Neu im Kino

Intergalaktische Kinderträume werden wahr

Mit „Elio“ unternehmen die Pixar-Studios ihren dritten Ausflug ins Science-Fiction-Genre und schicken einen jungen Helden ins All.

Auf der Erde fühlt sich Elio (li.) allein – mit dem Aufbruch ins All werden die   versponnenen Fantasien des Jungen zur Realität.

© Pixar

Auf der Erde fühlt sich Elio (li.) allein – mit dem Aufbruch ins All werden die versponnenen Fantasien des Jungen zur Realität.

Von Martin Schwickert

Wir sind nicht allein – die Grundannahme, dass es dort draußen in den Weiten des Universums noch weitere Lebensformen gibt, ist für die einen eine beängstigende These und für die anderen eine inspirierende Vorstellung. Der elfjährige Elio fühlt sich nach dem Tod seiner Eltern allein auf der Erde. Aber er ist der festen und tröstlichen Überzeugung, dass es dort oben am Sternenhimmel eine andere, bessere Welt geben muss – eine Welt, in die Sonderlinge und Space-Fans wie er hineinpassen.

Seine Tante Olga, die das Sorgerecht für den Jungen übernommen hat, musste wegen ihm die eigenen Träume, Astronautin zu werden, aufgeben und arbeitet nun in einer kosmischen Abhörstation der US-Armee. Als der hyperaktive Neffe sich in die Kommandozentrale ihrer Arbeitsstelle einschleicht, kommt tatsächlich eine Nachricht aus dem All an, die der technisch versierte Elio heimlich beantwortet.

Er kann sein Glück kaum fassen, als er wenig später von einem Raumschiff abgeholt und zu dem futuristischen Communiversum gebracht wird, wo verschiedenste Vertreter aus allen Galaxien über das Schicksal des Universums beraten. Das Kind wird versehentlich als „Führer der Erde“ aufgenommen und zum Verhandler mit dem machthungrigen Lord Grigon auserkoren, der die Organisation als Alleinherrscher übernehmen will. Elio freundet sich mit dem Sohn des Diktators an, der keine Lust hat, sich zu einer Kampfmaschine ausbilden zu lassen und in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Und so geraten die beiden Kinder ins Zentrum eines intergalaktischen Konfliktes, in dem Elio seine Freundschaft beweisen und die eigene Erdlings-Identität neu definieren muss.

Nach dem kongenialen „Wall-E“ (2008) und dem recht belanglosen „Lightyear“ (2022) unternehmen die Pixar-Studios nun mit „Elio“ ihren dritten Ausflug ins Science-Fiction-Genre. Ins Zentrum setzen Regisseurin Madeline Sharafian und Domee Shi eine kindliche Identifikationsfigur, die sich fremd im eigenen Leben fühlt und sich nach Akzeptanz sehnt. Der nerdige Aspekt des Protagonisten wird in schillernden Farben und mit viel Sympathie für den vermeintlichen Sonderling ausgemalt. Mit dem Aufbruch ins Weltall werden die versponnenen Fantasien des Jungen zur intergalaktischen Realität.

Trend zur Hyperaktivität

Träume Wirklichkeit werden zu lassen, gehört zu den vornehmsten Aufgaben des Kinos – und das Animationsteam stellt sich diesem Auftrag mit großem, kreativem Eifer. Farbenprächtig, in 3D und mit einem riesigen Arsenal an Aliens wird das multikulturelle Communiversum bevölkert, wobei auf die Vermenschlichung der außerirdischen Wesen weitgehend verzichtet wird.

Das Einfühlungsvermögen zu den Figuren und überbordende Kreativität in der visuellen Gestaltung gehören schon seit „Findet Nemo“ (2003) zu den Kernkompetenzen der Pixar Animation Studios. In „Elio“ lenken die Macher jedoch auch in den Trend zur Hyperaktivität ein, der kommerzielle Kinderfilme zunehmend erfasst. Die Dichte an Action-Szenen wirkt deutlich überdosiert und führt dazu, dass einiges an Poesie und Empathie in der nervösen Dramaturgie verloren geht.

„Elio“, Regie: Madeline Sharafian, Domee Shi, 99 Minuten, FSK 6,

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Erstellt:
20. Juni 2025, 11:22 Uhr

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