Im Mai soll es neue Korber Köpfe geben

Das kulturelle Begleitprogramm ist wegen der Pandemie noch nicht durchgeplant, das Eröffnungsfest könnte nachgeholt werden. Briefmarken zur Freiluftausstellung mit Skulpturenmotiven sollen ab Februar erhältlich sein.

Die Skulptur „Crash“ von Guido Messer ist eine der neuen. Foto: Foto-Freunde e.V., Rheinstetten

Die Skulptur „Crash“ von Guido Messer ist eine der neuen. Foto: Foto-Freunde e.V., Rheinstetten

Von Heidrun Gehrke

KORB. Kulturangebote sind seit Corona rar geworden. Umso erfreulicher für Kunstfreunde, dass es mit den Korber Köpfen weitergeht. Die jährliche Skulpturenschau auf dem Höhenrücken kann zwar nicht in der gewohnten Form mit Eröffnungsfest, Führungen und Aktionen rund um die Kunstwerke stattfinden. Doch das kulturelle Ereignis wird als eine Art offenes Freiluftmuseum zur Naherholung angeboten. Nun sind die Korber Köpfe des Jahres 2021 vorgestellt worden.

Noch ist tiefer Winter auf dem Korber Kopf. Die Weinberge ruhen kahl unter graublassem Himmel, die Landschaft in helles Weiß getaucht. Weiß bezuckert mit Neuschnee waren auch die Skulpturen, die 2019 im Rahmen der Remstal-Gartenschau aufgestellt worden sind. Noch zieren sie die Bergnase, doch im Hintergrund laufen bereits die Vorbereitungen für die „Wachablösung“: Die 15. Ausgabe der Schau mit zehn neuen Beiträgen und verschiedenen Arbeitsschwerpunkten soll nach einem „Jahr der Absagen“ im Mai dieses Jahres, wenn die Natur frisch ergrünt ist, auch wieder „etwas Licht und Farbe“ in das „gefühlte Grau der Coronatage mit allen begleitenden Ängsten und Unsicherheiten“ bringen. So formuliert Bürgermeister Jürgen Müller seine Hoffnung auf „Gespräche, Nachdenken und die Freude über Kunst“, die viele Menschen teilen.

„Wir sind sicher, die Menschen freuen sich über neue Kunst“, sagt auch Ruth Messer, die zusammen mit ihrem Mann, dem Bildhauer Guido Messer, die Ausstellung als Kuratorenehepaar begleitet und gestaltet. „Wir haben gemerkt, dass die Leute vermehrt Spaziergänge dort machen.“ Sie müssten viel häufiger als früher die Kästen mit den Flyern nachfüllen – das zeige das Bedürfnis vieler Menschen, zur Naherholung wieder „an Kunst vorbeizuflanieren“. Kunst gebe uns Gesprächsstoff zurück.

„Wir brauchen die Sprache mit anderen wieder“, so Guido Messer. Die Sprache und der Austausch über die „Köpfe“ nehme die Menschen weg von allem, was ihnen Sorgen mache. „Selbst wenn sie eine Skulptur vielleicht nicht sofort oder nicht ganz verstehen, ergibt sich ein Austausch darüber.“

Am 9. Mai sollen die neuen Skulpturen stehen. „Sie werden aufgestellt, egal was noch kommt“, so die Kuratoren zuversichtlich. An dem Tag ist auch eine offizielle Eröffnung mit Musik und Menschen vorgesehen. „Man muss von geplant reden, wir können nichts sicher sagen“, bremst Ruth Messer mit Verweis auf die Coronaunwägbarkeiten. Gewiss sei aber: „Das Aufstellen der Kunstwerke bis dahin werden wir gut hinkriegen.“

Denn am vor vier Wochen mitten im Lockdown getroffenen Entschluss, an der Köpfe-Schau festzuhalten, werde nicht mehr gerüttelt. Die Zuversicht auf ein Ende der strengen Regeln habe überwogen: Sollte sich an den Coronaauflagen wider Erwarten nichts ändern oder sollten noch drastischere Einschnitte kommen, die Korber Köpfe seien als Freiluftmuseum außen vor. „Angesichts der Kontaktminimierung in geschlossenen Räumen sollte man solche Freiluftangebote erst recht machen“, sagt Bürgermeister Jochen Müller. „Wir wollen, dass es weitergeht mit der Kunst und Kultur“, so Müller. „Wir müssen die Künstler und Kultur dort hochbringen.“

„Momentan ist eh jeder gezwungen, nicht in der Gruppe zu wandern.“

Wie soll verhindert werden, dass sich keine Ansammlungen bilden, wie derzeit an manchen Skihängen? „Das Gelände ist weit überblickbar und kann aus vier verschiedenen Richtungen erreicht werden, sodass man sich aus dem Weg gehen kann“, sagt Jochen Müller. Jüngste Erfahrungen zeigten: „Momentan ist eh jeder gezwungen, nicht in der Gruppe zu wandern.“ Das Museum im Freien biete ausreichend Wegvarianten, um auch mal vom Hauptweg auszuscheren und eine Schleife zu laufen, um den Abstand einzuhalten.

Die in den Jahren vor Corona eingebauten Begleitveranstaltungen wie Mondscheinführungen, Abende mit Texten und Musik zu Skulpturen oder Kunstführungen mit Weinproben sind 2020 ausgefallen – und für 2021 müsse ein großes Fragezeichen dahinter gesetzt werden. Stattdessen begleite ein Flyer den Kunstflaneur und erkläre die Werke, die zusätzlich mit Infotafeln versehen seien. Sollte sich alles zum Guten wenden, wären Tische, Musik und Wein rasch rausgezogen und aufgebaut. „Wir könnten gegen Sommer oder im frühen Herbst das Eröffnungsfest auch nachholen“, sagt das Ehepaar Messer. Bis dahin könnte eventuell mit Suchspielen und einem Quiz rund um die Ausstellung für etwas Aktivität gesorgt werden, spruchreif sei aber noch nichts.

Je nach Coronaauflagen wären auch geführte Rundgänge in kleinen Gruppen und unter Einhaltung der AHA-Regeln möglich. Alle Hoffnung ruhe auf der Auflösung des harten Lockdowns. Ehepaar Messer wünscht, „dass wir das jetzt in der Strenge durchhalten. Je härter der Lockdown ist, desto früher können wir starten.“

Etwas Besonderes sind auch die Briefmarken zur Köpfe-Ausstellung: Ein Zehnerbogen zeigt alle Kunstwerke, sogar die Namen der Künstler sind dank der von Grafiker Karsten Blind gestalteten Druckvorlage gut erkennbar. 200 Bögen sind nach Information von Ruth Messer vorbestellt. Nachschub könne jederzeit bestellt werden. Ab Februar sollen die Briefmarken im Postamt, bei der Gemeinde und im Korber Lädle in den Verkauf gehen.

Köpfe am Korber Kopf, Nr. 15

Station 1: „Endlosschleife 10XV“, Sonja Edle von Hoeßle (Cortenstahl); Station 2: „Amphoren ins Gespräch vertieft“, Willi Weiner (Cortenstahl); Station 3: Köpfe zum Titel „Gedanken im Kopf“, Staufer-Gemeinschaftsschule Winnenden (Alltagsmaterialien und Beton); Station 4: Thema „Kopflos“, Salier-Gemeinschaftsschule Winnenden (verschiedene Materialien); Station 5: „Crash“, Guido Messer (Eisenguss); Station 6: „Asparago“, Herbert Mehler (Cortenstahl); Station 7: „Selbstbildnis als Wannenbader und eine Erinnerung an Charlotte Corday“, Joachim Sauter (Carrara-Marmor); Station 8: „Korber Keuper-Eier“, Renate Hoffleit; Station 9: Reliefs zur Frage „Wie abstrakt kann der Mensch sein?“, Freie Waldorfschule Engelberg (Sandstein); Station 10: „Großes Weizenkorn“, Hermann Bigelmayr (Holz).

Gut ein Jahr lang beschäftigten sich vor Jahren die Arbeitskreise „Wein und Natur“ sowie „Kunst und Kultur“ mit einer Kunstausstellung unter freiem Himmel. Der Bildhauer Guido Messer entwickelte die Konzeption der „Köpfe am Korber Kopf“. Messer übernahm die Rolle des Kurators, und zusammen mit einer Arbeitgruppe – unterstützt vom Korber Gemeinderat und der Verwaltung – gewann dieses Projekt mehr und mehr Kontur. Am 6. Mai 2007, dem ersten Tag des Remstals, wurde der Skulpturen-Rundweg eröffnet. Profikünstler und Amateure werden seither eingebunden.

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Erstellt:
22. Januar 2021, 11:30 Uhr

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