„Krimi und Musik“ in Großerlach: Schwarzer Humor und Stimmenharmonie

Der „Krimi und Musik“-Abend mit Autor Peter Wark und dem Duo „Hearts and Bones“ als Ersatz für die Pilzausstellung in Grab ist ein großer Erfolg.

Stellt in Großerlach-Grab zwei Kurzkrimis vor: Der Balinger Autor Peter Wark. Foto: Elisabeth Klaper

Stellt in Großerlach-Grab zwei Kurzkrimis vor: Der Balinger Autor Peter Wark. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Großerlach. Der gefährlichste heimische Giftpilz ist der Orangefuchsige Raukopf: Erst nach Tagen tritt die tödliche Wirkung ein. Er spielt eine Hauptrolle im Kurzkrimi „Erst Topf, dann Tod“: Krimiautor Peter Wark hat ihn exklusiv kreiert für den „Krimi und Musik“-Abend, eine Gemeinschaftsveranstaltung der Gemeinde und des Fördervereins für Sport und Kultur Großerlach. Sie ersetzt die ausgefallene Pilzausstellung in der Graber Schwalbenflughalle. Inspiriert hat den früheren BKZ-Redakteur sein Pilzausstellungsbesuch vor zwei Jahren.

Die Pilzsachverständigen und Naturparkführer Manfred Krautter und Beate Siegel, die sonst die große Pilzausstellung organisieren, haben eine dekorative Mini-Pilzkulisse vor der Bühne arrangiert, informieren und beantworten Fragen rund ums Thema Pilze. Vielen neugierigen Gästen präsentiert Wark sein schwarzhumoriges Wortkunstwerk. Nun die Fiktion: Als Icherzähler spielt er einen Mann mit „multipler Persönlichkeitsstörung“, der „Genie und Wahnsinniger“ ist, Psychologie studiert hat, aber als Sternekoch seine Berufung findet. Dies ermöglicht ihm „Experimente, die Feingefühl, Raffinesse und Intellekt verlangen“, um missliebige Zeitgenossen auf genussvolle Weise loszuwerden. Er ist viel herumgekommen und hat gelernt, wie der in Japan als Delikatesse geschätzte hochgiftige Kugelfisch zubereitet wird. Nach Deutschland zurückgekehrt, kommt er dank der Bekanntschaft zu einer Schwäbin bei einem Sonntagsausflug nach Grab, wo er die Pilzausstellung besucht. In der Schwalbenflughalle hört er fasziniert den Vortrag eines Pilzexperten über die giftigsten Pilze Deutschlands und findet „meinen“ Pilz, den tödlich giftigen Orangefuchsigen Raukopf. Er ist dem Pfifferling zum Verwechseln ähnlich, „hat keinen strengen Eigengeschmack“ und enthält Giftstoffe, „die Nieren und Leber nachhaltig schädigen, (...) schon kleine Mengen können tödlich sein“, so der Experte. „Das hieß für mich: Misch jemandem ein bisschen vom Orangefuchsigen Raukopf ins Essen und ein paar Tage später ist er oder sie Geschichte. (...) Dieser Ausflug nach Grab hat mich sehr inspiriert und manch einer landete in den folgenden Monaten im selbigen“, auch „seine“ Schwäbin, die sagte, für ein gutes Essen könnte sie sterben. Doch will der mörderische Erzähler künftig kürzertreten und denkt darüber nach, ein Pilzkochbuch zu veröffentlichen.

Breit gefächerten Repertoire mit Welthits aus verschiedenen Kulturkreisen

Große Hörfreude bereitet das 2020 gegründete Frauenpowerduo Hearts and Bones: Die Sängerinnen und Musikerinnen Barbara Gräsle und Biggi Binder besitzen wohlklingende, facettenreiche und ausdrucksstarke Stimmen, dazu beherrschen sie diverse Instrumente. Barbara Gräsle hat ein Banjo und mehrere Gitarren mit unterschiedlicher Saitenzahl und verschiedenartigen Klangfarben im Gepäck, Biggi Binder Akkordeon, Djembe, Cajón, Rassel und Waschbrett. Diese verleihen ihren Interpretationen von Songs und Instrumentalstücken ein breit gefächertes, abwechslungsreiches Klangfarbenspektrum. Das Duo gibt hinreißend schöne Kostproben aus seinem stilistisch breit gefächerten Repertoire mit Welthits aus verschiedenen Kulturkreisen.

So „Besame mucho“ im Rumbarhythmus, mit Verve von Biggi Binder dargeboten, deren Bruder in Spanien lebt. Zudem „You’ve got a Friend“ von Carole King für James Taylor geschrieben und mit dessen Gitarrenarrangement, einige zauberhafte Liebeslieder sowie instrumentale Ragtimes. Zudem zwei eigene Songs: Barbara Gräsles reizvoll rockig swingendes „Wine, Women and Crime“ und Biggi Binders romantisches, gefühlvolles „Sunshine Girl“ mit bezaubernder Melodik und Rhythmik, das sie für ihre Tochter schrieb. Aber leider hat die Grippe Biggi Binder erwischt: Zwar tritt sie trotzdem professionell auf und singt voller Hingabe, muss aber nach einigen Liedern aufhören, um ihre angeschlagene Stimme zu schonen.

Bitterböse Satire auf die Probleme im ländlichen Raum

Peter Wark, vorab über die Situation informiert, schließt die Programmlücke mit einem weiteren Kurzkrimi: „Dorfsterben“ ist eine pechschwarze, bitterböse Satire auf die Probleme im ländlichen Raum. Im Zentrum der Icherzählung eines am Dorfwirtschaftsstammtisch sitzenden Dorfbewohners steht der reichste, stark übergewichtige Landwirt Willi Straub. Der verhasste, alles dominierende, gerissene Typ kauft alles auf, besticht Kommunalpolitiker, um seine Pläne gegen Vorschriften durchzusetzen, und vor seinem Schäferhund „Heinrich“ haben alle Angst.

Der Erzähler würde beide am liebsten umbringen. Da sieht er durchs Fenster, wie ein großer Geländewagen Straub überfährt, doch niemand hilft. „Dorfsterben“ ist veröffentlicht in „Leblos unterm Tresen. Kurzkrimis zwischen Neckar und Bodensee“, herausgegeben von Veit Müller. Mit tosendem Applaus dankt das begeisterte Publikum Peter Wark für seine große Erzählkunst. Ebenso Barbara Gräsle und Biggi Binder, die trotz Erkrankung Songs und Instrumentalstücke ohrenschmeichelnd schön und klangfarbenreich präsentieren.

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Erstellt:
10. Oktober 2022, 06:00 Uhr

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