Neue Ausstellung: Beziehungen zwischen Menschen als Thema

In der neuen Ausstellung in der Galerie im Helferhaus zeigt Hans Gunsch figurative Malerei. Es geht ihm um Distanz und Nähe. Menschen malt er meist abgewandelt oder von hinten. Eröffnung der Werkschau ist am 24. April.

„Resonanz“ nennt Hans Gunsch diese Malerei. Darin verwebt er zwei Motive, die ursprünglich nichts miteinander zu tun hatten. Foto: H. Gunsch

„Resonanz“ nennt Hans Gunsch diese Malerei. Darin verwebt er zwei Motive, die ursprünglich nichts miteinander zu tun hatten. Foto: H. Gunsch

Von Claudia Ackermann

Backnang. Wie kann man sich Menschen nähern? Wie dicht darf man an sie herankommen? Diese Fragen beschäftigen Hans Gunsch bei seiner Malerei. Die frontale Ansicht ist ihm zu direkt, so der Künstler bei einem Vorabrundgang durch die Ausstellung. Er malt die Menschen in Rückenansichten, allenfalls sind sie im Profil zu sehen. Meist ist die Vorlage eine Fotografie, die er an verschiedenen Orten aufgenommen hat. Doch die Figuren auf den Ölbildern befinden sich nicht in einer konkreten Umgebung, sondern in einem Farbraum, in dem sie keine Schatten werfen. Figürliches trifft hier auf Farbflächenmalerei.

Hans Gunsch lebt in Aichtal im Landkreis Esslingen und hat Kunsttherapie und Kunstpädagogik an der Hochschule für Kunst im Sozialen in Ottersberg bei Bremen studiert. In der Ausstellung auf zwei Stockwerken im Backnanger Helferhaus zeigt er auch Aktmalerei, die aus rund 40 Jahre alten Zeichnungen aus seiner Studienzeit entstanden ist. In einem Ölbild auf Leinwand hat das männliche Aktmodell kein Gesicht. Der Mann wird von einer Frau angeschaut, die wiederum dem Betrachter des Bildes mit dem Titel „Modell“ den Rücken zukehrt. Besucher der Ausstellung im Helferhaus haben somit die gleiche Perspektive wie die Frau, die den nackten Männerkörper anschaut. Ihr Gesichtsausdruck bleibt verborgen. Hans Gunsch hat die in Betrachtung versunkene Frau anhand eines Fotos gemalt, das er in einem Museum in den USA aufgenommen hat. Die Besucher einer Ausstellung sind für ihn oft genauso interessant wie die Exponate selbst, sagt der Künstler. In einem anderen Bild ist es wieder der Mann, der nackt ist, während die Frau Kleidung trägt. Die beiden Personen kehren einander den Rücken zu. Gehen sie nach einem Streit auseinander? Die Gesichter kann man nur im Profil sehen, lediglich die Körperhaltung bietet Raum für Interpretation. Hans Gunsch lässt den abgebildeten Menschen ihre Geheimnisse.

In einer konzeptionellen Serie hat der Künstler Köpfe von hinten gemalt. Die angeschnittenen Schultern sind unbekleidet. Kein modisches Accessoire weist darauf hin, ob es sich nun um männliche oder um weibliche Personen handelt. Lediglich die Frisuren, die sehr detailreich ausgearbeitet sind, oder die Form des Halses lassen das Geschlecht – wenn auch nicht immer – erahnen.

Hans Gunsch spielt auch mit Spiegelungen und Doppelungen. Foto: J. Fielder

© Jörg Fiedler

Hans Gunsch spielt auch mit Spiegelungen und Doppelungen. Foto: J. Fielder

Immer wieder entstehen auf Reisen des Künstlers Fotos, die später als Vorlage für seine Ölbilder dienen. Dabei kombiniert er Motive, die er an verschiedenen Orten aufgenommen hat. Zwei Frauen, die Kleider tragen, ist er in Usbekistan begegnet. Wieder verrät der Bildhintergrund, in dem ein kräftiges Rot vorwiegt, die Umgebung nicht. Die Arbeit hat er mit einem kleinen Jungen kombiniert, den er bei einer Reise zur Mecklenburgischen Seenplatte fotografiert hat. Auf dem Bild scheinen sich die beiden Frauen und das Kind anzuschauen. Zwar sind in diesem Fall die weiblichen Personen von vorne zu sehen, doch das Gesicht der einen liegt halb im Schatten, bei der anderen verdeckt eine Sonnenbrille den Blick.

Beziehungen zwischen Menschen, Distanz und Nähe sind das vorwiegende Thema des Künstlers. Aber es geht auch um die Beziehung der einzelnen Person zu sich selbst. Diese drückt Hans Gunsch in Spiegelungen und Doppelungen aus. Meist sind die Augen geschlossen, als würde der Mensch in sich gehen, wie bei den Bildern mit den Titeln „und ich“ sowie „inner sleep“. Es handelt sich um denselben Menschen, doch die Gesichter sind in Details unterschiedlich. Diese Art von Bildaufbau reizt ihn besonders, unterstreicht der Künstler. Man könnte das Bild umdrehen und es würde ein völlig anderer Gesichtsausdruck zur Wirkung kommen – ein ganz anderes inneres Erleben.

Vernissage am Sonntag

Einführungen und Öffnungszeiten Die Vernissage zur Ausstellung „Hans Gunsch – Malerei“ findet am Sonntag, 24. April, um 11.30 Uhr im Helferhaus, Petrus-Jacobi-Weg 5, statt. Einführungen halten Ulrich Olpp und Brigitte Jacob. Die Bilder können bis zum 22. Mai besichtigt werden. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag von 17 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag von 14 bis 19 Uhr.

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Erstellt:
22. April 2022, 06:00 Uhr

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