Shortlist DAM Architekturpreis
Große Ehre für Stuttgarter Architekten
Drei Stuttgarter Architekturbüros haben es auf die Shortlist des renommierten DAM Preises 2024 geschafft. Ein Überblick über die außergewöhnlichen Bauten.

© CELIA UHALDE/CELIA UHALDE
Respektvolle Annäherung an die Umgebung: Fröhlich Gassner Architekten und ihr Projekt „Kleine Bleibe“ in Montabaur-Reckenthal.
Von Tomo Pavlovic
Zwei bemerkenswerte Projekte sowie vier Architekturbüros aus dem Land vom privaten Wohnhaus in Baden-Baden bis hin zu einem flexiblen Büro- und Wohngebäude in Breisach am Rhein haben es auf die Shortlist des vom Deutschen Architekturmuseums (DAM) in Frankfurt ausgelobten DAM Preises 2024 geschafft.
Aus rund 104 Nominierungen hat eine Jury 24 Projekte ausgewählt – eine Auswahl von zwei Bauten deutscher Architekten im Ausland kommt außer Konkurrenz hinzu. Der Preisträger wird Ende Januar 2024 gekürt und in einer Ausstellung präsentiert.
Unterschiedliche Nutzungen
Knapp die Hälfte der Bauten sind Projekte am und mit dem Bestand, was häufig auch umfassende Renovierungen einschließt. Da wird ein Museum im Zuge seiner Generalsanierung reorganisiert und erhält neue lichte Raumfolgen, eine Schule im Duktus des Bestands ergänzt, eine ehemalige Bahnverwaltung durch Umbau zu modernen Büros und ein ehemaliges Spezialitätenrestaurant entrümpelt und zur luftigen Mehrzweckhalle.
Flexibel und individuell
Flexibilität ist ein anderes wichtiges Thema, sei es, mit Wohnungszuschnitten auf verschiedene Lebensformen zu reagieren oder – noch offener – zwischen unterschiedlichen Nutzungen zu wechseln, wenn ein zunächst als Bürobau geplantes Haus mit wenig Aufwand in ein Wohngebäude umgebaut werden kann. Den zumindest temporär beliebten Rückzug aufs Land spiegeln drei höchst individuelle Ferienhäuser.
Sanierung statt Neubau
Die Beiträge der Stuttgarter Architekturbüros sind ebenfalls spannend. Das in Stuttgart und Leipzig ansässige Architekturbüro KO/OK zeigt beispielhaft, wie man eine scheinbar unattraktive Doppelhaushälfte reizvoll in Szene setzt. Bei dem Projekt mit dem Titel „Doppelgiebel“ in der Thomas-Müntzer-Siedlung in Leipzig-Knauthain wurde ein Bestandsbau um seine fehlende Hälfte ergänzt.
Das Wohngebiet entstand schon in den 30er Jahren, doch das ursprüngliche klare Siedlungsbild wurde im Laufe der Jahrzehnte sichtlich heterogener. Man sieht: Sanieren und Anbauen ist bei guter Planung eine gute Alternative zum Abriss. Man spart Energie und wertet den Bestand auf, das gilt auch für die Nachbarschaft.
Wohnhaus eines berühmten Architekten
Eine prestigeträchtige Bauaufgabe übernahm das Stuttgarter Architekturbüro nowhere, als es mit der Sanierung des Wohnhauses von Egon Eiermann (1904–1970) in Baden-Baden beauftragt wurde. Von 1959 bis 1962 für sich und seine Familie gebaut, wurde dieses tolle Haus des berühmten Architekten und Designers von den neuen Besitzern mit der Unterstützung der Stuttgarter liebevoll für das Hier und Heute in Stand gesetzt, natürlich unter den strengen Auflagen des Denkmalschutzes.
Schließlich haben es auch Amunt Architekten Martenson und Nagel Theissen auf die Shortlist geschafft, und zwar mit einem Haus in Westerau in Schleswig-Holstein. Das Stuttgarter Team, das einen Ableger in Aachen hat, ist ja bekannt für seine spannungsvollen Grundrisse und extravaganten Dächer.
Auch dieses Haus am See in Westerau beweist diesen Anspruch, es besteht aus fünf quadratischen Flächen, die z-förmig aneinandergereiht wurden. Vereint werden sie durch ein flaches Satteldach mit diagonal verlaufendem First, dessen Konstruktion im Inneren sichtbar ist. Großflächige Verglasungen geben den Blick auf den angrenzenden See frei.
Viel gute Architektur aus Stuttgart und dem Land.

© Studio Olaf Becker/Studio Olaf Becker/DAM 2024
Die Sanierung des Wohnhauses von Egon Eiermann in Baden-Baden verantworteten no w here Architekten aus Stuttgart.

© Sebastian Schels/Sebastian Schels/DAM 2024
Das Stuttgarter Architekturbüro KO / OK und ihr Doppelgiebel in Leipzig.

© Filip Dujardin/Filip Dujardin/DAM 2024
Auslandsbeitrag eines deutschen Architekturbüros: Amunt Martenson + Rokokorelevanz und das Boerderette in Venray/ Niederlande. Ein modernes Haus, das mit der klassischen Bautradition spielt.

© Filip Dujardin/Filip Dujardin/DAM 2024
Amunt Architekten Martenson und Nagel Theissen Trent: Haus am See, Westerau. Sonja Nagel und Jan Theissen führen ihr Büro in Stuttgart.

© Iwan Baan/Iwan Baan/DAM 2024
Barkow Leibinger Architekten planten das B:Hub in Berlin.

© Sebastian Schels/Sebastian Schels/DAM 2024
Andreas Ferstl Architekten und das Kohlektiv in Nürnberg punkten mit einem umgebauten Bestandsgebäude.

© Tjark Spille/Tjakr Spille/DAM 2024
Aff Architekten konzipierten die Lew-Tolstoi-Schule in Berlin.

© Sebastian Schels /Sebastian Schels/DAM 2024
Wie wohnt man mit anderen? Arge Büro Dantele / Büro Kofink Schels geben mit dem Mehrgenerationenhaus in Kranzberg eine mögliche Antwort auf diese sehr komplexe Frage.

© André Mühling/André Mühling/DAM 2024
Brückner & Brückner verantworteten die Neugestaltung des Diözesanmuseums in Freising in Bayern. Die dortigen Ausstellungen sind übrigens auch überaus sehenswert.

© Aldo Amoretti/Aldo Amoretti/DAM 2024
Dietrich Untertrifaller Architekten und ihr TUM Campus im Olympiapark, München haben es ebenfalls auf die Shortlist geschafft.

© Stefan Müller-Naumann/Stefan Müller-Naumann/DAM 2024
Auch kein unbekannter Name: Florian Nagler Architekten und das Mehrfamilienhausprojekt Dante II in München

© Sebastian Schels /Sebastian Schels/DAM 2024
Und noch einmal ein Beitrag des bekannten Münchener Architekturbüros von Florian Nagler: das Projekt zum Genossenschaftlichen Wohnen in Bad Aibling.

© Iwan Baan/Iwan Baan/DAM 2024
Gustav Düsing & Max Hacke planten das Studierendenhaus der TU Braunschweig.

© Nicolas Wefers/Nicolas Wefers/DAM 2024
Innauer-Matt Architekten aus Vorarlberg und der extravagante Kunstraum Kassel.

© Laurian Ghinitoiu/Laurian Ghinitoiu/DAM 2024
Das in Berlin und New York ansässige Studio June14 Meyer-Grohbrügge & Chermayeff konzipierte die Baugruppe Kurfürstenstraße in Berlin.

© Jan Kampshoff/Jan Kampshoff/DAM 2024
Die „Blaue Stunde“ im Berliner Spreepark von Modulorbeat.

© Ken Schluchtmann/Ken Schluchtmann/DAM 2024
Nalbach + Nalbach konzipierten den Wohnbau Kantgaragenpalast in Berlin.

© Max Wasserkampf/Max Wasserkampf/DAM 2024
Naumann Wasserkampf Architekten und eine etwas andere Bauaufgabe: die Parktoilette im Park an der Ilm, Weimar.

© Edward Beierle/Edward Beierle/DAM 2024
Peter Haimerl Architektur und die Internationale Musikbegegnungsstätte Haus Marteau in Lichtenberg.

© Andreas Friedel/Andreas Friedel/DAM 2024
Praeger Richter Architekten planten das Ausbauhaus Südkreuz in Berlin. Eine sozial und ökologisch ausgerichtete Baugruppe errichtete so 13 Eigentumswohnungen mit Gemeinschaftsbereichen.

© Thomas Weinberger/Thomas Weinberger/DAM 2024
Raumstation Architekten und das Projekt Derzbachhof in München.

© Marcus Ebener/Marcus Ebener/DAM 2024
Staab Architekten aus Berlin planten das Casals Forum – Musikquartier Kronberg im Taunus, Kronberg.

© Kim Fohmann/Kim Fohmann/DAM 2024
Das Karlsruher Studio Sozia und ihre Lösung für die Bauaufgabe TINA: ein flexibles Büro- und Wohngebäude in Breisach am Rhein.

© Andrew Alberts/Andrew Alberts/DAM 2024
Trutz von Stuckrad Penner Architekten (Berlin) projektierten die zweigeschossige Dachaufstockung eines denkmalgeschützten Ensembles in der Methfesselstraße in Hamburg.

© Sergio Alejandro Lopez Jimenez/Sergio Alejandro Lopez Jimenez/DAM 2024
Das Berliner Büro von Zeller & Moye bauten ein Wohngebäude für junge Familien, und zwar das La Ribera in Mexico-City.