Jahreskonzert des Städtischen Blasorchesters in Backnang

Das Städtische Blasorchester spielt am Samstagabend sein Jahreskonzert im Backnanger Bürgerhaus. Zu den Höhepunkten des Konzerts mit dem Motto „Ferne Länder & Kuriositäten“ gehören ein vertonter Krimi und Ausschnitte aus „Der König der Löwen“.

Unter der Leitung von Dirigent Christian Wolf spielt das Städtische Blasorchester im Großen Saal des Bürgerhauses. Fotos: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Unter der Leitung von Dirigent Christian Wolf spielt das Städtische Blasorchester im Großen Saal des Bürgerhauses. Fotos: Tobias Sellmaier

Von Klaus J. Loderer

Backnang. Eine Frau schreit. Dann fällt gar ein Schuss. Doch keine Sorge, es gab am Samstagabend kein Verbrechen beim Jahreskonzert des Städtischen Blasorchesters im Backnanger Bürgerhaus. Nur die Musik baute sich spannungsreich zum Showdown eines imaginären Krimis auf und ließ das Publikum erschauern. Ganz großes Kopfkino also. Immerhin war der voll besetzte große Saal des Backnanger Bürgerhauses dazu passend in dramatisches Licht getaucht. Der Komponist Stefan Schwalgin ließ sich zu seinem Stück „The Sound of Crime“ von Kriminalfilmmusiken der 1950er-Jahren inspirieren.

Auch die Solostücke beeindrucken

Christian Wolf dirigierte es spannungsgeladen und effektvoll. Er hatte mit dem Städtischen Blasorchester ein Konzertprogramm erarbeitet, das unter dem Motto „Ferne Länder & Kuriositäten“ stand. Dabei waren für ein Blasorchester ganz ungewöhnliche Kunstfertigkeiten erforderlich. Im Kriminalstück musste zum Beispiel der Ruf eines Käuzchens imitiert werden. In „Saga Candida“ erklangen im Hintergrund gregorianische Gesänge. Auch das geschah live.

In dieser Blasorchestersuite mit dem Untertitel „Sieben Impressionen einer Hexenjagd“ hat der belgische Komponist Bert Appermont Motive aus seinem Musical „Die Saat des Satans“ zusammengefasst. Heidrun Braun erläuterte den Hintergrund dieses Stücks, wie sie als Conférencière mit trockenem Humor alle Stücke mit einer informativen Einführung versah. Nicht nur der mächtige Gesamtklang war beeindruckend, sondern auch die vielen gekonnten solistischen Einzelleistungen.

Der Aufbau eines ganz neuen Jugendorchesters

Doch zunächst war das Jugendblasorchester dran. Dieses durfte das Konzert mit „Smoke on the Water“ nach Deep Purple einleiten. Jugendleiter Torsten Vollbrecht verkündete voller Stolz: „Jetzt haben wir wieder ein starkes Jugendorchester.“ Er erläuterte, dass mit den Einschränkungen der Coronaverordnungen Proben ebenso wenig möglich gewesen seien wie Aufführungen. Deshalb sei nun in Zusammenarbeit mit der Jugendmusik- und -kunstschule der Aufbau eines ganz neuen Jugendorchesters notwendig geworden.

Die jungen Leute seien mit großem Eifer dabei, lobte er. Die Jüngsten stellte Vollbrecht namentlich vor: Acht Jahre alt sind Felix Walker (Trompete) und Moritz Ferber (Schlagzeug). Der Jüngste aber ist mit fünf Jahren Jonas Vollbrecht (Schlagzeug). Die Familie Vollbrecht spielt damit komplett im Blasorchester.

Das Jugendblasorchester leitet das Konzert ein.

© Tobias Sellmaier

Das Jugendblasorchester leitet das Konzert ein.

Mit Lou Begas Hit „Mambo No. 5“ kamen lateinamerikanische Rhythmen auf. Jugend und Erwachsene spielten sodann zusammen „Disney’s Magical Marches“ – eine beeindruckende Formation von fast hundert Personen war dabei auf der Bühne.

Das Städtische Blasorchester hat ein Altersspektrum von mehr als siebzig Jahren. Der älteste Spieler des Städtischen Blasorchesters ist mit 78 Jahren Thomas Rack am Tenorhorn.

Doch nicht nur dieser wurde am Samstagabend geehrt. Blasorchestervorstand Patrick Wolff kündigte die Ehrung von drei Musikern an, die zusammen seit 190 Jahren Musik machen. Thomas Rack spielt seit siebzig Jahren, Kurt Weiß und Dieter Grothuis, die ihre Anfänge beim Musikverein Rietenau hatten, seit jeweils sechzig Jahren.

Florian Loup, Beisitzer im Blasmusikverband Rems-Murr, überreichte die Urkunden und die Ehrennadel in Gold mit Diamanten. Von Dieter Grothuis plauderte er auch über seinen früheren Spitznamen. „Kompressor-Dieter“ sei er genannt worden wegen seines kräftigen Ansatzes mit der Trompete. Kurt Weiß habe sogar zeitweilig im Landesblasorchester mitgespielt. In einer kleinen Egerländer-Besetzung war dann Thomas Racks Wunschtitel für den Anlass zu hören: „Die schöne Pragerin“. Der böhmischen Blasmusik war Rack von jeher verbunden, gehörte er 1961 doch mit seinem Vater zu den Mitbegründern der ungarndeutschen Heimatblaskapelle Backnang.

„König der Löwen“ kommt zweimal dran

Die musikalische Reise durch ferne Länder führte auch in den Orient. Vom amerikanischen Komponisten Samuel R. Hazo spielte das Städtische Blasorchester das anspruchsvolle „Arabesque“ mit der Adaption eines arabischen Tanzes. Eine orientalische Stimmung vermittelte auch der „Egyptische Marsch“ des „Walzerkönigs“ Johann Strauss Sohn. Highlights aus Elton Johns Musik für den Disneyfilm „König der Löwen“ beschlossen das Konzert.

Leider konnte der dazu vorbereitete Film wegen eines technischen Problems nicht gezeigt werden. Dafür gab es das Medley „Coldplay in Symphony“ als Zugabe, das das Städtische Blasorchester auch schon in Backnangs englischer Partnerstadt Chelmsford gespielt hatte.

Für den großen Beifall gab es als zweite Zugabe noch einmal „König der Löwen“ – aber erst ab Takt 216, wie Dirigent Christian Wolf schelmisch lächelnd betonte, denn die Musikerinnen und Musiker wollten nach dem Konzert noch ein bisschen feiern.

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Erstellt:
27. März 2023, 06:00 Uhr

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