Electric Callboy in Stuttgart

Glitzernder Metal und gesprengte Genregrenzen

Moshpits, Schlager und Rave: Electric Callboy vereint am Donnerstagabend in der Schleyer-Halle alles zu einem. Ein Einblick in einen spektakulären Abend – inklusive Setliste.

Electric Callboy heizt dem Publikum mit Musik und viel Pyrotechnik ein.

© Lichtgut

Electric Callboy heizt dem Publikum mit Musik und viel Pyrotechnik ein.

Von Olivia Denner

21.15 Uhr: Alle Augen in der Schleyer-Halle richten sich gespannt auf die Bühne. Die Lichter flackern und kündigen die Stars des Abends an. Die Menge tobt und Electric Callboy brettern direkt mit ihrem neuen Lied „Tanzneid“ – nach dem auch ihre aktuelle Welttour benannt ist – los. Passender könnte der Text nicht gewählt sein: Es geht um das starke Verlangen, sich zur Musik bewegen zu wollen. Und genau das passiert in diesem Moment auch in der Halle: passend zu der Zeile „Everybody jump around“. Das Publikum, bereits aufgeheizt durch den Support Wargasm und dem Special Act Bury Tomorrow – springt herum und tanzt, was das Zeug hält.

Es steht außer Frage: Die Party-Metalcore-Könige aus Castrop-Rauxel, sind in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle gelandet. Die Fans können sich auf 100 Minuten puren Genre-Crashkurs freuen. Denn es gibt Konzerte, die laut sind und es gibt Konzerte, die bunt sind – und dann gibt es Electric Callboy – eine Band, die beides konsequent durchzieht.

Electric Callboy bricht mit traditionellen Genrekonventionen

Die sechsköpfige Metalcore-/Trancecore-Band ist der Beweis dafür, dass es keine strengen Genregrenzen braucht. Eher im Gegenteil: Sie zeigen, dass Musik gleichzeitig brachial und verspielt sein kann. Laute Screams versetzen die gesamte Halle ins Headbangen und die darauffolgende Electro-Passagen bringen sie dazu Club-ähnliche-Tanz-Performances hinzulegen. Denn Electric Callboy macht Metal tanzbar. Dazu kommt noch eine ordentliche Portion Humor. Die Frontmänner Nico Sallach und Kevin Ratajczak sind nicht nur Sänger, sondern wahre Entertainer.

Ersichtlich wird das auch an den wilden Kostümen: Vom Vokuhila bis hin zu Trainingsanzügen und Diskokugel-Helmen ist im Laufe des Abends von allem etwas dabei. Das Publikum selbst wird auch Teil dieser verrückten bunten Welt – neben klassischen Metal-Outfits mit schwarzen Kutten gesellen sich viele bunte Anzüge und Perücken, um die Looks aus den Musikvideos nachzuahmen.

Zwischen Discofox, Screams und Techno

Dass die Band für allerlei Späße offen ist, wird spätestens bei dem Song „Hurricane“ klar: Ein Schlagersong, bei dem das Publikum dazu aufgerufen wird miteinander zu tanzen. Und tatsächlich geben manche ihre Discofox-Künste zum Besten.

Daraufhin folgt ein weiteres Highlight: Das Metal-Konzert verwandelt sich für einen Moment in eine Art Techno-Club. Denn die komplette Menge tanzt zu einem Electro-Medley bestehend aus bekannten Metal-Songs wie zum Beispiel das Lied „Bodies“ von der Band Drowning Pool.

Anfänge im Keller Klub Stuttgart

Auf die langjährigen Fans, die die Band noch unter dem alten Namen Eskimo Callboy kennen; wartet eine besondere Überraschung: Kevin Ratajczak erinnert sich daran, wie sie kurz nach ihrer Gründung im Jahr 2010 im damaligen Keller Klub in Stuttgart gespielt haben. Auf seine Nachfrage, ob dort damals schon jemand vor Ort war, ertönen vereinzelte Schreie. Daraufhin startet die Band ein Medley voller alter Lieder.

Um kurz vor 23 Uhr und nach unzähligen Moshpits bricht die Menge nach dem letzten Song „We Got the Moves“ in tosendem Applaus aus. In ihren Gesichtern spiegelt sich Erschöpfung aber auch Adrenalin und pure Lebensfreude wider. Eins ist gewiss: Der eine oder andere, der dieses Spektakel verpasst hat, verblasst sicherlich – wie soll man es in diesem Kontext auch anders sagen – in purem „Tanzneid“.

Setliste

  • Tanzneid
  • Still Waiting
  • Tekkno Train
  • Hypa Hypa
  • MC Thunder
  • Neon
  • Pump It
  • Hurrikan
  • Electro-Medley unter anderem mit All the Small Things und Bodies
  • Revery
  • Hate/Love
  • Mindreader
  • Medley: Monsieur Moustache vs. Clitcat / Muffin Purper-Gurk / We Are the Mess / Crystals
  • Drum Solo
  • Fuckboi
  • Everytime We Touch
  • MC Thunder II (Dancing Like a Ninja)
  • Elevator Operator
  • RATATATA
  • Spaceman
  • We Got the Moves
Seit 2020 ist Nico Sallach Sänger bei Electric Callboy.

© Lichtgut

Seit 2020 ist Nico Sallach Sänger bei Electric Callboy.

Sänger Kevin Ratajczak ist Gründungsmitglied von Electric Callboy – damals noch Eskimo Callboy.

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Sänger Kevin Ratajczak ist Gründungsmitglied von Electric Callboy – damals noch Eskimo Callboy.

Zur Performance gehören stets die passenden Outfits und eine wilde Choreographie.

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Zur Performance gehören stets die passenden Outfits und eine wilde Choreographie.

Egal ob leuchtende LEDs, Pyrotechnik oder Konfetti – das Publikum wird immer wieder überrascht.

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Egal ob leuchtende LEDs, Pyrotechnik oder Konfetti – das Publikum wird immer wieder überrascht.

Auf ihrer Welttour werden die Musiker unter anderem auch in Japan,  Amerika und Australien auf der Bühne stehen.

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Auf ihrer Welttour werden die Musiker unter anderem auch in Japan, Amerika und Australien auf der Bühne stehen.

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Erstellt:
21. November 2025, 07:22 Uhr

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