Musikalische Liebeserklärung an die Big Band

Auftakt der Jazzreihe im Backnanger Bürgerhaus mit Sängerin China Moses – Dirigent Lindgren mit extrovertierter Körpersprache

Von unschuldig bis aufreizend: China Moses beeindruckte mit ihrer Stimme. Foto: A. Becher

© Tobias Sellmaier

Von unschuldig bis aufreizend: China Moses beeindruckte mit ihrer Stimme. Foto: A. Becher

Von Miklós Vajna

BACKNANG. Das erste Konzert 2019 der konstant hochkarätigen Jazzreihe im Bürgerhaus begann noch ohne die Solistin des Abends. Der Dirigent der HR-Big-Band Magnus Lindgren erschien, wie auch im ersten Stück nach der Pause, mit selbst gespielter Querflöte beziehungsweise Saxofon, zählte kurz ein und startete die vorzüglich geölte Big-Band-Maschinerie. Smart, schlank, lässig und cool, mit ausdrucksstarken Handbewegungen und extrovertierter Körpersprache zelebriert er selbstbewusst die perfekten Abläufe, gibt den nötigen Groove und fordert fast beiläufig Akzente und Synkopen ein. Die Big Band ist immer auf dem Punkt, die Solisten sind allesamt erste Sahne, der Sound ist saftig, rund und, wo erforderlich, auch schön schrill bis grell.

Dann aber kündigte Magnus Lindgren „The One and Only“ China Moses an. Sie wurde vom Publikum mit großem Auftrittsapplaus empfangen.

Die Sängerin hatte neben Jazzstandards auch selbst komponierte Titel ihres neuen Albums „Nightingale“ mitgebracht. Sie erzählte einiges zu den vorgetragenen Stücken, meist auf Englisch, aber die Kommunikation funktionierte trotzdem hervorragend. Ihre Stimme ist klangfarben- und facettenreich, sehr modulationsfähig, kann metallisch-blechern oder guttural klingen, geht von Kleinmädchenstimme über unschuldig-lasziv zu heiser-aufreizend, integriert sich aber auch gut in den Big-Band-Sound. Das Publikum ging begeistert mit, immer wieder gab es starken Szenenapplaus für die Solisten, es wurde gejohlt und gepfiffen.

Vor dem letzten Stück machte China Moses eine Liebeserklärung an die Big Band: Sie sprach vom „asskicking swing“, der sie voller Energie antreibe, von einer innigen musikalischen Verbundenheit mit allen Musikern und besonders mit dem Dirigenten. Und dann war das Backnanger Publikum gefordert: aufstehen, mitsingen, klatschen und tanzen. Nach mehreren Anläufen und intensiver Motivation zur Steigerung der Lautstärke war die Sängerin mit dem Ergebnis des gesanglichen Einsatzes zufrieden. Klatschen und Tanzen ging gut, und das Aufstehen entwickelte sich folgerichtig zur begeisterten Standing Ovation.

Zur Zugabe brauchte China Moses drei Notenblätter, und das aus gutem Grund: Sie sang das berühmte, von vielen Jazzgrößen immer wieder gern vorgetragene „Und der Haifisch, der hat Zähne“ aus Brechts Dreigroschenoper auf Deutsch, Französisch und Englisch.

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Erstellt:
23. Februar 2019, 06:00 Uhr

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