Italo-Schwabe plaudert über die Familie

Roberto Capitoni spielt in der ausverkauften Sängerhalle in Oberbrüden sein Programm „Spätzle, Sex und Dolce Vita!“

Er bezeichnet sich als Mann mit drei Nationalitäten: Deutsch, italienisch und schwäbisch. In die unterschiedlichen Eigenarten entführte der Comedian Roberto Capitoni in seinem Programm „Spätzle, Sex und Dolce Vita!“ in der Gruschtelkammer Auenwald.

Mit einem ausgiebigen Mienenspiel erzählt Roberto Capitoni Geschichten aus dem Leben. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Mit einem ausgiebigen Mienenspiel erzählt Roberto Capitoni Geschichten aus dem Leben. Foto: A. Becher

Von Claudia Ackermann

AUENWALD. Geboren wurde er in „Bella Deutschland“ als Sohn eines italienischen Vaters und einer schwäbischen Mutter. Manchmal fühle er sich wie „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“. Das italienische Temperament scheint Roberto Capitoni im Blut zu haben, wenn er bei seinem Bühnenprogramm ein rasantes Tempo vorlegt. Aber er kann auch den behäbigen Schwaben in breitem Dialekt geben.

Schon bei der Geburt habe er es nicht eilig gehabt, das Licht der Welt zu erblicken. Mit dem Duft von Kässpätzle habe man im Kreißsaal versucht, ihn herauszulocken. Schließlich sei es mit einem versprochenen Bausparvertrag gelungen. Sein italienischer Papa habe ihm so viele Vornamen gegeben, dass er im Taufbecken fast ersoffen sei und schon das Seepferdchen gemacht habe.

Natürlich bedient sich der Comedian aller Klischees über die unterschiedlichen Mentalitäten. Aber das auf äußerst amüsante Weise. Da darf selbstverständlich der gern zitierte schwäbische Geiz nicht fehlen. Ein schwäbisches Kreuzfahrtschiff erkenne man daran, dass keine Möwen hinterherfliegen, da vom Essen nichts übrig gelassen werde.

Roberto Capitoni schlüpft in die Rolle seines italienischen Onkels Luigi, der wie Pavarotti sei, „nur in dick“. Das Publikum lacht sich kaputt, wenn der wandelbare Comedian mit eingezogenem Genick, den typischen Handbewegungen und italienischem Akzent das Oberhaupt der Familie als Mafioso mimt.

Der Italo-Schwabe plaudert über seine Familie. In Isny im Allgäu wurde er als Jüngster von vier Geschwistern geboren. Seine Eltern haben sich kennengelernt, als sein Vater mit der Vespa aus Italien über die Alpen kam. Herrlich kann er das knatternde Motorengeräusch imitieren und sogar die Melodie der italienischen Nationalhymne auf diese Weise zum Besten geben. Es geht um seine ältere Schwester, die eine giftige Zicke war, während er unglaublich seine Augen zu runden Kulleraugen aufreißt. Die Kindheit verlief wohl wie in vielen anderen schwäbischen Familien: Samstags Wim Thoelke im Fernsehen schauen, und dann hat die ganze Familie gebadet. Als Jüngster durfte er als Letzter das Gemeinschaftsbad besteigen. Über sein erstes Bonanzarad, auf dessen Sattel noch etliche andere kleine Italiener Platz gehabt hätten, geht es in die Zeit als Erwachsener und zum Eheleben.

Der quirlige schwäbisch-italienische Comedian ist auf der Bühne immer in Bewegung und mit ganzem Körpereinsatz dabei. Er macht Abstecher zur Haushaltsführung einer deutschen Frau mit der „Einstiegsdroge Tupperware“ und dem Thermomix, mit dem man sogar Knochen pulverisieren könne. Letzteres lässt wiederum Onkel Luigi hellhörig werden. Mit wechselnder Mimik und sprachlichen Akzenten springt er von einer Rolle in die andere. Wie etwa bei einer skurrilen Taxifahrt mit seinem italienischen Onkel und einem indischen Fahrer. Über das Mienenspiel biegt sich das Publikum vor Lachen.

Die feurig-romantische Art der Liebeswerbung eines Italieners wird der eher trockenen Sympathiebekundung eines Schwaben gegenübergestellt: „I hab jetzt net direkt was gega di“. Was allein der Klang der Sprache bewirken kann, demonstriert er auf Italienisch voller Schmalz in der Stimme und Herzschmerz, dass man hinwegschmelzen könnte, bevor er die Zuschauer darüber aufklärt, dass es sich bei den hingehauchten Worten um die Inhaltsangabe von Kelloggs Frosties handelt. Viel Spaß hatten die Besucher in der Sängerhalle bei dem humorvollen Streifzug durch die italienische und die schwäbische Seele.

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Erstellt:
15. November 2019, 06:00 Uhr

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