Porträts, Landschaften, Backnang-Motive

Ulrich Schielke senior war Schulleiter an der Max-Eyth-Realschule und hat zeitlebens gezeichnet und gemalt. In der neuen Ausstellung in der Galerie im Helferhaus ist ein Querschnitt seines Lebenswerks mit einer großen Vielfalt an Themen und Techniken zu sehen.

Ulrich Schielke führt im Helferhaus durch die Ausstellung mit Bildern seines Vaters Ulrich Schielke senior. Dieser hinterließ ein Gesamtwerk von rund 1000 Bildern. Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt des künstlerischen Schaffens aus der Zeit von 1935 bis etwa 1996. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Ulrich Schielke führt im Helferhaus durch die Ausstellung mit Bildern seines Vaters Ulrich Schielke senior. Dieser hinterließ ein Gesamtwerk von rund 1000 Bildern. Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt des künstlerischen Schaffens aus der Zeit von 1935 bis etwa 1996. Foto: A. Becher

Von Claudia Ackermann

Backnang. Schon in früher Jugend mit rund 14 Jahren widmete sich der in Wriezen an der Oder geborene Ulrich Schielke (1921 bis 2000) dem Malen und Zeichnen. Sein Vater, Richard Schielke, war Kunsterzieher, Maler und Zeichner und weckte in ihm die Liebe zur Kunst, weiß der Sohn Ulrich Schielke junior, der bei einem Vorabrundgang durch die Ausstellung führt. Sein Vater besuchte vor dem Zweiten Weltkrieg die Akademie der Bildenden Künste in Berlin und ließ sich nach Kriegsdienst und Gefangenschaft im baden-württembergischen Eislingen an der Fils nieder. Zunächst lebte er von der Malerei, dann machte er die Lehrerausbildung in Künzelsau. 1956 kam er an die damalige Mittelschule in Backnang mit den Schwerpunktfächern Kunsterziehung und Geografie. Nach mehreren Stationen wurde er 1968 bis zu seinem Ruhestand 1981 Rektor der Max-Eyth-Realschule Backnang und geschäftsführender Schulleiter.

Der Weg zur Vielfalt in Malerei und Zeichnung begann bereits Mitte der 1930er-Jahre vorwiegend mit Landschaftszeichnungen und Aquarellen. Mit seinem Vater war Ulrich Schielke senior viel in der Mark Brandenburg unterwegs und sie zeichneten und malten die Landschaft. Auch später noch sind Bilder entstanden, die an seine Heimat erinnern, mit den typischen Birkenhainen. Ab den 1940er-Jahren widmete sich Schielke verstärkt der Porträtzeichnung. Zahlreiche Bilder sind bei Heimaturlauben als Soldat und in Gefangenschaft entstanden. So zeichnete er mehrmals mit Bleistift seinen Vater Richard Schielke. Beeindruckend sind die Porträts seiner Mutter von 1942 und 1943, die zeigen, wie sich die Gesichtszüge der Menschen unter den Einflüssen des Kriegs veränderten. Auch Selbstbildnisse des Künstlers sind in der Ausstellung dabei.

Während seiner Zeit als Soldat sind außerdem Kriegsbilder entstanden, etwa die lavierte Tuschezeichnung „Linie 3 in Belgrad“ (1943) oder das Bild „Im Schatten der Ruinen“, das eine Frau mit Zigarette in lasziver Haltung – es könnte eine Prostituierte sein – vor zerstörten Häusern auf einem Müllberg zeigt.

In den 1950er-Jahren ergänzte Schielke sein Schaffen mit Gouache-, Tempera- und Ölbildern. Dabei veränderten sich auch die Themen. Es entstanden mehrere Stillleben und erste abstrahierte Werke. Aufgrund der beruflichen Einbindung als Schulleiter rückte die Malerei in den 1970er-Jahren etwas in den Hintergrund. Verstärkt wandte sich Schielke dem Malen und Zeichnen nach seinem Eintritt in den Ruhestand 1981 wieder zu. Er nutzte ein großes Spektrum an Themen, von der maltechnisch sehr vielfältigen Landschaftsmalerei über Blumen- und Tierbilder bis hin zu abstrakten Werken. Dabei war es eine Eigenart des Künstlers, seine eigenen Werke zu übermalen. Ein abstraktes Ölbild in der Ausstellung ist mit 1962/1991 datiert. Wer genau hinsieht, kann noch beide Jahreszahlen auf dem Gemälde entdecken.

Auch bissig konnten die Werke des Künstlers sein, etwa bei der Bleistiftzeichnung „Das Ergebnis seiner Forschung“ von 1983, auf dem ein Wissenschaftler eine makabre, gezüchtete Kreatur zur Schau stellt. Das Herz des Künstlers gehörte auch seiner Wahlheimat Backnang, weiß Ulrich Schielke junior, der in beruflicher Hinsicht in die Fußstapfen seines Vaters trat und Schulleiter in Burgstetten, an der Backnanger Schillerschule und dann bis zu seinem Ruhestand 2012 Rektor an der Tausschule und geschäftsführender Schulleiter der Backnanger Schulen war. So sind in der Ausstellung auch mehrere Backnang-Motive zu sehen. Eine Szenerie beim Rummel auf dem Straßenfest hat der Künstler 1985 als Aquarell gemalt. Auf einem Ölbild von 1970 ist die Lohmühle in der Fabrikstraße das Motiv, oder er widmete sich in einem Gouache-Bild dem Wehr an der Sulzbacher Brücke mit den Trauerweiden am Murrufer.

Selbstbildnis von Ulrich Schielke senior.

© Alexander Becher

Selbstbildnis von Ulrich Schielke senior.

Hövelborn hält Einführung

Vernissage Am Sonntag, 23. Januar, um 11.30 Uhr findet die Vernissage zur Ausstellung „Ulrich Schielke – Malerei und Zeichnung“ im Helferhaus, Petrus-Jacobi-Weg 5, bei halber Besetzung des Foyers statt. Sollten mehr Besucher kommen, als Plätze vorgesehen sind, wird die Hälfte der Gäste direkt in die Ausstellungsräume geführt. In diesem Fall hält Ernst Hövelborn, langjähriger Vorsitzender des Heimat- und Kunstvereins, die Einführung zweimal.

Öffnungszeiten Die Werkschau im Backnanger Helferhaus kann bis Sonntag, 20. Februar, besichtigt werden: Dienstag bis Freitag von 17 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag von 14 bis 19 Uhr.

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Erstellt:
21. Januar 2022, 06:00 Uhr

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