Jazztrio Berta Epple begeistert in Oppenweiler

Die Weltmusiker mit schwäbischer Seele brachten mit hervorragender Musik und schwäbischem Schalk das Publikum im Schlosspark in Oppenweiler zum Lachen. Es präsentierte in seinem aktuellen Programm „Die Rente ist sicher“ einen optimalen Mix aus Jazz- und Weltmusik sowie Comedy.

Das Jazz-Trio Berta Epple in Oppenweiler (von links): Karl Albrecht „Bobbi“ Fischer, Gregor Hübner und Veit Hübner. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobiaas Sellmaier

Das Jazz-Trio Berta Epple in Oppenweiler (von links): Karl Albrecht „Bobbi“ Fischer, Gregor Hübner und Veit Hübner. Foto: Tobias Sellmaier

Von Marina Heidrich

Oppenweiler. Mit seinem Programm „Die Rente ist sicher“ gastierte das Jazztrio Berta Epple am Sonntagabend bei optimalen Wetterbedingungen vor einem begeisterten Publikum im Schlosspark in Oppenweiler. Musikalisch sind die drei, Karl Albrecht „Bobbi“ Fischer und die Brüder Gregor und Veit Hübner, im Hochkaräterbereich. Und das haben das Trio und seine Namensgeberin, die erfolgreiche Unternehmerin Berta Epple, auch gemeinsam: Sie ragen heraus.

Wer war eigentlich Berta Epple? Eines war sie ganz gewiss – außergewöhnlich. Eine fleißige, resolute Stuttgarterin mit vielen Talenten. Baustoffpionierin, Gründerin der Neckar-Personenschifffahrt, eine Geschäftsfrau durch und durch, deren Leben Stoff für eine ganze TV-Serie bietet. Und die als Namensgeberin das gleichnamige Stuttgarter Trio inspirierte, das im Jahr 2019 den Deutschen Kleinkunstpreis gewonnen hat.

Bei dem Konzert wechselt Bobbi Fischer elegant zwischen Schlagzeug, E-Piano und Akkordeon, singt mit angenehm weichem Timbre und spielt den unschuldig-knitzen Gentleman. Der Film- und Bühnenkomponist hat dabei dieses bestimmte Funkeln in den Augen und kokettiert mit einer scheinbaren Harmlosigkeit, die jedes folgende Bonmot gleich doppelt wirken lässt.

Gregor Hübner ist der Dynamische, Temperamentvolle, ein preisgekrönter Komponist und Multiinstrumentalist, dessen Violinenspiel jedoch der absolute Zuckerguss auf der Könnertorte ist. Wenn er die Geige in die Hand nimmt, wird er eins mit dem Instrument. Auch sein älterer Bruder Veit Hübner hat Jazz studiert und in New York Jazzbass. Im Berta-Epple-Trio verkörpert er schauspielerisch die Figur des witzigen, knuffigen Bärchens, das mimisch und musikalisch immer einen Hingucker bietet.

Grandiose Soli, Gesang und witzige Überleitungen reichern das Konzept an

Alle drei zusammen bilden auf der Bühne einen optimalen Charakter- und Musikmix mit viel Raum für grandiose Soli, abwechslungsreichem Gesang und witzigen Überleitungen. Das Konzept, ausgezeichnete Jazz- und Weltmusik mit Comedy und schwäbischen Texten anzureichern, geht perfekt auf. Großartige Einzelkünstler, die aber nichtsdestotrotz eine Einheit bilden – mit wunderbarem Satzgesang. Bei ihrem aktuellen Programm „Die Rente ist sicher“ setzen sie hinter diesen berühmten Ausspruch von 1997 des damaligen Arbeitsministers Norbert Blüm ein dickes Fragezeichen. Ein Medley aus Liedern zum Thema Geld – von „Money, money, money“ der Popgruppe Abba über „Money makes the world go round“ aus dem Musical Cabaret bis zu „Wenn ich einmal reich wär“ aus dem Film Anatevka – lässt die Künstler seufzend auf bessere Zeiten hoffen; diese entpuppen sich dann jedoch nur als Traum.

Doch nicht nur finanzielle Sorgen plagen die drei Musiker, das mit Erreichen der Rente zwangsläufig verbundene Alter wird ebenfalls thematisiert. Sei es als Loblied auf einen ganz besonderen Anti-Aging-Saft, die Notwendigkeit des Sporttreibens oder die panische Angst vor Ärzten allgemein und dem Zahnarzt im Besonderen – auch die ansehnlichen Männerexemplare der Berta-Epple-Formation nähern sich nach und nach jenem ungewissen Abschnitt namens Rentenalter.

Die korrekte Zubereitung von Kartoffelsalat vermittelt das Trio auch

Zwischendrin bricht der leidenschaftliche Schwabe aus den Weltmusikerseelen. Das Thema Kartoffelsalat und dessen korrekte Zubereitung ist und bleibt ein zentraler Punkt im schwäbischen Weltbild und wird mit allen Instrumenten und sogar dem Einsatz einer Djembe mit Nachdruck klargemacht. Das Publikum bricht in lautes Lachen aus und bekommt Gelegenheit zum Mitsingen. Zwischendurch leistet das Trio noch emotionale Erste Hilfe bei Holger, einem Freund, der von seiner Frau sitzen gelassen wurde. Es müsse sich doch irgendwo im Publikum eine nette weibliche Interessierte finden lassen, die den armen Kerl wieder aufmuntert. Ein romantisches Liebeslied, bei dem knallgelbe Maracas einen sanften Latinorhythmus unterstreichen, solls richten. Wäre da nur nicht der recht prosaische Text, der die Leiden der schwäbischen Seele bildhaft darstellt und schallendes Gelächter auslöst.

Das Berta-Epple-Trio zeigt, wie man hochkarätige Musik ernst nehmen und trotzdem mit Spaß verbinden kann. Man darf auf das neue Programm gespannt sein. Dessen Titelsong „Das ganze Jahr geöffnet“ spielen die drei Künstler bei dem Konzert am Sonntag noch als Zugabe.

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Erstellt:
9. August 2022, 11:30 Uhr

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