Ingrid Knack hat der Kultur eine Stimme gegeben

Nach mehr als 35 Jahren bei der Backnanger Kreiszeitung verabschiedet sich unsere Redakteurin Ingrid Knack in den Ruhestand. Die studierte Theaterwissenschaftlerin hat die lokale Kulturberichterstattung aufgebaut und sich hohe Anerkennung in der Szene verdient.

Unzählige Ausstellungen hat Ingrid Knack in der Galerie der Stadt Backnang besucht und darüber geschrieben. Das Foto zeigt sie vor Werken der Berliner Künstlerin Brigitte Waldach, die die Fenster im gotischen Chor mit bunten Folien beklebt hat. Foto: privat

© privat/Thomas Roth

Unzählige Ausstellungen hat Ingrid Knack in der Galerie der Stadt Backnang besucht und darüber geschrieben. Das Foto zeigt sie vor Werken der Berliner Künstlerin Brigitte Waldach, die die Fenster im gotischen Chor mit bunten Folien beklebt hat. Foto: privat

Von Kornelius Fritz

Backnang. Jazzpianist Frieder Berlin war mit dabei, Kirchenmusiker Reiner Schulte, Dirigent Rainer Roos, der singende Bürgermeister Christoph Jäger und viele weitere Künstlerinnen und Künstler. Ganz am Schluss gab sich sogar noch Kabarett-Altmeister Thomas Freitag die Ehre. Für die von Gruschtelkammer-Chef Charley Graf moderierte Kulturgala, die am vergangenen Donnerstag im Backnanger Bandhaustheater stattfand, konnte man nirgends Karten kaufen. Die Stars der örtlichen Kulturszene waren gekommen, um eine Frau zu würdigen, die ihr Wirken mehr als drei Jahrzehnte lang begleitet hat: BKZ-Kulturredakteurin Ingrid Knack. Die Überraschungsgala, die ihr Mann ohne ihr Wissen geplant und organisiert hatte, zeigte deutlich, welche Wertschätzung sich die engagierte Journalistin im Lauf der Jahrzehnte erarbeitet hat. „Die Kultur braucht Leute wie Sie“, brachte es Gastgeberin Jasmin Meindl vom Bandhaustheater auf den Punkt. Zwei Monate vor ihrem 66. Geburtstag verabschiedet sich Ingrid Knack nun in den Ruhestand.

Als „durch und durch kulturellen Menschen“ bezeichnet sich die gebürtige Freudenstädterin selbst. Als talentierte Pianistin und Organistin liebäugelte sie in ihrer Jugend sogar mit einer Karriere als Musikerin. Daraus wurde zwar nichts, doch Kunst und Kultur blieben ein bestimmender Teil ihres Lebens. In München studierte Ingrid Knack Theaterwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Neuere Deutsche Literatur und arbeitete anschließend beim Münchner Volkstheater. Im Gegensatz zu ihren Kommilitonen wollte sie aber nicht Teil des Kulturbetriebs werden, sondern lieber darüber berichten. „Schreiben war immer das, was ich gerne gemacht habe“, erzählt sie. Bereits in der Studienzeit war eine Kurzgeschichte von ihr mit einem Preis des Bayerischen Rundfunks ausgezeichnet worden.

Ihr Anspruch: ein lokalesFeuilleton mit Niveau

Die Chance, das Schreiben zum Beruf zu machen, bot sich dann 1987, als die Backnanger Kreiszeitung in einer Annonce eine Volontärin suchte. Eigentlich wäre Ingrid Knack damals lieber in München geblieben, doch am Sitz der Deutschen Journalistenschule war die Konkurrenz zu groß. Von Backnang hatte sie noch nie gehört, doch schon ihr erster Eindruck von der Stadt war positiv: „Ich habe mich hier vom ersten Moment an wohlgefühlt“, erinnert sie sich.

Vor allem aber reizte sie die Aufgabe, denn die BKZ hatte gezielt eine Volontärin mit kulturellem Hintergrund gesucht. Das Kulturleben in der Stadt blühte damals gerade auf. Das ehemalige Bahnhofhotel war zum Bürgerhaus umgebaut worden, nun gaben sich dort hochkarätige Künstler die Klinke in die Hand. Da wollte die Zeitung mit ihrer Kulturberichterstattung Schritt halten. Von der Redaktionsleitung bekam Ingrid Knack alle Freiheiten und die nutzte sie, um einen Kulturteil nach ihren Vorstellungen aufzubauen. Als langjährige Leserin der „Süddeutschen Zeitung“ hatte sie den Anspruch, ein lokales Feuilleton mit Niveau zu machen. „Ich finde, alle Zeitungsleser, ob sie nun in München oder in Backnang wohnen, haben die gleiche Qualität bei der kulturellen Berichterstattung verdient“, lautete ihr Credo.

Viele prominente Künstler wie Kabarettist Thomas Freitag würdigen bei der Abschiedsgala im Bandhaustheater die Arbeit der Kulturredakteurin. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Viele prominente Künstler wie Kabarettist Thomas Freitag würdigen bei der Abschiedsgala im Bandhaustheater die Arbeit der Kulturredakteurin. Foto: Alexander Becher

Deshalb rekrutierte sie unter anderem Musiker und Kunsthistoriker als freie Mitarbeiter, denn Ingrid Knack ist der Meinung, dass über ein Konzert oder eine Ausstellung nur schreiben sollte, wer sich mit der Materie auskennt. „Ich finde es einfach nur peinlich, wenn jemand, der offensichtlich keine Ahnung hat, versucht, einen Profi zu kritisieren“, sagt sie.

Mehr als drei Jahrzehnte lang hat Ingrid Knack den Kulturbetrieb im Raum Backnang begleitet, oft kritisch, aber nie verletzend. „Ich wollte Kunst und Kultur eine Stimme geben“, sagt sie. Denn die 65-Jährige ist überzeugt, dass die Backnanger Kulturszene für eine Stadt dieser Größe außergewöhnlich ist. Auch in die Kulturpolitik hat sie sich eingemischt, wenn sie es für nötig hielt. Als nach dem Weggang von Michael Holderried die Leitung des Bandhaustheaters neu vergeben werden sollte, forderte Ingrid Knack in der Zeitung eine öffentliche Ausschreibung, die es schließlich auch gab. Dass das Theater heute sehr erfolgreich von dem Duo Jasmin Meindl und Juliane Putzmann geführt wird, ist wohl auch ihren Kommentaren zu verdanken.

Partnerstadt Annonay wurde zu ihrer zweiten Heimat

Mit derselben Leidenschaft kümmerte sich Ingrid Knack um Backnangs Städtepartnerschaften, insbesondere um jene mit Annonay. Dass sie fließend französisch spricht, war damals nicht nur ein Pluspunkt bei der Einstellung, sondern hat es ihr auch ermöglicht, viele persönliche Kontakte in der Partnerstadt zu knüpfen. Heute bezeichnet sie Annonay als ihre zweite Heimat.

Die Freundschaften dorthin werden auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Berufsleben weiter bestehen. Und natürlich wird Ingrid Knack auch der Kultur für immer verbunden bleiben. Allein schon deshalb, weil sie mit einem Musiker verheiratet ist. Und so freut sie sich jetzt darauf, zusammen mit ihrem Mann, dem Nyckelharpavirtuosen Thomas Roth, auf Tour zu gehen.

Kultur Die Kulturberichterstattung wird im Lokalteil unserer Zeitung auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen. In der Lokalredaktion kümmern sich künftig Melanie Maier, Telefon 07191/808-124, E-Mail: m.maier@bkz.de und Kai Wieland, Telefon 07191/808-153, E-Mail: k.wieland@bkz.de um die lokale Kultur.

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Erstellt:
21. März 2023, 06:00 Uhr

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