„Ich möchte einfach die Lust am Lesen wecken“

Kinderbuchautor Sven Gerhardt macht auf seiner Lesereise Station in Aspach – Leseförderung ist ein wichtiges Thema

Sven Gerhardt schreibt Bücher, die Kinder zum Lesen animieren sollen. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Sven Gerhardt schreibt Bücher, die Kinder zum Lesen animieren sollen. Foto: J. Fiedler

Von Silke Latzel

ASPACH. „Ich finde es wichtig, beim Schreiben die Perspektive der Kinder einzunehmen. Wenn ich mir Geschichten ausdenke, dann überlege ich immer, ob sie meinem achtjährigen Ich gefallen hätten.“ Sven Gerhardt ist Kinderbuchautor – und hat als Kind nicht gern gelesen. Vielleicht gerade deshalb liegt ihm die Leseförderung heute besonders am Herzen.

Eine Lesereise führt ihn gerade zusammen mit „Kuddel und Muddel“ sowie der „Heuhaufen-Halunken“ durch ganz Deutschland. Gestern machte der Vater dreier Kinder – und Besitzer eines Hamsters – Halt in der Aspacher Bücherei und las dort aus seinen Büchern vor. Wieso der Hamster an dieser Stelle eine besondere Erwähnung findet? „Ich arbeite gerade an einer neuen Kinderbuchreihe, einer Art Detektivgeschichte. Darin geht es um zwei junge Menschen, die Fälle lösen, die immer irgendwie mit Tieren zu tun haben. Und Hilfe bekommen sie dabei von ihrem Hamster, der auch am Ende eines jeden Kapitels seine Sicht der Situation beschreiben wird.“ Ob Zufall oder ein Wink seines Unterbewusstseins, dass gerade ein Hamster eine so wichtige Rolle in den Büchern spielen soll, vermag Gerhardt nicht zu sagen. „Aber es ist schon lustig, dass wir tatsächlich selbst einen Hamster daheim haben. Und da Hamster nachtaktiv sind, wacht er immer erst gegen Abend auf und ich sitze dann manchmal da und beobachte ihn.“ Recherchearbeit im Gerhardt’schen Wohnzimmer quasi.

Bekannt geworden ist Gerhardt durch seine Bücher rund um die „Heuhaufen-Halunken“ sowie über die beiden Freunde „Kuddel und Muddel“. Sein erklärtes Ziel ist nicht, Werke zu schreiben, die intellektuell anspruchsvoll und kompliziert sind. „Mir ist es viel wichtiger, dass ich mit meinem Büchern möglichst viele Kinder anspreche, dass meine Geschichten für jeden etwas sind, dass sich jeder darin wiederfinden und ich so die Lust am Lesen wecken kann.“

Er selbst habe als Kind nicht gern gelesen. „Ich war lieber draußen mit meinen Freunden und habe Fußball gespielt.“ Auch haben seine Eltern ihm zwar ab und zu vorgelesen, doch als prägend würde Gerhardt das nicht bezeichnen. „Wenn Kinder den Spaß am Lesen nicht entdeckt haben, dann haben sie einfach nicht die richtigen Bücher vor der Nase gehabt. Und so war es vielleicht auch bei mir“, sagt er rückblickend. „Denn eigentlich ist es ja egal, was Kinder lesen. Es sollte sie einfach interessieren. Und wenn es dann ,Star Wars‘ ist oder das ,Guinness-Buch der Rekorde‘ ist, dann ist das vollkommen in Ordnung.“

Gerhardt selbst versteht es als seinen Auftrag, einen Beitrag zur Leseförderung zu leisten. „Ich denke, dass da auch die Begegnung mit Autoren eine wichtige Rolle spielt“, sagt er und ergänzt: „Ich baue in meine Lesungen ab der Hälfte immer ein Spiel als auflockerndes Element ein. Typische ,Wasserglasvorlesungen‘, wie es sie früher oft gab und wie sie heute auch im Erwachsenenbuchbereich noch gemacht werden, sind nicht meine Art.“ Gerhardt weiß aus eigener Erfahrung, dass die Konzentration der Kinder nach einer Weile des Zuhörens nachlässt. Baut er dann ein Spiel ein, das sich speziell auf seine Bücher bezieht, können die Kinder sich austoben und sind danach wieder aufnahmefähiger für den zweiten Teil der Lesung. „Lesen ist einfach wichtig, das zeigen ja viele Studien. Und wenn Kinder in der fünften Klasse noch nicht richtig lesen können, dann ist das wirklich erschreckend.“ Um daran etwas zu ändern, seien allerdings nicht nur Schulen und Bibliotheken gefragt, sondern vor allem auch die Eltern.

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Erstellt:
20. Februar 2019, 06:00 Uhr

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