufigster Autor der Krimis aus Berlin, konfrontiert das Team-Urgestein Otto Garber mit zwei alten Widersachern. Natürlich haben sich die beiden Männer in erster Linie für ein gemeinsames Verbrechen zusammengetan, aber gewissermaßen als Beifang ergibt sich zudem die Möglichkeit, Rache für ihre langen Haftstrafen zu nehmen.
Allein diese Idee macht „Für immer jung“ zu einem sehenswerten Krimi, zumal Johannes Grieser den Film mit Ausschnitten aus den beiden früheren Folgen würzt. Bei „Gier“ (2006) mit Oliver Stritzel hat er selbst Regie geführt, ebenfalls nach einem Drehbuch von Pomorin (und dessen 2012 verstorbenen Lebensgefährtin Birgit Grosz). Noch reizvoller sind die Anleihen bei „Erbarmungslos“, dem 1995 ausgestrahlten zweiten Film der Reihe: weil Florian Martens und Jochen Nickel dreißig Jahre jünger waren und auch die Bildsprache eine völlig andere ist.
Bei Regenwürmern hat das Experimtent geklappt
Was nach einer netten Spielerei für die Fan-Gemeinde von „Ein starkes Team“ klingt, ist ein klasse Krimi mit einer Story, die auch ohne die Ausflüge in die Vergangenheit funktionieren würde: Eine Parkbankleiche führt Garber (Martens) und seine Kollegin Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) zu dem Forschungsinstitut, für das der Mann gearbeitet hat. Das Unternehmen Bogesta sucht nach Möglichkeiten, den Alterungsprozess hinauszuzögern. Bei Regenwürmern hat das schon geklappt: Ihre Lebensdauer konnte versechsfacht werden, was Garber zu der Bemerkung veranlasst, dass die Rente dann nicht mehr mit 63, sondern erst mit 360 fällig werde. Der ermordete Alexander Möwe hat die Forschungsergebnisse sowie eine Ampulle mit dem Wirkstoff gestohlen, beides ist verschwunden. Dafür finden sich in seiner Wohnung Schuldscheine in erheblicher Höhe: Er war regelmäßig Gast bei einer von Bruno Wirth (Nickel) organisierten Pokerrunde, die sich ausgerechnet im Hinterzimmer von Garbers Stammkneipe trifft.
Der zweite Rivale von einst, Rainer Michaelsen (von Stritzel als Ganove mit Stil verkörpert), kommt ins Spiel, als er sich von zwei jungen Trickbetrügerinnen (Sinje Irslinger, Meira Durand) reinlegen lässt: Die eine klaut ihm seinen Aktenkoffer, als er am Bankautomaten steht, die andere das Geld und die Bankkarte. Diesmal hat sich das Duo jedoch mit dem Falschen angelegt: Michaelsen ist PR-Berater für Pharma-Unternehmen, der Koffer enthält die Bogesta-Unterlagen. Eine Formel, die dem Menschen ein deutlich längeres Leben ermöglicht, wäre so gut wie eine Lizenz zum Gelddrucken. „Für immer jung“ endet auf der Pferderennbahn und mit einer Überraschung für Garber zum dreißigsten Dienstjubiläum.
Ein starkes Team: Für immer jung. Sa, 25. Oktober, 20.15 Uhr, ZDF und in der Mediathek
