Kunst in idyllischer Kulisse

„Oppen Air“ mit Livemusik und künstlerischen Arbeiten auf der Rathausinsel, im Schlosspark und vor dem Julius-Zehender-Haus

Zu einer Kunstausstellung mit musikalischer Unterhaltung lud gestern der Verein Kultur in Oppenweiler in das malerische Ambiente rund um den Teich des Wasserschlosses. Beim „Oppen Air“ stellten neun Künstler aus der Region unterschiedlichste Skulpturen, Plastiken und Installationen aus.

Besucher Fraser Hillian aus Backnang hält das außergewöhnliche Kunstwerk „Fischmann“ von Verena Braunstein am Schlossteich mit dem Smartphone fest. Andrea Bühner, Lydia Feulner-Bärtele und Verena Braunstein thematisieren „Fremde“ in einer Gemeinschaftspräsentation. Fotos: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Besucher Fraser Hillian aus Backnang hält das außergewöhnliche Kunstwerk „Fischmann“ von Verena Braunstein am Schlossteich mit dem Smartphone fest. Andrea Bühner, Lydia Feulner-Bärtele und Verena Braunstein thematisieren „Fremde“ in einer Gemeinschaftspräsentation. Fotos: T. Sellmaier

Von Claudia Ackermann

OPPENWEILER. Bei strahlendem Spätsommerwetter lässt es sich gut flanieren durch den Schlossgarten der einstigen Freiherren von Sturmfeder, entlang des Teichufers und auf die Schlossinsel, auf der sich das Oppenweiler Rathaus befindet. An den Stationen stehen die Künstler bereit, um Auskunft über ihre Arbeiten zu geben. Jazzige Musik der Band Footprints mit der souligen Stimme von Karin Fitzel untermalt die Veranstaltung. Eröffnet wurde das „Oppen Air“ von Bürgermeister Bernhard Bühler. Grußworte sprach Gert Braunstein, Vorsitzender des Vereins Kultur in Oppenweiler. Zum dritten Mal fand die Veranstaltung statt, die Kunst in der idyllischen Kulisse erlebbar macht.

Manche Künstler haben für die Ausstellung aktuelle gesellschaftliche Themen aufgegriffen – wie Stefanie Harhammer aus Murrhardt-Käsbach mit einer Installation zum Thema Plastik. Puppen, die unsere Kinder symbolisieren, sind in einer Zinkwanne eingepfercht in Müll. Wie Tentakel breiten sich Arme aus Plastikabfall in die Umwelt aus. Die Arbeit sei ihr eine Herzensangelegenheit gewesen, obwohl sie sonst eher mit Malerei und Filzskulpturen arbeitet. Bei Verena Braunstein aus Oppenweiler geht es um die Haltung von Nutztieren. Einen Schweinskopf aus Keramik setzt sie auf eine Tischdecke, auf der beengte Stallhaltung und Haltung mit Freilandauslauf zu sehen sind.

Gemeinsam mit Lydia Feulner-Bärtele und Andrea Bühner, beide studierte Kunsttherapeutinnen, hat Verena Braunstein an der Gruppe „Die Fremden“ aus Pappmaschee gearbeitet, die am Ufer der Schlossinsel installiert ist. Es handelt sich um Wassernixen und eine Figur, die halb Mann, halb Fisch ist. „Sie sehen fremdartig aus“, erläutert Andrea Bühner aus Rudersberg. „Wie geht man mit ihnen um?“ Obwohl das Thema natürlich einen Bezug zum Umgang mit Fremden in unserer Gesellschaft hat, wollten die drei in ihre Arbeit etwas Märchenhaftes und Spielerisches einfließen lassen. Von Lydia Feulner-Bärtele, die in Schorndorf das Atelier „Risslerin-18“ unterhält, stammt außerdem die Figur einer „Seilhüpferin“ am Teichufer, die in fröhlich-farbenfrohem Kleid etwas Leichtes und Lebensfrohes vermittelt.

Menschen sind das bevorzugte Motiv von Ute Palmer aus Remshalden. „Sie müssen nicht perfekt sein“, unterstreicht sie. Wie etwa die Gruppe Frauenfiguren aus Keramik mit dem Titel „Freundinnen“. Kleinere Figuren aus schwarzem Ton mit unterschiedlichen Charakterzügen hat sie auf Stehlen aus Reben gesetzt und nennt diese Gruppe: „Lieblingsmenschen“. Bei Anette Mürdter aus Winterbach kommt es zur Metamorphose zwischen Mensch und Tier. In der Keramik-Gruppe „Evolutionsstreit“ erinnern die Gesichter an den Homo sapiens mit Zügen eines Vogels oder eines Schweins. Im Schlossgarten scheinen zwei Beine verkehrt herum aus dem Boden zu wachsen, die sie in Ton hohl aufgebaut hat und eine archaische Struktur mit Rissen und Linien belässt.

Die freie Künstlerin Andrea Blum aus Backnang zeigt am Eingang zum Rathaus die Bronze „Speaking Silence“ Hinter dem schweigenden Mund verbirgt sich ein kleines, offenbar geschwätziges Pärchen. Paare tauchen immer wieder in ihren Arbeiten auf, wie in dem Aluguss „Die Tänzer“, die in sinnlicher, dynamischer Bewegung an argentinische Tänzer erinnern. Außerdem ist sie im Schlossgarten mit der Holzskulptur „hands“ aus Kirschholz auf Eisenstab vertreten.

Auch Michael Weick aus Backnang arbeitet mit Holz und lässt mit Kettensäge und Feinarbeit ausgetüftelte Formen entstehen. Da greifen etwa Puzzleteile aus Holz perfekt ineinander, oder die Skulptur „Fusilli“ windet sich zu einer gedrehten Nudel.

Mit der Kettensäge arbeitet auch Harald Pfitzenmaier, von dem ein rund zweieinhalb Meter hoher Engel stammt, der die Besucher schließlich an der Jakobuskirche empfängt. Aus dem mächtigen Teilstück eines einzigen Stamms hat er die imposante Skulptur geschaffen, deren Flügel detailreich verziert sind. Neben einem Kunstrundgang im Freien und Bewirtung im Julius-Zehender-Haus wurde eine Führung durch die historische Jakobuskirche angeboten.

Das Kunstwerk von Harald Pfitzenmaier schützt den Eingang zur Jakobuskirche.

© Tobias Sellmaier

Das Kunstwerk von Harald Pfitzenmaier schützt den Eingang zur Jakobuskirche.

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Erstellt:
23. September 2019, 06:00 Uhr

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