Mit Dialekt und einer guten Portion Humor

Bei seinem 21. Krimi „Schwaben-Donnerwetter“ aus der Schwaben-Reihe geht Autor Klaus Wanninger neue Wege.

In seinem neusten Krimi packt Klaus Wanninger ein breites Repertoire an schwäbischen Schimpfwörtern aus – so viele, dass am Ende des Buches ein Lexikon vonnöten war. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

In seinem neusten Krimi packt Klaus Wanninger ein breites Repertoire an schwäbischen Schimpfwörtern aus – so viele, dass am Ende des Buches ein Lexikon vonnöten war. Foto: A. Becher

Von Claudia Ackermann

BACKNANG. In seine Kriminalromane lässt Klaus Wanninger immer Kritik an gesellschaftlichen oder politischen Umständen einfließen. Darauf wollte er dieses Mal bewusst verzichten. Als der Krimiautor vor rund einem Jahr mit dem Manuskript für „Schwaben-Donnerwetter“ begann, war er über die aktuellen politischen Entwicklungen in der Welt zu verdrossen, dass er beschloss: „Ich will etwas Heiteres und Aufmunterndes schreiben.“ Damals konnte er natürlich noch nicht ahnen, dass beim Erscheinen, in Zeiten der Coronapandemie im Mai 2020, Aufmunterung noch mehr gefragt sein würde als zuvor.

Auf seinen Lesungen war der Krimiautor oft darauf angesprochen worden, dass sich Fans seiner Bücher mehr schwäbischen Dialekt in den Schwaben-Krimis wünschen. Darauf ist er jetzt eingegangen. Auf Schwäbisch könne man Charaktere und Eigenheiten authentischer rüberbringen, so der in Backnang lebende Autor.

Volksmusiksänger wird mitsamt Toilettenhäuschen entführt.

„Schwaben-Donnerwetter“ beginnt mit dem Schimpfen des Ministerpräsidenten: „Herrschaftsdonderwedder abr au!“ Obwohl Wanninger im Vorwort angibt, dass alle Personen, Namen und Handlungen frei erfunden sind, ist der Ministerpräsident unschwer zu erkennen, wenn es heißt: „Er fuhr sich durch seine grauen, bürstenförmig in die Höhe stehenden Haare...“

Im neuen Krimi wird der beliebte Volksmusiksänger Heinzi kurz vor seinem Auftritt bei den Schwäbischen Heimattagen von Unbekannten entführt – und zwar mitsamt einem mobilen Toilettenhäuschen. Kommissar Steffen Braig und seine Kollegin Katrin Neundorf, die die Leser der Schwaben-Krimi-Reihe kennen, sind verhindert. So beginnt der aus dem fernen Berlin stammende Kommissar Harald Loose mit den Ermittlungen. In dem fiktiven Dorf Schlüpfingen, das der Autor „irgendwo im Stuttgarter Speckviertel“ verortet, stößt Loose mit seinen begrenzten Kenntnissen der schwäbischen Sprache auf unüberwindbare Hindernisse. Abstecher führen den Ermittler nach Esslingen und Heilbronn. Ganz kann Wanninger es dann doch nicht lassen, auf Missstände hinzuweisen. So steht im Mittelpunkt ein Konflikt, in dem es um den nachhaltigen Umgang mit der Natur geht. Schwäbische Querdenker und eigenwillige Bruddler stellen sich Bauvorhaben entgegen.

Wanninger erweckt in dem Kriminalroman allerlei skurrile Charaktere literarisch zum Leben. Das Repertoire an Schimpfwörtern ist beachtlich. Deshalb hat Wanninger ein selbst erstelltes, schwäbisches Schimpfwörterlexikon ans Ende seines Buches gestellt. Hier kann der Leser etwa die Bedeutung von „Furzklemmer, Hinterschefirgockeler ond Idipfelesscheißer“ nachlesen. In einem Vorwort zum Schimpfwörterlexikon wird darauf hingewiesen, dass es unzählige verschiedene Sprachnuancen im Schwäbischen gibt und natürlich auch keine einheitliche Schreibweise.

Auf kuriose Ideen kommen die Bewohner von Schlüpfingen, um ihr Dorf attraktiver zu machen und Besucher anzuziehen. So wurden etwa mehrere lebensgroße Statuenpaare aufgebaut, die eine Frau und einen Mann darstellen. Umso weiter man in die Ortschaft kommt, desto weniger sind die Paare bekleidet, bis sie schließlich gar nichts mehr anhaben. Das ruft die Moralapostel im Dorf auf den Plan. Diese sind übrigens auch nicht mit der „gläsernen Pariserproduktion“ einverstanden, bei der Touristen eingeladen sind, bei der Herstellung von Kondomen zuzuschauen.

Kommissar Braig kommt seinem Kollegen Loose doch noch zur Hilfe, der im Verlauf des Krimis immer wieder neue Seiten an den Schwaben entdeckt. Verdachtsmomente wandeln sich ständig und der Leser wird mit immer neuen Entwicklungen überrascht. Neben allen eingestreuten komischen Begebenheiten darf natürlich die Spannung in dem Krimi nicht fehlen. So viel sei verraten: Es wird noch ein weiteres Verbrechen geben, bei dem Loose einen entscheidenden Hinweis erhält. Doch was „dr Boddschamper ausgschütt“ eigentlich bedeutet, das wird der Ermittler erst ganz am Schluss erfahren.

Klaus Wanninger: „Schwaben-Donnerwetter“. KBV-Verlag Mai 2020. ISBN: 978-3-95441-523-6. Seiten: 328. Preis: 13 Euro.

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Erstellt:
29. Mai 2020, 11:30 Uhr

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