Kunst von Miklós Vajna am Wegesrand in Aspach

Bildhauer Miklós Vajna hat sein neuestes Werk vollendet. Es heißt „Die Tiere vom Ernschd“ und steht bei dem Bauernhof von Ernst Werthwein in Aspach. Etwa drei Monate hat die Arbeit an der Skulptur gedauert, die aus einem Holzstück geformt ist.

Ernst Werthwein freut sich über die Skulptur von Miklós Vajna. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Ernst Werthwein freut sich über die Skulptur von Miklós Vajna. Fotos: Alexander Becher

Von Carmen Warstat

ASPACH. Miklós Vajna ist Pianist und Musiklehrer, aber auch ein ambitionierter Bildhauer, bekannt etwa für seinen „Müller“, der seit geraumer Zeit bei der Aspacher Stegmühle steht und Passanten zum Fachsimpeln einlädt. Jetzt hat er ein neues Werk geschaffen, sein Arbeitstitel „Die Tiere vom Ernschd“. Es befindet sich ebenfalls in Aspach, und zwar beim unteren Bauernhof von Ernst Werthwein im Nonnenäcker 1.

Der 79-jährige Auftraggeber war ursprünglich Vajnas Kaminholzlieferant und es ergab sich, dass die beiden während Vajnas Arbeiten am Werk „D’r Müller“ immer wieder ins Gespräch kamen, denn Werthwein musste auf dem Schulweg mit seinem Enkel fast täglich an der Mühle vorbei und zeigte reges Interesse.

Auch über Gott und die Welt sowie über den einen oder anderen Stamm unterhielten die Männer sich bald, denn der Bildhauer ist stets auf der Suche nach geeignetem Material für seine Arbeiten und Ernst Werthwein kann damit dienen. Als die Firma Baumleben in Backnang eine Riesenplatane fällen musste, erhielt er den dreigeteilten Stamm und Miklós Vajna zeigte Interesse, etwas davon zu kaufen. Doch Ernst Werthwein hatte anderes im Sinn: „Machschd mr was draus“, bat er, und man einigte sich schließlich auf einige Festmeter Kaminholz als Honorar.

Miklós Vajna vor seiner Skulptur „D’r Müller“ an der Stegmühle Aspach.

© Alexander Becher

Miklós Vajna vor seiner Skulptur „D’r Müller“ an der Stegmühle Aspach.

Im Gespräch mit der Enkelin entwickelte sich die Idee

Im Gespräch mit der Enkelin des Bauern entwickelte sich die Idee, Tierköpfe aus den Ästen herauswachsen zu lassen, denn auf dem Hof Werthwein wurde früher neben dem Getreideanbau auch Viehzucht betrieben. Und so fertigte Vajna ein Pferd, ein Rind und ein Schwein sowie den Hofhund, die in unterschiedliche Richtungen blicken und von der Vergangenheit des Aussiedlerhofs erzählen. Der Auftraggeber war während der Arbeiten oft zugegen und schlug vor, ein früheres Silo als Arbeitsplatz zu nutzen. Er stellte dort einen Heuwagen bereit, von dem aus Vajna wunderbar überall herankam. Mit großer und kleiner Motorsäge sowie mit dem Schnitteisen und der Flex ging er ans Werk, stets unterstützt von Werthwein und anderen Ratgebern.

So eine Arbeit muss wachsen, sagt Vajna und dass er sie allmählich entwickelt habe: „Ich gehe oft weg und komme wieder, ich mache weiter und höre wieder auf, es dauert seine Zeit, bis man etwas sehen kann.“ Werthwein und viele Passanten zeigten sich deshalb anfangs verwundert. „Wieso dauert das so lange?“ oder „Das wird doch nichts!“ So und ähnlich lauteten die ungeduldigen Kommentare, die Vajna nicht verunsicherten. „Man möchte sich ja wiederfinden in dem Ganzen“, es müsse einem selbst zusagen, so der Künstler.

Gerne nahm er Tipps bezüglich der Anatomie der Tiere an, man müsse regelrecht Studien machen, meint er. Als erstes war das Schwein fertig und provozierte anerkennende Kommentare („saumäßig gut“), aber auch manchen Zweifel. Ob es wirklich aus einem Stück herausgearbeitet oder nicht vielleicht doch irgendwo geklebt sei, wurde Vajna gefragt und er versicherte: „Nein! Alles aus einem Stück!“

Bei den Holzkunsttagen Rietenau bearbeitet Vajna eine Statue.

© Alexander Becher

Bei den Holzkunsttagen Rietenau bearbeitet Vajna eine Statue.

Eine tolle Farbe, die sich mit der Zeit verändert

Das Arbeiten mit dem Holz der Platane sei sehr angenehm, erzählt Vajna. Es ist recht hart und hat „eine tolle Farbe, die sich mit der Zeit verändert“. Zum Abschluss der etwa dreimonatigen Arbeiten hat er das Objekt mit Leinölfirnis bearbeitet und dann wurde es mit einem Kran die wenigen Meter zu seinem Standort gehievt. Miklós Vajna findet es schön, wenn das Werk dort entsteht, wo es hingehört und auch bleiben soll. Gemeinsam verfasste man einen kleinen Text für eine Tafel, die nun Auskunft über die Intention von Künstler und Auftraggeber gibt und die kürzlich von der Schreinerin Karo Goller angebracht wurde: „Diese Tiere gab es früher auf dem schönen Werthwein-Hof. Damit man sie nicht vergisst, sind sie jetzt in Holz geschnitzt. In Platanenholz von Miklós Vajna“

Das Alter der Platane, die bei der Berufsschule in Backnang stand, beziffert Ernst Werthwein anhand der Ringe auf 94 Jahre. Er freut sich, dass etwas Bleibendes daraus entstanden ist und auch über jeden Passanten, der sich erkundigt und das Werk bestaunt. Miklós Vajna indes berichtet, dass er neben der Musik zunächst auch Kunst studierte und bereits in seiner „zarten Jugend“ einige bildhauerische Sachen gemacht hat. Auch mit Stein hat er gearbeitet, bevorzugt aber inzwischen Holz. Längst verbindet den Rietenauer Künstler und seinen Auftraggeber eine herzliche Freundschaft.

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Erstellt:
25. November 2022, 11:30 Uhr

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