Malerweg als neue Attraktion

Murrhardter Gemeinderat befürwortet Umsetzung der Konzeption – Mehrere Anregungen

Seit Langem war und ist die Walterichstadt (Wahl-)Heimat zahlreicher Künstler. Um diese zu würdigen, soll der „Murrhardter Malerweg“ geschaffen werden. In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte Bürgermeister Armin Mößner die Konzeption vor.

Der künftige Malerweg führt auch an der Schaffensstätte von Reinhold Nägele in der Walterichstadt vorbei – Hier der Maler im Selbstportrait „Mit stürmischem Haar“ von 1934. Foto: Archiv

Der künftige Malerweg führt auch an der Schaffensstätte von Reinhold Nägele in der Walterichstadt vorbei – Hier der Maler im Selbstportrait „Mit stürmischem Haar“ von 1934. Foto: Archiv

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. Der Malerweg macht die Stätten des Lebens und Wirkens der Künstler in Form eines Erlebnisspaziergangs interessierten Einheimischen und Besuchern gleichermaßen zugänglich. Dies erfolgt wie beim „Historischen Spaziergang“ mithilfe von erklärenden Texten und Bildern auf größeren und kleineren Info-Schautafeln. Dabei „sollen viele Gebäude eingebunden werden“, betonte der Rathauschef. Zudem ist geplant, eine erweiterte Neuauflage der Broschüre der Murrhardter Künstler zu veröffentlichen, die bisher in der Kunstsammlung erhältlich war, inzwischen aber vergriffen ist. Des Weiteren wird ein Begleitflyer zum Malerweg herausgegeben.

Ziel der Einrichtung des Malerwegs ist es, das Interesse für die Murrhardter Künstler und ihre Werke zu wecken. „Wir wollen mit diesem Pfund wuchern, es vermarkten und eine neue Touristenattraktion schaffen“, verdeutlichte Mößner. Auch soll sich der Malerweg positiv auf das Stadtmarketing auswirken, damit Besucher und Einwohner der Walterichstadt sich wieder verstärkt mit der Geschichte und Kultur, den Künstlerpersönlichkeiten und deren Werken auseinandersetzen. Die Gesamtkosten der Umsetzung betragen rund 15200 Euro, eine Zusage für einen Leader-Zuschuss über rund 6500 Euro liege vor, zudem soll die Finanzierung auch durch Sponsoring und Stiftungen verbessert werden, kündigte der Bürgermeister an.

Die Fraktionssprecher zeigten sich übereinstimmend sehr angetan von dem Projekt. „Das ist eine tolle Sache“, fand Rainer Hirzel (UL), gab aber zu bedenken, dass die geplante Wegführung eine „Mammutstrecke“ für einen Spaziergang umfasse. Gerade für die älteren Generationen als Hauptinteressensgruppe sei dieser sehr schwierig zu bewältigen, vor allem bei Einschränkungen der Beweglichkeit. Darum schlug der Stadtrat vor, den Malerweg in mehrere kürzere Strecken aufzuteilen und diese in der Grafik zur Wegbeschreibung mit verschiedenen Farben zu kennzeichnen. Der Rathauschef nahm die Anregung sogleich auf und sagte zu, dass man den Spaziergang beispielsweise in eine kürzere und eine längere Wegstrecke aufteilen könne.

Ralf Nentwich (MDAL/Die Grünen) hob die „sehr gute Konzeptionsidee“ hervor und machte dazu mehrere ergänzende Vorschläge: Mit aufgenommen werden sollten Carl Obenland, aber auch aktuelle Künstler, um den Malerweg für die jüngeren Generationen attraktiv zu machen. Gute Erfahrungen habe man bei ähnlichen Projekten damit gemacht, die Schulen ins Vorhaben miteinzubinden, betonte der Stadtrat. „Carl Obenland soll auf jeden Fall mit aufgenommen werden“, stellte Armin Mößner klar. „Der Malerweg ist eine gute Sache für Murrhardt“, betonte Edgar Schäf (SPD) und regte an, dass die Bürgerstiftung das Projekt unterstützt. Einhellig befürwortete das Stadtparlament die Umsetzung der Konzeption für den Malerweg und vergab die Aufträge für Grafik- und Druckleistungen sowie Metallbauarbeiten.

Info
Konzeption und Streckenführung des Malerwegs

Der Murrhardter Malerweg ist gedacht als Ergänzung zur Ausstellung von Werken der Maler mit Bezug zur Walterichstadt in der Städtischen Kunstsammlung. Der Spaziergang führt zu den Wohn- und Wirkungsstätten der Künstler, wobei an jeder der 15 Stationen Info-Schautafeln angebracht werden, um deren Leben und Werk den kunstinteressierten Einwohnern und Gästen näherzubringen. Der Spaziergang startet an der Tourist-Info im Naturparkzentrum, dort sind der Flyer und weitere Informationen erhältlich. Vom Startpunkt verläuft der Weg über den Marktplatz zum Gasthof Engel, dem Geburtshaus von Reinhold Nägele. An der Fassade befindet sich dazu eine Hinweistafel, und im Gastraum sind einige Radierungen Nägeles ausgestellt.

Vom Marktplatz führt der Spaziergang in die Grabenstraße zum Badhaus, in dem Georg Adam Eger im 18. Jahrhundert seine Werkstätte hatte. Weiter geht es zum Grabenschulhaus, Wirkungs- und Ausstellungsstätte des Kunst- und Maltreffs der Volkshochschule. Von dort geht’s über den Château-Gontier-Platz entlang der Grabenstraße in die Karlstraße zur Alten Post, wo der erste Bundespräsident Theodor Heuss oft zu Gast war. Von ihm besitzt die Stadt eine Skizze, auch hängt dessen Porträt von Carl Obenland in der Kunstsammlung. Über die Ochsenkreuzung führt die Strecke zur Wand am Schummwegle als Beispiel für jugendliche Kunst, die 2016 im Rahmen eines Jugend-Graffiti-Workshops gestaltet wurde.

Über den Maienweg geht’s hinauf in den Linderstweg zu Reinhold Nägeles Murrhardter „Häusle“, das er 1919 aus Holz erbaute und in das er oft aus Stuttgart kam, um ungestört arbeiten zu können. Ende der 1930er-Jahre wohnte er dort kurz bis zu seiner Emigration in die USA und kehrte 1963 wieder dorthin zurück. Nächste Station ist das Wohnhaus und Atelier von Heiner Lucas in der Lindersthalde, wo das Leben und Werk des Künstlers, seines Vaters und Sohnes dokumentiert werden.

Weiter führt der Spaziergang zum Heinrich-von-Zügel-Gymnasium, in dem die Städtische Kunstsammlung anfangs untergebracht war. Dort wird auch über das künstlerische Wirken des Oberstudiendirektors Dietward Schwäble informiert. Über den Fußweg geht’s zu der nach Emanuel Hegenbarth benannten Straße, wo dessen Werk erläutert wird. Dann führt der Weg in die Justinus-Kerner-Straße zum Trude-Schüle-Haus, wo die Malerin wohnte und ihr Atelier hatte. Seit 2016 betreibt es die Trude-Schüle-Stiftung als Ausstellungs- und Kulturhaus.

Weiter führt der Spaziergang hinauf zur Villa Franck, die Motiv einiger Gemälde und Zeichnungen Murrhardter Künstler ist. Von dort geht’s zum Wolkenhof mit dem Heinrich-von-Zügel-Haus, wo der Tiermaler und Kunstprofessor sein Atelier und seinen Wohnsitz hatte. Dort wird über ihn und die künstlerisch tätigen Familienmitglieder Willy Zügel und Oskar Zügel informiert. Danach geht’s zurück in die Stadt zur Festhalle, in deren Foyer Kunstwerke von Hans-Peter Hauf hängen. Von dort sind es nur noch wenige Schritte in den Stadtgarten und zur Städtischen Kunstsammlung, wo über Carl Obenland informiert und auf dessen Atelier in der Lutzensägmühle hingewiesen wird.

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Erstellt:
9. Oktober 2019, 11:30 Uhr

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