Künstler wechseln den Ort

Vaihinger Künstler präsentieren ihre Werke in Backnang – Werkschau „Ortswechsel“ wurde gestern im Helferhaus eröffnet

Acht Künstler des Kunstvereins „Kultur am Kelterberg Vaihingen“ präsentieren beim Backnanger Heimat- und Kunstverein ihre Werke. Im Gegenzug werden Backnanger Künstler im Stuttgarter Stadtbezirk ausstellen. „Ortswechsel“ heißt die Werkschau, die gestern im Helferhaus eröffnet wurde.

Acht Künstler des Kunstvereins „Kultur am Kelterberg Vaihingen“ (von links): Géza Spiegel, Ingrid Schütz, Hanni Serway, Susanne Gayer, Harald Marquardt, Igors Gengeris, Annette Holderried, Birgit Feil. Fotos: P. Wolf

© Peter Wolf

Acht Künstler des Kunstvereins „Kultur am Kelterberg Vaihingen“ (von links): Géza Spiegel, Ingrid Schütz, Hanni Serway, Susanne Gayer, Harald Marquardt, Igors Gengeris, Annette Holderried, Birgit Feil. Fotos: P. Wolf

Von Claudia Ackermann

BACKNANG. Knapp 200 Mitglieder hat der Kunstverein Kultur am Kelterberg Vaihingen, wovon rund die Hälfte künstlerisch tätig ist. Für die Ausstellung in sechs Räumen der Galerie im Helferhaus wurden acht Künstler ausgewählt, die Malerei, Zeichnungen, Installationen und Objekte präsentieren. Eine Einführung bei der Vernissage hielt Ulrich Olpp, zweiter Vorsitzender des Backnanger Heimat- und Kunstvereins.

„High Heels“ heißt die Serie, die Harald Marquardt, erster Vorsitzender des Kunstvereins aus Vaihingen, ausstellt. Die abstrakte Form erinnert an hochhackige Schuhe und wurde in verschiedenen Variationen künstlerisch verarbeitet, als Zeichnungen oder Objekte aus Holz, poliertem Aluminium oder zusammengeleimten Lederstreifen. Letzteres Material hat er sich übrigens bei einer ehemaligen Backnanger Lederfabrik besorgt. Als Wandobjekt oder als Installation taucht die Form auf, etwa in einem Schuhregal.

Für Hanni Serway hat es eine ganz besondere Bedeutung, in Backnang auszustellen, denn sie ist in der Stadt an der Murr aufgewachsen. 1970 zog sie nach Stuttgart. Bei ihren Arbeiten fasziniert sie besonders das Element Wasser. „Es spendet Leben und zerstört“, unterstreicht sie. Auf Fotografien spiegeln sich Pflanzen, Licht oder der Himmel darin. Durch die Fließbewegung entstehen bizarre Formen und Farbenspiele. Auch in ihren Acrylbildern nimmt sie das Thema der Spiegelungen und den „Farbentanz“ im Wasser auf.

Szenen aus verschiedenen Ländern aufgeteilt in Linien und Flächen

Annette Holderried hat zwei Themenschwerpunkte. Ihre abstrakten Felder sind inspiriert von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Bei anderen Bildern, die in eine märchenhafte Welt führen, malt sie gegenständlich. Zwergengestalten und Fantasiewesen tauchen auf. Eine Frau trägt einen Truthahn auf dem Kopf oder ein kleiner Mann schleppt ein überdimensionales Schneckenhaus auf dem Rücken.

Bei den gegenständlichen Bildern von Igors Gengeris fällt immer wieder die Aufteilung in Linien und Flächen auf. Szenen aus verschiedenen Ländern sind seine Motive. Von mexikanischen Musikern begleitet, tanzen Frauen auf einem Platz. Linien finden sich in ihren schwingenden Röcken wieder. Dann geht es zu einer Berglandschaft in den USA oder nach Afrika, wo die Linien in Fellen von Zebras oder Krokodilhäuten auftauchen.

Mit Verpackungsmaterialien, die sonst auf dem Müll landen würden, betätigt sich Géza Spiegel künstlerisch. In den Collagen ist etwa Wellpappe verarbeitet. Mit Farbe, Schatten und Struktur erzeugt er interessante Effekte. Kaffeekapseln oder alte CDs finden bei den abstrakten Werken Verwendung. Oft arbeitet er mit Erhitzung der Materialien, wie bei zwei Joghurtbechern aus Plastik, die geschmolzen wie Augen in einem angedeuteten Gesicht anmuten.

Der künstlerische Umgang mit Fotografie ist das Metier von Ingrid Schütz. „Kommt das Morgen?“ heißt eine Serie mit Personen, die in einer Mondnacht aufgenommen wurden. Rätselhaft erscheinen die Figuren in der Dunkelheit. Der Fotoserie „Sehen wir uns wieder?“ liegen Portraits zugrunde, die auf einem italienischen Friedhof die Grabstätten zieren. Außerdem arbeitet sie seit 25 Jahren mit dem Thema: „Rot-Weiß-Gepunktet“ in vielseitigen Fotos und Installationen.

Zeichnungen nach der Natur mit Druckgrafik kombiniert zeigt Susanne Gayler. Vorwiegend weibliche Akte sind ihre Motive, wobei sie immer mit Modellen arbeitet. Hochdruck verbindet sie mit Monotypie oder abstrahierten Kohlezeichnungen und Aquarell. Die Ergänzung durch Zeichnungen macht jede der druckgrafischen Arbeiten zu einem Unikat.

Mit ihren Skulpturen aus Acrylharz möchte Birgit Feil die Menschen realistisch wie im Alltag darstellen. Da sind etwa die lebensgroße Figur eines Mädchens oder kleinere Skulpturen, die auf Sockeln installiert sind, wie der Mann mit wohlgenährtem Bauch. Zunächst modelliert sie mit Ton auf einem Stahlgestell, dann wird die Negativform in Kunststoff gegossen. Wie aus dem wahren Leben gegriffen, wirken die Figuren.

Die Werksausstellung „Ortswechsel“ im Backnanger Helferhaus, Petrus-Jacobi-Weg 5 kann noch bis zum 17. November besichtigt werden. Öffnungszeiten sind: Dienstag bis Freitag von 17 bis 19 Uhr und Samstag sowie Sonntag von 14 bis 19 Uhr.

Das Werk „Rocky Mountains“ des Kelterberg-Künstlers Igors Gengeris.

Das Werk „Rocky Mountains“ des Kelterberg-Künstlers Igors Gengeris.

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Erstellt:
21. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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