Mediterrane Musik mit vielen Überraschungen

Metropolis Acoustic Duo gibt im Backnanger Totenkirchle ein Benefizkonzert zugunsten der Renovierung der Stiftskirche

Frank Steffen Mueller (links) und Micha Schad spielen wegen anderer Projekte nicht mehr so oft zusammen. Für ihre Fans gab es jetzt ein kleines, aber feines Konzert in Backnang. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Frank Steffen Mueller (links) und Micha Schad spielen wegen anderer Projekte nicht mehr so oft zusammen. Für ihre Fans gab es jetzt ein kleines, aber feines Konzert in Backnang. Foto: A. Becher

Von Thomas Roth

BACKNANG. Mit vornehmlich spanisch und südamerikanisch geprägten Klängen verzauberten die Gitarristen Frank Steffen Mueller und Micha Schad am Sonntagabend die etwa 30 Besucher im Backnanger Totenkirchle. Zu diesem Benefizkonzert zugunsten der Renovierung der Stiftskirche hatte der Kirchbauverein Stiftskirche Backnang eingeladen.

Geprägt ist die Musik von Frank Steffen Mueller und Micha Schad von höllisch schnellen Gitarrenläufen, dazu immer wieder sphärische Klänge, für die gern Mueller zuständig ist. Er ist, wie Schad, ein wirklich ausgezeichneter Gitarrist, der aber auch Spaß an Sounddesign hat. Dieses setzt er dezent ein, was den Klang zweier akustischer Gitarren fetter und smoother macht.

Gewitterartige Rhythmusteppiche kombiniert mit virtuosen Soli

Frank Steffen Mueller ist es auch, der mit einem komödiantischen Grinsen manchen Stücken immer am Ende noch perkussive Elemente beifügt, indem er minimalistisch punktuell auf den Corpus seines Instruments klopft und genießerisch dem Ersterben des Schlusstons samt Effekt lauscht. Ansonsten ist von Minimalismus bei diesen beiden Herren eher weniger zu hören: Gewitterartige Rhythmusteppiche vom einen und darüber virtuose Soli vom anderen, wie sie in dieser Art Musik nun mal Usus sind, bestimmen das musikalische Geschehen. Und dies immer im Wechsel.

Begonnen hat das Zusammenspiel der beiden 1995. Recht regelmäßig trat das Metropolis Acoustic Duo etwa in der Casa Carmen in Backnang auf. Die Lust, Musik der Heroes Carlos Santana, Al di Meola und Paco de Lucia zu spielen, passte gut in dieses einst von einer Spanierin geführte Lokal. Andererseits zeigt dies, wo die beiden Musiker auch technisch schon damals standen. Wenn sie beispielsweise Kompositionen eines Paco de Lucia ohne sichtliche Anstrengung spielen, ist das so, wie wenn ein Geiger sagt, er spiele gern und locker Paganini-Capricen. Interessanterweise sagen beide, Schad und Mueller, über sich, sie seien eher E-Gitarristen. Auf der E-Gitarre ist das virtuose Spiel längst nicht so konditionsfordernd wie auf der akustischen. Im Gegensatz zum typischen Flamenco, bei dem es vor allem auf die Finger der rechten Hand ankommt, spielen die beiden mit Plektrum. Wie Paco de Lucia oder Al di Meola je nach Stück übrigens auch. Konsequenterweise bezeichnen Mueller und Schad ihr Spiel auch nicht als Flamenco, sondern als „mediterrane Musik“. Neben Santanas „Europa“ oder dem mit Tangoelementen versehenen „I love you much to much“ steht auch Michael Sagmeisters „Difference“ auf dem Programmzettel. Mueller erzählt, wie er vor vielen, vielen Jahren in Backnang den damals „blutjungen“ Sagmeister (Jahrgang 1959) gehört hat, und wie sehr er von dessen Spiel beeindruckt war.

Lust am Zusammenspiel und Spaß an der Improvisation

„Passion“ von den Gipsy Kings, Santanas „Contigo“, eine spanische Fassung von Gary Moores „Still got the Blues“ (sie heißt bei MAD – die Abkürzung für den Bandnamen – „Still Flamenco“), ein ziemlich „verrücktes“ Mueller’sches Arrangement dieses Klassikers, oder „Mediterranean Sundance“, wieder von Paco de Lucia und Al di Meola: Ein musikalischer Leckerbissen nach dem anderen erfreut an diesem Abend die Freunde des gepflegten, akustischen Gitarrenspiels. Auch bei den Eigenkompositionen wie „Another Way“ („eine Ballade an meine liebe Frau Gabi“) von Frank Steffen Mueller sowie „Innocence“ von Micha Schad spürt man die Spielfreude, die Emotion, die Lust am Zusammenspiel und den Spaß an der Improvisation. Schade, dass Schad und Mueller so selten zu hören sind. Ihnen gebührte durchaus die eher große Konzertbühne.

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Erstellt:
24. September 2019, 06:00 Uhr

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